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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Welten vor Maeve. Wie hieß dieser Planet …? Sie schüttelte den Kopf… So viele Welten, so viele fremde Namen … Sie konnte irgendwo im Westen einen Wasserfall hören. Sie ging näher ans Wasser, beugte sich vor, und stellte fest, daß sie den Rand der Hochebene sehen konnte: als ebene Form vor dem blassen Blau des Himmels sichtbar. Sie glaubte, eine vage Senkrechte dieses Blau durchschneiden sehen zu können. Der Wasserfall? Er war weiter weg, als das Geräusch vermuten ließ.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Still, wie grüne Geister in der Dunkelheit unter den Bäumen, warteten Qilasc und Tipylexne darauf, daß sie in das Boot stieg.
    Gwynnor saß am Heck des Segelbootes, hielt es am Ufer, hatte ein Paddel hinter der Wurzel eines Baumes stecken, der sich in weiter Krümmung über das Wasser lehnte. Eines baldigen Tages würde er fallen und ins Meer davontreiben. Wie wir, dachte sie.
    „Aleytys willst du noch eine Stunde da herumstehen? Mein Arm bricht bald ab.”
    Sie schaute unglücklich auf das kleine, auf- und abtänzelnde Schiff. „Ich soll auf dieses Ding da gehen?”
    ,,Es sei denn, du willst zu Fuß gehen.” Gwynnor grinste sie an.
    ,,Beweg dich nur langsam und vorsichtig. Spring’ herum, und du hast uns beide im Wasser. Das Boot ist ziemlich empfindlich, was die Handhabung angeht.”
    „Und ich werde mit dem Fuß nicht durch den Boden krachen?”
    „Nein, Aleytys, das habe ich damit nicht gemeint. Komm schon, bevor mein Arm tatsächlich noch abfällt.”
    Aleytys blickte zum letzten Mal zum Wald hinüber, sagte dem Waldvolk ein stummes Lebewohl. Sie knirschte mit den Zähnen, dann schwang sie einen Fuß in das Boot. Es bewegte sich unter ihrem Gewicht, sie griff wild nach dem Mast, stieß mit der Hüfte gegen die Spiere - und die schwang herum, was Gwynnor beinahe enthauptete. Das Boot schaukelte zurück, und sie donnerte mit dem Kopf schmerzhaft gegen den Mast.
    Gwynnor duckte sich, als die Spiere zu ihm herumkam, zog dabei das Ruder los; das Boot trieb hinaus und wurde schneller, als es die Hauptströmung packte und mitriß. Er griff die Ruderpinne und glich die wilden Schwünge des Bootes aus, brachte es behutsam in die Flußmitte, wo es sich schnell und glatt durchs Wasser — gläsern grün und tief — bewegte.
    Aleytys klammerte sich an den Mast, gewann allmählich wieder ihre Fassung zurück. Ein schmaler Vorsprung lief um die geschwungenen Bootsseiten herum. Ohne nachzudenken, machte sie Anstalten, sich auf diesem Sitz niederzulassen.
    Das Boot begann gefährlich zu schaukeln, als ihre Gewichtsverlagerung die Balance aufhob. Gwynnor warf sich auf die andere Seite; Aleytys erstarrte halb in der Bewegung. „Aleytys.”
    „W … was?”
    „Verdammt, wenn du dich bewegst, dann denk daran, daß du das Gewicht auf der einen Seite mit dem Gewicht auf der anderen Seite ausgleichst. Sonst kentern wir.”
    Sie nickte, ein kleines, knappes Beugen des Kopfes: sie war zu ängstlich, um eine größere Bewegung zu wagen. Sie hielt sich so krampfhaft am Mast fest, daß ihr die Finger weh taten, ließ sich in der genauen Mitte des Bootes nieder, bis sie auf den Bodenplanken saß. Vorsichtig löste sie die Finger und bewegte sie langsam.
    „Geht’s dir gut?”
    Sie sah auf. „Ja.” Ihre Blicke bewegten sich an ihm vorbei. Die Waldzunge, die den Fluß berührte, war schon verschwunden, hinter einer Biegung versteckt. Die Ufer zu beiden Seiten veränderten sich zu allmählich ansteigenden rosenroten Klippen. Eine gewaltige Einsamkeit höhlte sie aus. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Zornig wischte sie sie weg. Weinen. Weshalb, zur Hölle? Die Einsamkeit breitete sich aus. Ließ sie frösteln. Sie zog die Knie hoch, ohne sich um das Schlingern des Bootes zu kümmern, ergab sich dem heftigen emotionalen Sturm, der sie auseinanderzureißen drohte. In einem letzten Zugeständnis an ihren Stoiz ließ sie den Kopf auf die Knie fallen und verbarg ihr Gesicht hinter verschränkten Armen.
    Gwynnor entkrampfte sich, als der Ruß das Boot schnell, glatt und beständig das Rußbett hinunterjagte. Unnötig, das Segel zu hissen. Ging schnell genug. Er sah über die Schulter zurück.
    Abschiede sind immer schwierig, dachte er. Er richtete sich wieder auf, blinzelte, da ihm die tief stehende Morgensonne direkt in die Augen schien. Er runzelte die Stirn.
    Aleytys saß vornübergebeugt da, den Kopf auf den Knien, ihr Körper bebte unter harten, heiseren Schluchzern. „Aleytys!”
    Sie schien nicht zu hören. Die

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