Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad
auf und eilte zu den Waffen. Sie nahm einen der Speere.
»Mädels«, rief sie, »macht euch bereit!«
Die Mädchen sahen Miller immer noch wie fasziniert an. Sie zögerten, den Befehl ihrer Matrone auszuführen. Dann aber, mehr aus Gewohnheit, gehorchten sie. Schnell nahmen sie faustgroße Steine aus ihren Rucksäcken. Sie standen langsam auf und warteten.
»Verschwinden Sie jetzt?«
»Nein, ich bleibe!«
»Dann los! Steinigt ihn!«
Ein Hagel von Steinen flog auf Miller zu. Er drehte sich ihnen mit dem Rücken entgegen, um den Geigerzähler nicht zu gefährden. Die Steine trafen seinen Rücken und die Beine. Es schmerzte. Er wollte zuerst nicht glauben, daß die Mädchen tatsächlich warfen – dieselben Mädchen, in die er sich verliebt hatte. Besonders in Suzie. Sie wurden nicht mehr werfen, sondern sich ihrer Unbesonnenheit schämen.
Aber er irrte sich.
Wieder kamen Steine geflogen, und einer traf ihn am Hinterkopf. Er begann zu laufen, unsicher und schwankend. Den Geigerzähler preßte er gegen seine Brust. Miss Dennis folgte ihm und versuchte, ihn mit dem Speer zu treffen. Er kam ihr zuvor. Sekunden später rangen sie um die primitive Waffe.
Fast wäre es ihm gelungen, ihr den Speer zu entreißen, aber Miss Dennis war stärker als er. Sie drehte ihn ihm aus der Hand und schlug ihm das dickere Ende über den Kopf. Die Mädchen schrien vor Vergnügen.
Miller war in die Knie gegangen. Immer noch flogen die Steine. Eine Speerspitze riß das Fleisch in der Hüftgegend auf. Er rollte auf die Seite und erhob sich. Er taumelte unsicher.
»Bringt ihn um!« hetzte Miss Dennis. »Bringt den verfluchten Kerl um!«
Die Mädchen griffen an. Ihre Gesichter waren rot vor Eifer und Zorn.
Miller drehte sich um und rannte davon.
Er wußte nicht mehr, wie lange er durch den Wald gelaufen war, aber dann konnte er nicht mehr. Er blieb stehen, zog sein Taschenmesser und drehte sich um.
Niemand war ihm gefolgt.
Er legte sich in das dichte Gras und versuchte nachzudenken.
Die alte Frau, diese Miss Dennis, mußte verrückt sein. Sie haßte die Männer. Sie war eine Lesbierin, daran konnte kein Zweifel bestehen. Sie wollte die Mädchen für sich behalten. Und die Mädchen ...? Es konnte sein, daß sie ihn vielleicht gar nicht angegriffen hätten, wenn das alte Weib nicht gewesen wäre. Ihre Macht über sie war zu groß. Sie waren von ihr abhängig. Vielleicht liebten sie ihn sogar, aber sie hatten Angst vor der verfluchten Hexe.
Der Geigerzähler war noch in Ordnung. Die Brille auch. Das war die Hauptsache. Ohne Geigerzähler und Brille war er verloren und hätte sein eigenes Lager nicht mehr wiedergefunden.
Er hatte immer gewußt, daß die Menschen alle ein wenig verrückt waren. Nach dem atomaren Untergang konnte sich das kaum geändert haben, im Gegenteil. Die Überlebenden waren mit noch größerer Vorsicht zu genießen.
Miss Dennis war wahnsinnig! Sie glaubte, die Männer seien zum endgültigen Untergang bestimmt, und wollte eine neue Rasse nur mit Frauen begründen.
Mit einem Schock begriff Miller plötzlich, daß es durchaus möglich war. Wie viele Männer gab es denn noch auf der Welt? Was wußte er von der Forschung, von der künstlichen Befruchtung? Aber was ging ihn das alles an? Ihm konnte es gleich sein, ob jemand überlebte, Männer oder Frauen. Er war ein Narr gewesen, sich Hoffnungen zu machen. Die Mädchen ... er mußte sie vergessen. Er hatte seine Bücher, seine Bilder. Vielleicht war er wirklich der letzte, zivilisierte Mensch.
Zivilisiert ...?
Er entsann sich Suzies Gesicht. Sie hatte eine wundervolle Figur.
Zu dumm, daß Miss Dennis nicht mit sich reden ließ. Sie hätte ihm wenigstens Suzie überlassen können. Aber dazu war sie wohl zu egoistisch.
Nein, es gab nichts, was er hätte tun können ...
... außer er gab das Prinzip seines bisherigen Lebens auf!
Konnte und durfte er das? Er betrachtete das Messer, das er immer noch in der Hand hielt. Er schauderte zusammen. Ein Messer eine Waffe!
Sein Griff um die Holzverschalung festigte sich.
In diesem Augenblick starb der letzte zivilisierte Mensch. Mit ihm starb der letzte Pazifist, der letzte Kunstkenner und der letzte Bibliophile.
Dafür wurde der Mann Miller geboren. Er hielt ein Messer in der Hand, aufmerksam und zu allem entschlossen. Er spähte umher und suchte nach einer besseren Waffe. Er fand sie in einem abgesplitterten Ast, gut einen Meter lang und am Ende stark verdickt.
Hastig entfernte er die überflüssigen Zweige. Die
Weitere Kostenlose Bücher