Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
Prinzessinnen von Smolod haben nicht ihresgleichen! Und sieh nur – dort versucht schon wieder eine, deine Aufmerksamkeit zu erwecken!«
»Sie meint bestimmt dich«, erwiderte Cugel, und der Älteste ging auf die bewußte junge Frau zu, die in einem wunderbaren Boot auf den Platz gefahren war, das von sechs Schwanenfüßen fortbewegt wurde. Die Prinzessin ruhte auf einem Lager aus rosa Eiderdaunen und war so herrlich anzusehen, daß Cugel sein gutes Gedächtnis bedauerte, das ihn ständig daran erinnerte, wie abscheulich häßlich die Frauen von Smolod in Wirklichkeit waren. Diese Prinzessin glich in der Tat einem lebendig gewordenen Wunschtraum, und Cugel staunte vor allem über den Ausdruck dieses schönen Gesichtes, der sich so sehr von dem der anderen Prinzessinnen unterschied: nachdenklich und doch eigenwillig; forschend und doch unzufrieden.
Dann erschien plötzlich Bubach Angh auf dem Platz; heute trug er einen leichten Schuppenpanzer, Beinschienen und ein Schwert. Der Älteste ging ihm entgegen und sprach mit ihm, so daß die Prinzessin jetzt Cugel zu sich heranwinkte.
Er näherte sich dem Boot. »Ja, Prinzessin, was steht zu Diensten?«
Die Prinzessin betrachtete ihn nachdenklich. »Ich frage mich, welchem Zufall wir deine Anwesenheit in diesem abgelegenen nördlichen Land verdanken.« Ihre klare Stimme klang wie Musik.
Cugel antwortete: »Ich bin nur gekommen, um einen Auftrag zu erfüllen; ich kann nicht lange in Smolod bleiben, sondern muß bald wieder nach Osten und Süden wandern.«
»In der Tat!« sagte die Prinzessin. »Und um welchen Auftrag handelt es sich dabei?«
»Um es ganz ehrlich zu sagen, bin ich nur durch die Boshaftigkeit eines Zauberers hierher versetzt worden. Ich hätte selbst nie den Wunsch verspürt, die gefährliche Reise zu unternehmen.«
Die Prinzessin lachte leise. »Ich bekomme hier selten Fremde zu Gesicht, sehne mich aber nach neuen Bekanntschaften und neuen Erzählungen. Vielleicht begleitest du mich in meinen Palast, damit wir unser Gespräch in Ruhe fortsetzen können?«
Cugel verbeugte sich höflich. »Dein Angebot ist überaus ehrenvoll, Prinzessin, aber ich darf es nicht annehmen, weil ich durch ein Keuschheitsgelübde gebunden bin. Du brauchst trotzdem nicht ungehalten zu sein, denn diese Weigerung betrifft nicht nur dich, sondern auch Udela, die dort drüben steht, und Zokoxa und Ilviu.«
Die Prinzessin zog die Augenbrauen in die Höhe und lehnte sich in die Daunen zurück. Dabei lächelte sie vor sich hin. »In der Tat, in der Tat. Du bist ein harter Mann, ein rücksichtsloser Mann, wenn du dich so vielen Bitten verweigerst.«
»Leider ist an dieser Tatsache nichts zu ändern.« Cugel drehte sich um und sah dem Ältesten entgegen, der gemeinsam mit Bubach Angh herankam.
»Eine bedauerliche Entwicklung«, kündete der Älteste besorgt an. »Bubach Angh spricht im Namen der Bewohner des Dorfes Grodz. Er hat mir erklärt, daß wir keine Lebensmittel mehr erhalten, bis der Gerechtigkeit Genüge getan ist. Seine Freunde verstehen darunter die Übergabe deiner Schale an Bubach Angh und die Auslieferung deiner Person in die Hände eines Strafausschusses, der in dem Park dort drüben wartet.«
Cugel lächelte gequält. »Was diesen Bauernlümmeln alles einfällt! Du hast ihnen doch selbstverständlich versichert, daß wir lieber Gras essen und unsere Schalen zerstören, bevor wir auf solche Erpressungen eingehen?«
»Ich habe nur allgemein und ausweichend geantwortet, fürchte ich«, erwiderte der Älteste. »Ich habe das Gefühl, daß die übrigen Bewohner unserer schönen Stadt unter Umständen elastischer taktieren würden.«
Die Bedeutung dieser Antwort war klar, und Firx machte sich wieder einmal unangenehm bemerkbar. Cugel griff nach seiner Augenklappe und bedeckte das rechte Auge damit, um die Situation mit dem linken klar und unvoreingenommen beurteilen zu können.
Etwa zwanzig wackere Bürger von Grodz, die mit Sicheln, Heugabeln, Spaten und Knüppeln bewaffnet waren, warteten in einiger Entfernung: offenbar stellten sie den Strafausschuß dar, den Bubach Angh erwähnt hatte. Auf der einen Seite standen die Hütten von Smolod; auf der anderen das Boot mit der Prinzessin ... Cugel starrte sie an, rieb sich das Auge und starrte nochmals: das Boot stand wie zuvor auf sechs Vogelbeinen, und die Prinzessin schien noch schöner als vorher zu sein. Aber jetzt lächelte sie nicht mehr, sondern betrachtete die Szene vor ihren Augen mit einem nachdenklichen
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