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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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noch immer keine Verbindung zu ihrem Körper; ihr Geist war ein freischwebender Punkt mit augenloser Sicht.
    Der Ingenieur kam mit einem anderen Mann zurück. Er berührte Tipylexne mit seinem Fuß. „Diesen zuerst. Überprüfe ihn.“
    Der Arzt ließ sich neben dem Cludair auf die Knie nieder und schob eine sanft summende Maschine in weit ausladenden Kreisen über seinen Körper. Er knurrte, beugte sich über Gwynnor, dann über Ghastay. „Alles in Ordnung bei ihnen.“
    „Gut. Was ist mit der Frau?“
    Der Arzt bewegte sich, schwebte über Aleytys. Als er das summende Instrument über ihren Körper bewegte, runzelte er die Stirn. „Komisch“, murmelte er.
    „Was?“
    „Zwei komplizierte Brüche am rechten Bein. Ein glatter Bruch des rechten Arms. Und sonst keine Verletzungen. Keine!“
    „So? Was spielt das für eine Rolle? Flick sie zusammen, damit sie vernehmungsfähig ist.“
    Das runde, fleischige Gesicht des Arztes produzierte einen plötzlichen Schimmer von Schweiß. Er schluckte, seine vorstehenden Augen wölbten sich noch weiter vor, als er seinen Blick nervös von der Frau zum Ingenieur hin bewegte. „Verhören?“ Seine Stimme war heiser, mit einem seltsamen Tremolo, das an Aleytys’ bereits angespannten Nerven zupfte. Es war eine subtile Falschheit an dem Mann, wie ein gefälschtes Bild, das über das echte gelegt war, ein böser Schatten über einem im Grunde anständigen Mann. Sie sondierte weiter und sah eine in den Knochen hinter seinem Ohr eingelassene Metallhülse und fühlte sich elend. Ein Phorx-Süchtiger. Das teils pflanzliche, teils tierische Ding, das seinen Wirt mit Anfällen vorzüglicher Glückseligkeit verwöhnte. Und an seinem Gehirn fraß.
    „Der Direktor schickt eine Psycho-Sonde, falls dich das interessiert. Mach sie bereit.“ Er wandte sich zum Gehen.
    Die Wangen des Arztes bebten. Seine Hand tastete hilflos in der teilnahmslosen Luft herum, dann taumelte er auf seine Füße und zupfte am Ärmel des Ingenieurs. „Ist das nicht illegal? Die Singh-Catal-Manachay-Konvention …“
    Der Ingenieur riß seinen Arm frei. Seine Nasenflügel blähten sich vor Zorn und Verachtung.
    „Du solltest wissen, daß die Wei-Chu-Hsien-Triade nicht zu den Unterzeichnern dieses Stücks Unsinn gehört; andernfalls wärst du nämlich schon längst im Rehab. Statt dessen dulden wir deinen kleinen Liebling.“
    Der Arzt zuckte zusammen, seine Brauen zu einer schmerzhaften Fratze heruntergezogen. „Eine arbeitende Psycho-Sonde zerstört den Verstand. Sie werden nur noch dahinvegetieren.“ Öliger Schweiß überschwemmte sein Gesicht; er zitterte so stark, daß er kaum stehen konnte.
    „Du meinst, der Direktor hat vor, sie am Leben zu lassen? Du machst besser mit deiner Arbeit weiter, Herr Doktor, solange du noch dazu fähig bist. Muß der Phorx nicht bald gefüttert werden? Möchtest du gern, daß er hungrig wird?“
    Der Arzt schüttelte sich. Ohne ein weiteres Wort kniete er neben Aleytys nieder und öffnete seine Tasche.

 
13
     
    Chu Manhanu strich mit seinem Daumen über den Rattenschwanz-Schnauzbart, der ordentliche Klammern um den schmalen Strich seines Mundes zeichnete. Die Lippen zu heikler Abscheu geschürzt, untersuchte er den Cludair flüchtig, sah kurz nach Gwynnor und begab sich dann zu Aleytys. Die Blicke aus seinen flachen, schwarzen Augen glitten über die Gipsverbände, die ihr Bein und ihren Arm beschwerten und flach am Boden hielten. „Du bist als einzige verletzt.“ Des klebrigen Widerstands des Fangnetzes wegen unfähig, die Hände zu heben, zuckte Aleytys mit den Schultern. „Ich bin aus einem Baum gefallen.“
    „Du weißt, wer ich bin?“
    „Nein.“ Sie ließ den kühlen Ton ihrer Stimme ihm sagen, wie wenig sie das interessierte.
    „Ich bin Gesellschafts-Direktor, Frau. Was mit dir passiert, hängt von mir ab.“
    „Oh, wie ich mich fürchte!“
    „Das ist der springende Punkt, nicht wahr? Warum hast du keine Angst?“
    „Vor dir?“ Sie lachte, und er zuckte zusammen.
    „Dein Haar ist sehr rot.“
    „Ein Erbe meiner Mutter.“
    „McNeis oder Mctany?“
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du redest.“
    Er schlug seine Handflächen leicht zusammen. „Egal, die Sonde wird für dich antworten.“ Er ging weiter und ließ sich im Drehsessel neben der Konsole nieder. „Doktor.“
    Der ungeschlachte Mann trat unsicher durch die Tür; noch immer strömte Schweiß aus seinen Poren. Ein leerer, glasiger Blick war in seinen Augen. „Ja,

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