Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
hierbleiben.“

 
11
     
    Aleytys zupfte an einer Haarsträhne, die über die Schulter nach vorn hing. „Tipylexne. Gwynnor-Ghastay. Verdammt. Es gibt zu viele veränderliche Größen.“
    Tipylexne berührte ihre Schulter. „Der Rat hat entschieden, Feuerschwester. Wir sind auf alles vorbereitet, was geschehen wird.“
    „Das hofft ihr.“ Sie seufzte. „Ich wünschte, ihr würdet alle ins Dorf zurückgehen.“
    Tipylexne schüttelte seinen Kopf. Die anderen wiederholten seine stumme Weigerung.
    „Schon gut. Es ist euer Leben. Gwynnor!“ Sie sprang davon und ergriff den Ast. Sie brummte vor Anstrengung, zog sich zu dem knorrigen Ding hoch, dann lief sie den Ast entlang, hinaus und ließ sich vorsichtig hinter einem hochragenden Nebenzweig nieder. Ihr Gewicht zog den Ast leicht nach unten und öffnete ein Loch im Blätterwerk, durch das sie sehen konnte.
    Hinter der Erntemaschine richtete sich ein Mann auf, wischte seine Hände an einem weichen, roten Tuch ab, während er beim Anblick der komplizierten Anordnung von Bestandteilen die Lippen schürzte. Nachdem er den Lappen in eine Gesäßtasche gestopft hatte, schlug er den Deckel zu. Noch einmal trat er zurück, starrte finster zum Wald herüber, dann verschwand er in der Maschine.
    Die Erntemaschine stotterte kurz, dann begann ein jammerndes Brüllen.
    Aleytys runzelte die Stirn. Da gab es ein unheimliches Flattern, das sich ihr Rückgrat entlang höherschlängelte und über ihre Brust vibrierte. Dann zuckte sie mit den Schultern und pfiff.
    Als die ersten Töne der Flöte unter ihr erklangen, tastete sie hinaus, um die Kraftlinien in der Maschine zu berühren. Diesmal war der Schutzschirm übermächtig. Sie brauchte mehrere Minuten, um einen Tastfühler durch den Energieschirm hindurchzubekommen, aber sobald ihre Geistfinger hineingriffen, war es die Arbeit einer Sekunde, den Kurzschluß herbeizuführen. Sie lächelte und fing an, ein zweites Loch in den Schirm zu bohren.
    Es gab ein lautes Wumm!, und mehrere Stöße blauen Rauchs wirbelten aus einer Seite der Maschine. Die Erntemaschine versprühte Metallbruchstücke. Aleytys machte sich wieder daran, den Schirm zu sondieren – für einen dritten Schlag.
    Das letzte, das sie hörte, war eine laute Explosion von den Schneidearmen der Maschine.

 
12
     
    „Aleytys!“ Die Bernsteinaugen irrlichterten. „Wach auf!“ Die Altstimme stupste sie an, brach durch den Dunst, der zusammenhängendes Denken blockierte. „Du warst betäubt“, fuhr Harskari ruhiger fort. „Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, zu versuchen, dich zu lokalisieren; haben nur einen Schwerbetäuber über die Front des Einschnitts geschwungen. Wie man Wasser aus einem Schlauch quetscht.“ Sie schloß ihre Augen und preßte den Mund zu einem dünnen Strich zusammen, um sich selbst wieder zu ihrer gewohnten Ruhe zu zwingen. Ruhiger geworden, sagte sie: „Dann haben sie dich und die anderen hierhergetragen.“
    „Die anderen …“ Der Gedanke schwebte in ihrem Geist, aber ihr Mund formte keinen Laut. Sie konnte nichts sehen, nichts fühlen außer Harskaris Tigeraugen. Nach einem Augenblick langsamen Nachdenkens begann sie, in Panik zu geraten.
    „Ruhig, Aleytys. Sei nicht dumm. Dein Körper ist noch betäubt. Du hast noch ein paar Minuten, bis die Wirkung nachzulassen beginnt.“ Sie war einen Sekundenbruchteil lang still. „Schau an dir hinunter, Aleytys“, sagte sie, nachdem ihre ersten Worte Zeit gehabt hatten, einzuwirken. „Dein Körper wurde beschädigt, als du fielst.“
    „Fielst … Ich fiel?“
    „Du warst auf einem Baum, weißt du noch? Als der Betäuber traf, bist du schwer auf dem Boden aufgeschlagen, Aleytys.“
    Aleytys tastete nach Erinnerungen, gab die Suche jedoch auf, als sie nichts als Nebel fand. Sie schaute an sich entlang. Beschädigt. Meine Innereien sind ein einziges Durcheinander. Lunge durchbohrt. Gebrochener Arm. Gebrochene Schulter. Zertrümmertes Becken. Rechtes Bein an zwei Stellen gebrochen. Ich frage mich, warum sie es für lohnend hielten, mich zu transportieren. Langsam erblühte die Wirklichkeit in ihr. „Mich transportieren? Wo bin ich?“
    „Im Innern der Maschine. Obwohl dich der Betäuber überschockt hat, so daß du keinen Schmerz spüren kannst, Aleytys, versickert deine Lebenskraft. Wenn du dich nicht vorzeitig zu uns gesellen willst, machst du dich besser gleich daran, dich zu heilen.“
    „Hhm.“ Schläfrig rekapitulierte Aleytys die Auswertung ihrer Verletzungen. „Mein Bein

Weitere Kostenlose Bücher