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Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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jedenfalls kam es ihm später vor, als sie daran entlanggingen. Jede war etwa zwei Meter lang und ein Meter breit; sie waren mit Holzdeckeln verschlossen. Das Ende der Reihe war nicht zu erkennen.
    »Kisten!« sagte er. »Was ist mit ihnen? Was ist da drin?«
    »Sie sind offen, Doktor. Überzeugen Sie sich doch selbst.«
    Vorsichtig beugte er sich zu einer nieder und hob mit der linken Hand die Taschenlampe haltend, den Deckel hoch.
    In der Kiste lag ein Körper. Es war der Körper einer alten Frau, die entweder erst kürzlich gestorben oder aber gut erhalten war.
    Schnell ließ er den Deckel wieder fallen und warf Miss Lanning einen entgeisterten Blick zu.
    »Särge«, flüsterte er. »Alles Särge. Aber wessen Särge? Wie sind sie hierher gekommen?«
    »Sie wurden hierher gebracht, Doktor.«
    »Aber wer hat das getan? Und warum?« Nachdenklich sah er sich um. »Ein unterirdischer Friedhof –«
    »Nein«, unterbrach ihn die Frau. »Kein Friedhof. Nur eine Zwischenstation. Unser Friedhof ist nicht hier. Er ist weder hier noch sonst irgendwo in Ihrer Welt. Deshalb wollte ich nicht, daß Sie die Autopsie vornehmen; der Körper meines Vaters muß hierher zu den anderen kommen.«
    »Ich verstehe immer noch nichts, Miss Lanning.«
    Unempfindlich und teilnahmslos wie stets, saß sie auf einem der Särge.
    »Vor mehr als tausend Jahren«, begann sie, »kamen unsere Leute auf Ihre Welt. Es war ein Forscherteam von acht Familien, denn auf unserem Planeten nehmen die Frauen genauso an den Forschungen teil wie die Männer. Auf Grund eines Fehlers beim Errechnen der Gravitation setzte das Raumschiff bei der Landung zu stark auf. Drei von uns wurden getötet, aber die restlichen überlebten und wurden unsere Vorfahren.«
    Dr. Bray verfluchte sich im geheimen. Also hatte er doch recht gehabt: Man konnte an einem einzigen Tag einem Monster und einer Irren gleichzeitig begegnen; hier hatte er den schlagenden Beweis dafür.
    »Und woher sollen Ihre Vorfahren gekommen sein?«
    »Von einem Planeten aus dem Sternensystem Andromeda, die Heimat, in die wir alle eines Tages zurückkehren müssen. Und wir werden wirklich zurückkehren, denn das ist unsere Bestimmung. Tausend Jahre lang haben wir auf das Licht, das in den Himmeln erscheinen wird, gewartet, auf das Schiff, das uns nach Hause tragen wird. Wir sind eine geduldige Rasse, und unser Glauben ist stark.«
    »Sie wollen behaupten – Ihr Vater ...«
    »Schon vor vielen Generationen lernten wir, uns anzugleichen. Die unmittelbaren Nachkommen der Überlebenden gingen durch eine harte Schule des Schmerzes und der Leiden. Sie waren nicht fähig, ihre Fremdartigkeit, ihr Flugvermögen zu verbergen, und wurden deshalb entweder als Hexen verbrannt oder zu Heiligen erhoben; beides war nicht wünschenswert. Wir lernten also, uns anzugleichen, zu leben, zu warten. Das ist unser Gesetz, dem wir gehorchen müssen. Und so warten wir, Doktor – auf das Licht, das uns nach Hause bringen wird.«
    »Aber diese Körper hier –«
    »Eine Zwischenstation, Doktor, wie ich schon vorher sagte. Auf unserer Welt ist das Leben nicht nur eine kurze Episode wie hier bei Ihnen auf der Erde; wir altern nicht, wir werden auch nicht krank wie Sie hier. Nur hier in der dichten Atmosphäre Ihres Planeten welken unsere Arterien dahin, aber trotzdem sterben wir nicht, verwesen wir nicht ...«
    »Soll das heißen, daß sie leben? Alle diese ...« Er beschrieb mit steifem Arm einen Bogen über die unzähligen Särge.
    »Auf Ihrer Welt sind sie – tot. Auf unserer werden sie wieder leben. Deshalb wird jeder von uns, der ›stirbt‹, zu einem geheimen Ort unter dem Erdboden geschafft, um hier wohlbehütet auszuharren, bis der Tag des Lichts endlich anbricht. Mit der Hilfe unserer Ärzte und der heilenden Kraft unserer Atmosphäre werden sie zu neuem Leben auferstehen.«
    »Und wenn das Schiff nun niemals kommt?«
    »Es wird kommen«, antwortete die Frau mit äußerster Zuversicht.
    Langsam und möglichst unauffällig erhob sich der Arzt.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Aber jetzt müssen wir wirklich wieder gehen, Miss Lanning ...«
    Sie lächelte. »Sie glauben mir nicht, Doktor.«
    »Doch, doch. Natürlich glaube ich Ihnen.« Er schlenderte auf die Strickleiter zu. »Wir werden die Autopsie nicht vornehmen, wenn Sie so sehr dagegen sind.«
    Die Frau stand auf und stellte sich neben ihn. Sie legte die Hand auf die unterste Sprosse.
    »Ich kann nicht glauben, daß Sie das wirklich ernst meinen, Doktor. Sicher habe ich

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