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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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erklärte ich Jess. »Dort drüben am Schreibtisch hat die Empfangsdame gesessen.« Ich durchquerte den Raum und trat in den Korridor hinaus, wo jeder Schritt kleine Staubwolken aufwirbelte. Ich folgte dem Korridor nach links, stieß zwei Schwingtüren auf, die aus den Angeln brachen, sobald ich ihnen einen kräftigen Tritt versetzte, und stieg schließlich eine Treppe hinab, die vor zwei offenen Stahltüren endete. Jess beleuchtete den Raum dahinter mit seiner Taschenlampe; wir sahen zahllose Leitungen in einem großen Raum, ein zusammengestürztes Gerüst an einer Wand und eine halbfertige Konstruktion aus Stahlplatten, die wie ein gestrandetes Schiff aufragte. Auch hier war alles mit einer dicken Staubschicht bedeckt, und es roch schwach modrig.
    »Wofür war das alles?« fragte Jess neugierig. »Was wolltet ihr damit?«
    »Wir haben Lebensmittel verarbeitet und abgepackt«, erklärte ich ihm. »Dieser große Tank gehörte zu einem neuen Verfahren, das wir entwickeln wollten.«
    »Warum wurde die Entwicklung abgebrochen?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    Jess bewegte seine Taschenlampe von links nach rechts und beleuchtete schließlich den Fußboden. Spuren im Staub führten auf die gegenüberliegende Wand zu. Sie machten einen Bogen um ein schweres Kabel, das mit aufgeplatzter Isolierung auf dem Boden lag, und verschwanden dann im Schatten. Ich folgte den Spuren, und Jess blieb mir auf den Fersen, um die Abdrücke zu beleuchten.
     
    Auf der anderen Seite des großen Tanks standen wir vor einer tiefen Wandnische, an der ein Eisensteg vorbeiführte. Ich folgte ihm und kam an offenen Kammern vorbei, in denen Röhren aus rostfreiem Stahl unter ihrer Staubschicht glänzten. Die Spur führte zur letzten Kammer. Ich bückte mich und konnte dort durch eine Öffnung sehen, die entstanden war, indem jemand eine Mauer abgebrochen hatte. Im Lichtschein der Taschenlampe waren komplizierte Maschinen zu erkennen, die fast an das Innere eines Atomkraftwerks erinnerten. Kabel und Röhren und Leitungen führten von diesen Maschinen zu einem drei Meter langen Tank, der wie eine Eiserne Lunge aussah. Das Luk am vorderen Ende des Tanks stand offen. In seinem Innern sah ich etwas, das mich unerklärlicherweise erschreckte. Ich griff nach der Tür und öffnete sie ganz. Das Ding glitt auf einer weißen Porzellanplatte heraus, und ich sah auf das Gesicht eines Toten herab. Es war ausgedörrt und braun wie geschnitztes Holz und zeigte mir blitzende Zähne unter vertrockneten Lippen. Das Haar hing wirr und trocken bis über die Augen.
     
     
5
     
    Der ganze Körper bestand nur noch aus lederartiger Haut über einem Knochengerüst. Die Haut wies etwa ein Dutzend winzige Verletzungen auf.
    »Hier handelt es sich offenbar um einen Lebenserhaltungstank«, stellte Jess fest. »Er ist sabotiert worden. Siehst du die unterbrochenen Zuleitungen?«
    »Der Tote war noch jung«, sagte ich. »Höchstens sechzehn Jahre alt. Die Haare sind lang, aber der Bartwuchs ist noch ziemlich kümmerlich.«
    »Anscheinend ist er in dieser sterilen Atmosphäre völlig ausgetrocknet.«
    »Der Kerl, der uns hierher geschickt hat, wollte uns bestimmt mehr zeigen«, entschied ich. »Es muß hier mehr zu sehen geben. Komm, faß an!«
    Ich griff nach dem rechten Arm; er fühlte sich trocken und hart an. Die Mumie war erstaunlich leicht. Unter ihr war nur ein schwarzer Fleck auf der Porzellanplatte zu sehen.
    Jess beleuchtete das Innere des Tanks, der ein Gewirr aus Leitungen und Drähten enthielt. Die Mumie lag auf dem Rücken, hatte ein Bein leicht angezogen und hielt die Arme mit geballten Fäusten an den Seiten. Eine Faust sah etwas anders als die zweite aus. Ich beugte mich darüber.
    »Er hat etwas in der Hand«, stellte ich fest. Der Mittelfinger brach ab, als ich die Faust öffnete. Dann hielt ich eine kleine Metallröhre von etwa zehn Zentimeter Länge und einem Zentimeter Durchmesser in der Hand. Sie wies am vorderen Ende einen Schraubverschluß auf. Ich nahm die Vorschlußkappe ab und zog die zusammengerollten Papiere heraus.
    Als ich die Rolle glattstrich, sah ich, daß es sich um Zeitungsausschnitte handelte. Die erste Meldung lautete:
     
    Selbst eingehende polizeiliche Ermittlungen im Zusammenhang mit der geheimnisvollen Leiche, die gestern nachmittag in einem Hotelzimmer aufgefunden wurde, sind bisher erfolglos geblieben. Obwohl zunächst ein Selbstmord durch Erschießen vorzuliegen schien, verstärkte sich der Verdacht, es könne sich hierbei um einen

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