Maeve
angenehm erschöpft aus. Sie lächelte auf ihn hinunter, verspürte eine warme Zuneigung zu ihm, die, im Augenblick, wenig mit Sexualität zu tun hatte.
Leise summend watete sie in den Bach hinein und setzte sich, damit das Wasser sie umfloß; es kam an den Rippen hoch, bis fast zu den Brüsten. Die Hände voller Grundsand, schrubbte sie Schweiß und Flecken von ihrem Körper, bis sie sich sauber fühlte. Sie streckte sich, gähnte, watete dann hinaus und setzte sich ins Gras, um die Brise über ihren Körper fließen und ihn trockenfächeln zu lassen, was ihre Haut süß gekühlt bleiben ließ.
Eine Baumkatze tappte aus dem Schatten jenseits des Baches und verharrte, starrte zu ihr herüber. Aleytys lehnte sich gegen den Baumstamm zurück, verwob die Finger hinter dem Kopf und beobachtete die Katze ihrerseits mit einer großen Neugier. Behutsam sondierte sie in das Raubtier hinein, erkundete seine katzenhafte Psyche, ließ es dann saufen und schickte es weg, seufzte in Erinnerung an ihren herrlichen, furchterregenden Gefährten vor so langer Zeit – den schwarzen Tars Daimon. Sie hätte gerne gewußt, ob das große, katzenartige Tier noch lebte und die Berge von Jaydugar durchstreifte, wo selbst der Mensch eine geringe Bedrohung für sein Wohlergehen war. Aber momentan war sie viel zu zufrieden, um allzu lange in der Vergangenheit zu verweilen. Sie streckte sich wieder und gähnte hoffnungsvoll.
Etwas klapperte neben ihr. Sie sah hinunter. Gwynnors Flöte.
Sie hob sie auf und untersuchte sie besorgt, erforschte die glatte, polierte Oberfläche des Instruments nach einer möglichen Beschädigung. Keine Kerben, keine Risse. Gut. Sie kicherte; die Form der Flöte, und die Art, wie sie damit umging, erinnerte sie an ihre Betätigung vor gar nicht so langer Zeit. Sie hielt die Flöte noch immer, ließ sich wieder an dem Baum nieder.
Ein purpurnes Leuchten dehnte sich, braute sich in ihrem Kopf zusammen. Schwebte dort, pulsierte an einer vage entschuldigend wirkenden Geste.
„Shadith?“
Purpurne Augen öffneten sich zögernd. „Lee …“
„Was ist denn?“ Aleytys setzte sich auf und blickte sich um. „Nichts. Ich … ich wollte bloß mit dir reden.“
„Früher hast du nie gezögert.“
„Das war etwas anderes.“
„W … warum?“
„Du hast uns gebraucht.“
Aleytys sank gegen den Baum zurück, schnupperte dankbar, als ihr Rücken Duftöl aus der Rinde preßte, ein schmerzlich belustigtes Lächeln zog einen ihrer Mundwinkel hoch. „So?“
Shadith schien verlegen. „Es ist dein Körper.“
„Manchmal wundere ich mich darüber.“
„Lee!“
„Nur Spaß. Hör auf zu zaudern, Shadith. Was willst du?“
„Musik!“ Das Wort war mit einem beinahe verzweifelten Verlangen geladen. „Ich bin eine Sängerin, Lee, und eine Liedermacherin. Wie lange es her ist, daß ich …“
„Du willst, daß ich Gwynnor aufwecke?“
„Nein!“ Shadiths violette Augen flammten. „Nein, Lee. Ich möchte … ich möchte deinen Körper. Nur für ein Weilchen.“
„Warum fragst du überhaupt?“ Aleytys runzelte die Stirn. „Das hast du doch früher nie getan.“
„Würde ich es ohne deine Zustimmung versuchen, würde mich Harskari bei lebendigem Leibe häuten. Sie hat eine schlimme Auffassung von Moral, diese Dame.“
„Ich vermute, sie hört jetzt zu.“
„Mein Gott, ich hoffe nicht. Sie und Swardheld sind weggegangen …“ Shadiths Stimme zog sich zu einem nachdenklichen Zögern zusammen. „Es ist schwer zu erklären.“
„Was seid ihr wirklich, ihr drei?“ Aleytys bewegte die Hände langsam über das zerdrückte Gras. „Ich habe ein gewisses Interesse daran, das zu erfahren“, sagte sie trocken.
Shadith kicherte. „Ein Punkt für dich, Lee.“ Die dünnen Brauen schössen zu dem üppig gelockten Haar empor. „Wie, zum Teufel, sollte ich das wissen?“ Sie schüttelte ihre Locken, bis sie wild umhertanzten. „Alles, was ich wirklich weiß, ist, daß ich real bin. Ich fühle, daß ich dieselbe Person bin, die ich war, bevor mich das Diadem einfing. Ich denke. Ich fühle – wenigstens tu ich das, wenn das Diadem auf einem lebenden Körper sitzt. Ich erinnere mich. Ich lerne. Was bin ich? Gott weiß es. Ich sicher nicht. Vielleicht noch Harskari, aber sie redet nicht.“
Aleytys runzelte die Stirn. „Aber du bist diejenige, die sich mit komplizierten Technologien auskennt.“
Shadith schüttelte den Kopf. „Du hast eine übertriebene Vorstellung von meinem Wissen, Lee. Also, ich kann
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