Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad
tiefer unter die Erde zurück.
Nach vier Wochen waren achtunddreißig von ihnen vor Hunger gestorben. Die Strahlung an der Oberfläche war immer noch zu stark. Miller entschloß sich, weiter in die Höhlen einzudringen, um vielleicht noch ein vergessenes Lebensmitteldepot zu finden. Drei Studenten begleiteten ihn. Der Rest machte nicht mit. Er wollte die Höhlen verlassen. Vielleicht war das mit der Radioaktivität doch nicht so schlimm.
Miller und seine drei Begleiter stiegen in die unteren Regionen der Höhle hinab. Es war dunkel. Zwei der Studenten wurden durch herabfallende Felsen getötet. Miller und der Überlebende drangen weiter vor. Sie wollten leben. Sie fanden keine Lebensmittel, aber sie kamen zu einem unterirdischen Flußlauf mit Tausenden von Fischen.
Zuerst versuchten sie vergeblich, die Fische zu fangen. Bis es Miller endlich gelang, war sein Gefährte verhungert.
Nun war Miller allein. Er entwickelte eine Methode die Fische zu überlisten. Er blieb am Fluß, und einmal in der Woche stieg er zur Oberfläche empor, um die Strahlung zu messen. Nach zwölf grauenhaften Wochen war es dann endlich so weit. Er konnte die Höhle verlassen, ohne von der Strahlung verbrannt zu werden. Sie war genügend abgesunken.
Er fand die Leichen jener, die die Höhle zu früh verlassen hatten.
Er suchte dann sehr lange nach anderen Überlebenden, aber wie es schien, waren alle Menschen den Bomben zum Opfer gefallen. Es gab sicher einige, die dem Verderben entronnen waren und Lebensmittel und Geigerzähler besaßen. Viele die zuerst überlebt hatten, waren ahnungslos in strahlenverseuchte Gebiete geraten und umgekommen.
Miller suchte die Überlebenden. Es mußte sie geben, aber wo?
Nach einigen Monaten gab er die Suche auf. Er nahm an, daß in Afrika, Asien oder Südamerika noch Menschen lebten, vielleicht sogar in Nordamerika. Möglicherweise sah er niemals einen von ihnen. Sein Problem war, selbst am Leben zu bleiben.
Im Herbst zog er nach Süden, im Frühjahr nach Norden, ein stiller, ruhiger Mann, der den Krieg nie gewollt hatte. Er hatte jede Gewalt gehaßt und öffentlich verdammt. Auch heute noch klammerte er sich an seine alten Gewohnheiten, als wären die Bomben nie gefallen. Wenn er Bücher fand, dann las er in ihnen. Aus halbzerstörten Kunstausstellungen holte er Gemälde und Skulpturen, um sie endlich in aller Ruhe betrachten zu können. Sie waren jetzt alle sein Eigentum.
Miller war ein Mann, der lange vor dem zweiten Weltkrieg geschworen hatte, niemals einen Menschen zu töten. Jetzt, nach dem dritten Weltkrieg, gab es für ihn keine Veranlassung, diesem Grundsatz untreu zu werden. Er war der Typ des ewigen Jünglings, der nie alt wurde. Und ausgerechnet er hatte den Atomkrieg überlebt.
Die Fußspuren führten an einem moosbedeckten Felsen vorbei.
Plötzlich hörte Miller Geräusche.
»Nur der Wind«, murmelte er vor sich hin und bog um den Felsen.
Vor ihm standen fünf Menschen.
In seinen Augen, die lange keine Menschen mehr gesehen hatten, war es eine kleine Armee, eine riesige Volksmenge. Sie saßen um ein flackerndes Lagerfeuer gruppiert.
»Hol mich der Teufel!« sagte eine der Gestalten und starrte Miller an.
Miller sah daß alle fünf Frauen waren. Sie trugen zerrissene Hosen und ausgebleichte Jacken. Auf dem Boden, dicht beim Feuer standen ihre Rucksäcke. Daneben lagen primitiv zugespitzte Speere.
»Wer sind Sie?« fragte die Sprecherin von vorhin. Sie war die älteste der Frauen, mindestens an die Fünfzig. Ihre gesetzte Figur und die breiten Schultern verrieten erstaunliche Kräfte. Sie hatte graue Haare und ein fast rundes Gesicht. Die Arme waren stark und muskulös. Auf ihrer großen Nase saß eine Brille; ein Glas fehlte.
»Können Sie nicht reden?« fauchte sie wütend.
»Natürlich kann ich reden«, sagte Miller, immer noch benommen von dem unerwarteten Anblick. »Tut mir leid, aber ich war zu überrascht. Sie sind die ersten Frauen, die ich nach der Katastrophe sehe.«
»Die ersten Frauen?« Ihre Stimme klang alarmiert. »Haben Sie denn Männer gesehen?«
»Nur tote.«
Miller nahm den Blick von der Alten und betrachtete die vier anderen Frauen. Sie waren noch sehr jung, kaum mehr als zwanzig, und Miller glaubte, nie in seinem ganzen Leben hübscheren Mädchen begegnet zu sein. Zweifellos bestanden gewisse Unterschiede zwischen ihnen, aber für Miller waren sie wie Angehörige einer fremden Rasse, deren einzelne Individuen nicht voneinander zu unterscheiden sind. Vier
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