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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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dem Glas. »Aus ein paar Bemerkungen von dir ersehe ich, daß dich die Zeitungsarbeit sowieso nicht mehr zufriedenstellt.«
    Damit hatte er recht. Wie alle Zeitungsleute hatte auch ich den geheimen Wunsch, einen Roman zu schreiben. Ich war davon überzeugt, daß ich einen Bestseller schreiben könnte, wenn ich es nur wirklich versuchte. Ich wußte auch, daß die Arbeit an der Zeitung den Stil verdirbt, und meine einzige Hoffnung, doch noch einmal einen Roman zuwege zu bringen, bestand wohl darin, meinen Job aufzugeben.
    »Das Gehalt ist übrigens auch nicht schlecht«, sagte Jack. »Wahrscheinlich ist es sogar besser als das, was du jetzt beziehst.«
    Das war natürlich ein mächtiger Anreiz. Mein Interesse erwachte sehr schnell. »Was hätte ich zu tun?«
    Er lehnte sich über den Tisch. »Im Prinzip würdest du an einem Informationsdienst mitarbeiten. Wir halten es für besser, geschulte Männer bei uns zu haben, als jedesmal, wenn wir eine Antwort auf eine Frage brauchen, jemanden außerhalb der Organisation suchen zu müssen. Wenn du jetzt beitreten würdest, wirst du wahrscheinlich Chef der Presseabteilung werden.
    Wir brauchen Informationen über das Pressewesen – über Funktionen und Arbeitsmethoden. Wenn du die Antworten nicht weißt, dann wendest du dich an jemanden außerhalb der Organisation. Wir glauben, daß ein ehemaliger Zeitungsmann die richtigen Kontakte hat und auch eine bessere Chance, die Informationen aus seinen ehemaligen Kollegen herauszuholen, als dies ein Anthropologe könnte.«
    »Darüber hat sich anscheinend schon jemand ziemlich den Kopf zerbrochen«, sagte ich.
    Jack grinste. »Ich sage dir ja, es ist eine große Sache«, wiederholte er. »Und, wie gesagt, wenn du dich uns jetzt anschließt, glaube ich dir garantieren zu können, daß du der Chef einer ganzen Abteilung wirst.«
    Ich dachte eine Weile darüber nach und sagte dann: »Also gut. Ich werde mit demjenigen sprechen, der die Leute anstellt und hinauswirft. Aber eines möchte ich noch sagen. Bevor ich beitrete, möchte ich das Ganze in einer Story veröffentlichen. Wenn die Sache so groß ist, wie du sagst, dann kriege ich dafür eine handfeste Summe.«
    »Sicher«, erwiderte Jack. »Das kannst du gern tun, daran ist nichts geheim.«
    Damals wußte ich noch nicht, daß ich mich gerade für das supergeheime Amerikanische Projekt hatte anheuern lassen.
     
    *
     
    Die Organisation nahm mich ohne große Umstände auf. Ich weiß nicht, ob das an Jacks Vorarbeit lag oder an meiner eigenen brillanten Persönlichkeit. Aber auf alle Fälle ging alles nach Wunsch. Ich wurde Chef der Presseabteilung, und das erste Jahr war hauptsächlich organisatorischen Aufgaben gewidmet, um die Dinge für die große Aufgabe vorzubereiten.
    Man sagt manchmal: »... bis in alle Ewigkeit ...« Und das traf auch auf die Organisation genau zu. Sie war groß, und jeder in ihr arbeitete in einem gleichmäßigen geruhsamen Tempo, das zu der täuschenden Annahme eines Fortschritts führte, obgleich die Endresultate erst in einem halben Lebensalter – oder vielleicht auch in einem ganzen Lebensalter – oder vielleicht sogar in mehreren Generationen zu sehen sein würden. Niemand konnte das vorausahnen, denn eine so große Sache wie diese war nie zuvor gestartet worden.
    Ich habe mich eigentlich nie recht daran gewöhnen können. Ich war Reporter und daran gewöhnt, Eilaufträge zu erledigen. Die Arbeit, die ich gestern verrichtet hatte, war schon vergessen – es wird nichts weniger schnell vergessen als die Nachrichten von gestern –, und die Arbeit von heute würde morgen bereits überholt sein. Unbeständigkeit ist ein typisches Merkmal im Leben eines Zeitungsmenschen – deshalb ist es ihm auch unmöglich, einen Roman zu schreiben. Mir fiel es schwer, mich diesen neuen Arbeitsgewohnheiten anzupassen und über den nächsten Morgen hinauszublicken.
    Sicherlich wußten die Männer an der Spitze der Organisation, was sie taten. Innerhalb von sechs Monaten bezogen wir unser Hauptquartier in New York, einen beachtlichen Wolkenkratzer. Mein eigenes Büro war luxuriös. Ein riesiger Schreibtisch, ein türkischer Teppich, holzverkleidete Wände und raffinierte Einzelheiten in der Einrichtung. Nachdem ich eine Cocktail-Bar eingerichtet hatte, war ich für meine Arbeit bereit.
    Ich bedauerte wirklich und wahrhaftig die Männer, die ich in den Zeitungsbüros zurückgelassen hatte und die in den engen und lärmenden Büros auf ihren Schreibmaschinen herumhämmerten.

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