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Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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für oben und unten. Er konnte nicht erkennen, in welcher Lage sich sein Körper befand. Er stellte sich vor, er liege in einem Krankenhausbett – gelähmt und mit verbundenen Augen. Diese Vorstellung hätte ihn erschrecken sollen. Sie erschreckte ihn nicht.
    Simpson hatte früher einmal Marihuana geraucht. Ein einzigesmal, ohne es wirklich zu wollen. Er hatte bei Freunden gesehen, daß sie selbstgedrehte Zigaretten in einer kleinen Pfeife rauchten, und war neugierig genug gewesen, es selbst zu versuchen. Er erinnerte sich an den schlechten Geschmack im Mund, an das Gefühl tiefster Zufriedenheit und an eine seltsame Halluzination: die Überzeugung, sein Körpergewicht sei unterhalb der Knöchel in seinen Füßen konzentriert. Er hatte das Gefühl, sich in jeder Richtung beliebig weit vorwärts, rückwärts oder zur Seite lehnen zu können, ohne dabei zu fallen, weil sein Schwerpunkt nur zwei oder drei Zentimeter über dem Boden lag.
    Das Bewußtsein tiefsten Seelenfriedens war ähnlich, aber diesmal schien sein Körper überhaupt keine Masse mehr zu besitzen. Simpsons Gedächtnis funktionierte einwandfrei. Die tote Dogge im Kofferraum, der Zusammenstoß ... wie sollte er Harveys Tod jetzt geheimhalten? ... Aber das schien keine Rolle mehr zu spielen.
    Plötzlich wußte er, weshalb ihm das unwichtig erschien.
    Er war tot. Murray Simpson lebte nicht mehr; sein Körper war totes Gewebe inmitten einer leblosen Metallmasse, die früher sein Buick gewesen war. Und das spielte ebenfalls keine Rolle.
    Die Stimme ertönte dicht vor ihm. »Das war dumm von Ihnen, Simpson.«
    Simpson versuchte sich zu bewegen. Ein masseloser Körper? Er besaß überhaupt keinen Körper. Er war ein Gedanke. Blind, bewegungsunfähig, ohne seine fünf Sinne ... er wartete.
    »Es ist ungeschickt, ausgerechnet dann zu sterben, wenn man keinen Mord vorhat.« Die Stimme besaß weder Akzent noch Timbre, klang weder scharf noch angenehm und war weder laut noch leise. Eine Stimme ohne Persönlichkeit . Eine Stamme wie Schreibmaschinenschrift.
    »Mord?« fragte Simpson und stellte erschrocken fest, daß seine Stimme genau wie die andere klang.
    »Leugnen Sie etwa?«
    »Ich gestehe, daß ich einen Hund getötet habe. Meinen eigenen Hund. Harvey war eine Dogge.«
    »Nicht Ihren eigenen. Harvey gehörte Ihnen und Ihrer Frau Janet Grey Simpson. Ihre Frau hat Harvey seit sieben Monaten in ihrem Besitz gehabt – seitdem sie von Ihnen getrennt lebt. Bestreiten Sie, daß Sie einen Mord begehen wollten?«
    Leben nach dem Tod. Lohn und Strafe? »Ich verweigere die Aussage«, erwiderte Simpson. »Sind Sie mein Richter?«
    »Nein. Ein anderer ist Ihr Richter. Ich sammle nur Beweise.«
    Simpson schwieg. Er war zufrieden und glaubte die richtige Antwort bereits gefunden zu haben.
    »Nun, das läßt sich feststellen«, sagte die ausdruckslose Stimme.
     
    Ein verrückter Alptraum , dachte Simpson und bemühte sich aufzuwachen. Ich habe von einem Unfall geträumt ... zum ungünstigsten Zeitpunkt ... ich hatte Harvey bereits erschossen ... armer Harvey. Warum ausgerechnet Harvey? Er hörte Stimmen in seiner Nähe.
    Dann spürte er die kalte Wirklichkeit wieder. Er spürte den Beton, auf dem er lag. Sein Kinn tat weh, und sein Magen unter den Rippen schmerzte ebenfalls.
    Simpson sah einen Polizisten über sich. »Sterbe ich?« fragte er.
    »Krankenwagen ... jeden Augenblick ...«
    Der Buick! Harvey! »Was tun Sie mit dem Wagen?« murmelte Simpson.
    Der Polizist nickte beruhigend. »... abschleppen lassen ... zurück, sobald Sie ... Adresse ...« Seine Stimme war nur zeitweilig hörbar. Dann verstummte sie völlig.
    Simpson erwachte wieder und dachte: Alptraum! Er spürte alles ganz deutlich. Unter seinem Kopf lag ein zusammengefaltetes Tuch. Jemand hatte den Samariter gespielt.
    »Sterbe ich?« fragte Simpson laut.
    »Immer mit der Ruhe.« Zwei Männer hoben ihn mit geübtem Griff hoch, so daß sein Körper nicht zusammenknickte oder durchhing. Der Schmerz unterhalb der Rippen war nicht heftig, aber erschreckend unnatürlich.
    »Er könnte sogar selbst gehen, glaube ich«, sagte einer der Männer.
    »Nein!« protestierte Simpson schwach, ohne seine Befürchtungen ausdrücken zu können. Irgend etwas in meinem Bauch oder meinem Kopf ist gerissen. Es ist gerissen, und ich blute, ich verblute, mein Leben rinnt davon, ohne daß von außen etwas zu sehen wäre. Er war davon überzeugt, daß er im Sterben lag. Das war die einzige Erinnerung an einen Alptraum, den er sich

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