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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Insel träumen, auf der ein glückliches Volk ohne jede Verbindung zur Außenwelt lebt, müssen Sie gewaltig umdenken. Dieses Ideal gibt es schon längst nicht mehr. Wir können Ihnen nur wirkliche Menschen in einer unverfälschten Umgebung bieten. Wir besitzen keine Zeitmaschine, mit der wir Sie in ein modernes Utopia transportieren können. Aber dort wären Sie ohnehin nicht glücklich, das können Sie mir glauben. Ein Leben ohne Schwierigkeiten und Probleme ist wie eine Suppe ohne Salz – und deshalb sind Sie schließlich hier, nicht wahr?«
    Harry nickte.
    »Wohin können Sie mich verpflanzen?« fragte er. »Wie sieht es dort aus?«
    Richard Mavor lächelte erleichtert. Er wußte genau, wohin Harry verpflanzt werden sollte. Der Mann, den Harry ersetzen sollte, hatte sogar bereits zugestimmt. Er hieß Wambua. Mavor war mit dieser Lösung sehr zufrieden, weil er sich einbildete, zwischen Harry und ihm bestehe eine gewisse Verwandtschaft. Selbstverständlich durfte er nicht zu rasch vorgehen. Er mußte vorsichtig taktieren.
    »Sie müssen sich einigen Tests unterziehen, Mister Eddington, damit wir beurteilen können, welches unserer Angebote für Sie in Frage kommt. Sie sollen vor allem zufrieden sein, wie ich anfangs bereits betont habe. Bevor der Vertrag jedoch nicht unterzeichnet ist, habe ich keine Möglichkeit ...«
    Harry stand auf. »Mein Anwalt wartet im Vorzimmer«, stellte er fest. »Am besten holen wir ihn herein und sprechen gleich über den Vertrag.«
     
    Zwei Wochen später war Harrys letzter Abend als Harry Eddington gekommen. Er nützte die Gelegenheit aus und ging noch einmal mit Emily ins Kino. Der Film war sehr modern: die Darsteller bewegten sich so ruckartig wie in alten Stummfilmen, Gerüche und andere Sinneswahrnehmungen wurden dem Publikum vorgegaukelt, der Film war endlos lang und besaß weder einen vernünftigen Anfang noch ein logisches Ende. Harry machte sich nichts daraus; in Gedanken lebte er bereits einen Tag später.
    Als sie nach Hause kamen, wirkten sie beide etwas geistesabwesend. Emily lächelte ihn an, was ungewöhnlich genug war. »Gute Nacht, Harry«, sagte sie, bevor sie in ihrem Schlafzimmer verschwand und die Tür abschloß.
    »Auf Wiedersehen, Emily«, sagte Harry.
    Er lächelte ebenfalls.
     
    Selbst die afrikanische Sonne wärmte im April nur wenig. In Kenia war die lange Regenzeit angebrochen, und die Hügel von Ngelani lagen hinter dichten Wolkenschleiern verborgen, aus denen ein kalter Nieselregen fiel. Die Sonne brach nur wenige Stunden am Tag durch die Wolken. Wambua wa Mathege, der früher einmal ein Mann namens Harry Eddington gewesen war, zog sich die durchlöcherte graue Wolldecke um die nackten Schultern und fröstelte.
    »Noch einen Schluck Bier«, sagte er und streckte den Zinnbecher aus.
    Ndambuki goß den Becher wortlos aus der Kalebasse voll. Wambuas Trinkgefäß war wie üblich sauber, aber das kam wohl daher, daß Wambua sich in letzter Zeit ein wenig verändert hatte.
    Wambua nahm den Mund voll Bier und spuckte ihn wieder für die Aimu – die Ahnen – auf den Boden. Wenn es nach Wambua gegangen wäre, hätten die Aimu das ganze Gesöff haben können; das Bier aus Zuckerrohrsaft ließ sich nicht mit dem guten Budweiser oder Schlitz aus Milwaukee vergleichen.
    Er sah sich um. Die Felder erstreckten sich an allen Seiten über die kahlen baumlosen Hügel. Selbst jetzt arbeiteten die Frauen noch auf ihnen, was völlig richtig war. Drei oder vier Jungen trieben eine Viehherde den Pfad entlang, der durch das Tal zu dem Dorf führte. Wambua lächelte zufrieden, wobei seine spitz zugefeilten Zähne sichtbar wurden. Er sah gern Kühe, denn Kühe bedeuteten Reichtum. Mit ihnen konnte er später auch die Frauen für seine Söhne bezahlen, wenn er der Meinung war, sie sollten heiraten.
    Ein Düsenflugzeug röhrte über die braunen Hügel und zerriß die Stille, die bisher über der Landschaft gelegen hatte. Es nahm Kurs auf Nairobi. Wambua lächelte nicht mehr. Diese verdammten amerikanischen Touristen!
     
    »Wambua!« Kioko hatte gesprochen, Kioko mit dem prächtigen Bart. »Du träumst, Mutumia . Hast du vergessen, daß wir über einen schwierigen Fall zu entscheiden haben, wenn der Rat sich morgen versammelt?«
    Wambua grinste zufrieden. Kioko hatte ihn Mutumia genannt, was Ältester bedeutete. Selbstverständlich gehörte er zu dieser bevorzugten Klasse des Stammes der Kamba, denn schließlich besaß er genügend Kühe und hatte das richtige Alter bereits

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