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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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nachdenklich. „Ich nehme an, daß du, weil du aus einer Ackerbau-und-Hirten-Umgebung kommst, eine Maschinen-Stadt-Kultur schwer verständlich finden würdest, was mich schlauer aussehen läßt, als ich bin.”
    „Komisch.”
    „Was?”
    „Dies ist das erste Mal, daß ich mit einem von euch wirklich nur geplaudert habe. Wir teilen uns einen Körper, und wir sind noch immer Fremde füreinander.”
    „Was mich wieder zum Anfang zurückbringt. Ich dürste nach Musik, Lee. Es ist ewig her, seit ich mehr tun konnte, als Klangfetzen zu lauschen. Bitte …?”
    Aleytys fühlte ein schmerzliches Widerstreben dagegen, sich von einer anderen Intelligenz ersetzen zu lassen, aber sie schüttelte die kurze Abneigung ab. „Also los, Shadith.” Mit einem unbehaglichen Lachen ließ sie die Hände über ihren Körper hinuntergleiten. „So wie es ist, gehört alles dir.”
    Durch den Wechsel kurz desorientiert, scharrte Aleytys in ihrem Schädel herum, bis sie es sich bequem gemacht hatte; sie lehnte sich zurück, um Shadiths Vergnügen an ihrem Können zu genießen.
    Shadith hob die Flöte hoch und betrachtete sie, berührte sanft das polierte Holz. Sie hob die Flöte an die Lippen und blies, um die Möglichkeiten des Instruments zu erkunden, und sie erfuhr mehr über die Möglichkeiten des Körpers, den sie trug.
    Langsam, ruhig, glätteten sich die zaghaften Töne und begannen, sich zu einer komplizierten, erregenden Musik zu vermischen, zu etwas, das weit über alles hinausging, was Aleytys je erlebt hatte. Die Musik wurde stärker und lauter, durchdrang die Knochen ihres Körpers, ging weit, weit über das einfach Angenehme und Melodische hinaus. Anspruchsvolle Musik. Beunruhigend. Anspruchsvoll. Aufreizend. Anspruchsvoll. Schön.
    Schrecklich. Alles gleichzeitig und alles abwechselnd.
    Gwynnor erwachte. Er setzte sich auf, wurde sich seiner Nacktheit bewußt. Halb benommen von der Musik, die sich um ihn herum ergoß, angelte er sein Hemd heran und streifte es über den Kopf, glättete die Falten, während er sich zu der Sternenfrau umdrehte, die neben ihm saß, Beine gekreuzt und Rücken gerade, um ihren Lungen bestmögliche Ausdehnung zu gewähren. Sie hatte seine Flöte und spielte … außergewöhnlich … er konnte den Klang nicht beurteilen, aber das Können … außergewöhnlich. Es beschämte ihn. Er wurde ärgerlich und sprang auf.
    Sie ignorierte ihn.
    Heftig riß er ihr die Flöte aus den Händen. „Warum hast du mir nichts davon gesagt? Du läßt mich mit meinem Können prahlen, während du …”
    „Gwynnor!”
    Das Wort schlug durch seinen Zorn, brachte den Wortschwall augenblicklich zum Verstummen. Es war nicht Aleytys’ Stimme, nicht die Stimme, die er allmählich so gut kannte wie seine eigene. Klangfarbe, Akzent, Tonfall — alles anders. Einer der Dämonen hatte sie übernommen. Er schluckte und machte einen Schritt zurück. „Du … du bist nicht …”
    „Ich werde Shadith genannt.”
    Er bewegte den -Kopf, sah ängstlich und hoffnungslos umher.
    „Laß sie los. Wo ist sie?”
    „Hier.” Shadith lachte, der Ton ein silbernes Trillern, ganz anders als Aleytys’ tieferes Kichern. „Komm zurück und setz dich, Gwynnor. Aleytys hat mir ihren Körper für eine kleine Weile gegeben.”
    Er schüttelte den Kopf und versuchte vergeblich, den Nebel der Verwirrung zu vertreiben, der in seinem Inneren umherwallte.
    „Ich verstehe nicht.”
    Ihr Mund verzog sich zu einem schelmischen Lächeln, in den blaugrünen Augen tanzte der Übermut. „Gwynnor, schäm dich.
    Du hast uns vor langer Zeit ertappt.”
    „Dämon!”
    „Sei nicht dumm. Frag Lee, wenn sie zurück ist. Eher Schutzengel, obwohl ich von mir nicht gerade behaupten kann, sehr engelhaft zu sein.”
    Sie wurde ernst. „Es tut mir leid zu sehen, daß dir das so sehr zu schaffen macht. Verdammt. Harskari wird mir die Haut vom Leibe ziehen. Es ist nur … ich habe mich so sehr danach gesehnt, Musik zu machen.”
    „Aleytys ist hier?” Er starrte sie an. „Wie?”
    Shadith seufzte. „In Ordnung. Geh ein Stück in den Wald hinein, bitte. Wenn du zurückkommst, wird Aleytys hier sein.”
    Ein paar Minuten später kam er langsam aus dem Schatten zurück. Er kam zu ihr herüber und beugte sich herunter, um in ihr Gesicht zu starren.
    „Ich bin es, Gwynnor. Shadith ist weg.”
    Seine Finger zitterten auf ihrer Wange, dann legte sich seine Hand darauf. „Wie konnte das passieren?”
    „Ich kann es nicht erklären, Gwynnor.”
    „Du kannst

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