Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
schon bald anzutreten. Er entschied sich endlich für ein luxuriöses Gemach, dessen breite Fenster nach Osten führten, vertauschte sein reiches Gewand gegen ein langes Satinhemd, streckte sich auf der Liege mit der seidenen Bettwäsche aus und schlief augenblicklich ein.
Als er am nächsten Morgen aus diesem Schlaf des Gerechten erwachte, konnte er sich nur mit einiger Mühe daran erinnern, welches Auge er nicht öffnen dürfte. Deshalb überlegte er sich, daß es vielleicht besser wäre, das jeweils nicht benutzte Auge durch eine Klappe zu verdecken. Er warf einen Blick aus dem Fenster und stellte fest, daß die Paläste von Smolod bei Tageslicht noch prächtiger waren. Und auf dem Platz lustwandelten Prinzen und Prinzessinnen, die alle wunderschön zu sein schienen. Cugel kleidete sich in ein vornehmes schwarzes Gewand, zu dem eine grüne Kappe und weiche grüne Schaftstiefel gehörten, durchquerte die Eingangshalle des Palastes und trat auf den weiten Platz hinaus.
Bubach Angh war nirgendwo zu sehen. Aber die übrigen Bewohner der Stadt begrüßten Cugel höflich, und besonders die Prinzessinnen waren bemerkenswert herzlich, als habe er sie augenblicklich für sich eingenommen. Cugel erwiderte alle Grüße höflich, aber ohne sonderliche Begeisterung: selbst die magische Schale reichte nicht aus, ihn vergessen zu lassen, wie abscheulich die Dorfweiber in Wirklichkeit waren.
Er begab sich in den entzückend ausgestatteten Pavillon, frühstückte lange und reichlich und begab sich erst dann wieder ins Freie, um die nächsten Schritte zu planen. Eine oberflächliche Inspektion der umliegenden Parks zeigte ihm, daß die Krieger von Grodz noch immer standhaft Wache hielten. Folglich war an ein sofortiges Entkommen nicht zu denken.
Die Edlen von Smolod vergnügten sich mit allerlei Zeitvertreib; einige spazierten zu zweit oder dritt durch die Parks, andere unternahmen Bootsfahrten auf dem Flüßchen im Norden der Stadt, und wieder andere unterhielten sich scherzend mit den Damen, die in den herrlichen Gärten Blumenkränze flochten und ähnlichen weiblichen Beschäftigungen nachgingen. Der Älteste, ein edler Prinz, aus dessen Antlitz Weisheit und Gerechtigkeit sprachen, saß in Gedanken vertieft auf einer Onyxbank in seinem Garten.
Cugel näherte sich ihm; der Älteste erhob sich und begrüßte ihn mit gemessener Herzlichkeit und Würde. »Mir ist in Gedanken nicht ganz wohl«, erklärte er. »Trotz aller Rücksichtnahme auf die Tatsache, daß du nicht mit unseren Sitten vertraut sein konntest, scheint es zu einer gewissen Ungerechtigkeit gekommen zu sein, und ich weiß nicht recht, was dagegen zu unternehmen wäre.«
»Meiner Meinung nach«, erwiderte Cugel sofort, »hat Bubach Angh, der zweifelsohne ein ehrenwerter Mann ist, eine Disziplinlosigkeit an den Tag gelegt, die sich nicht mit der Würde seiner neuen Stellung vereinbaren läßt. Vermutlich würden ihm ein paar zusätzliche Jahre in Grodz nicht schaden, denn dort hätte er Zeit und Gelegenheit, über seine Fehler nachzudenken und sich zu bessern.«
»Wenn ich es mir recht überlege, hast du vielleicht nicht einmal unrecht«, meint der Älteste. »Kleine persönliche Opfer sind gelegentlich zum Wohl der Allgemeinheit erforderlich. Ich bin davon überzeugt, daß du notfalls bereitwillig deine Schale aufgeben und dich für einige weitere Jahre nach Grodz verfügen würdest. Was sind schon ein paar lächerliche Jahre? Sie flattern wie Schmetterlinge an uns vorüber.«
Cugel zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wäre auch ein Losentscheid zu erwägen, an dem alle Besitzer zweier Schalen teilnehmen, während der Verlierer Bubach Angh eine seiner Schalen gibt. Ich gebe mich auch mit einer zufrieden.«
Der Älteste runzelte die Stirn. »Nun ... diese Möglichkeit dürfte ziemlich sicher ausscheiden. Aber inzwischen mußt du an unseren Vergnügungen teilnehmen. Du siehst recht ansehnlich aus, wenn mir diese persönliche Bemerkung gestattet ist, und einige Prinzessinnen haben bereits ein Auge in deine Richtung geworfen. Zum Beispiel dort drüben die liebliche Udela, aber auch die reizende Zokoxa und die temperamentvolle Ilviu, die neben ihr steht. Du darfst dich nicht länger ausschließen; hier in Smolod leben wir frei und ungezwungen.«
»Der Zauber dieser Damen ist mir keineswegs entgangen«, versicherte Cugel ihm. »Unglücklicherweise bin ich jedoch durch ein Keuschheitsgelübde gebunden.«
»Unglücklicher!« rief der Älteste aus. »Die
Weitere Kostenlose Bücher