Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Flug nach Caracas.“
„Großartig! Welcher Flugsteig?“
„Elf. Aber der Flug ging um Viertel nach zwei.“
„Sind Sie sicher?“
„Ziemlich. Das Wetter ist bestens, alle Flüge sind pünktlich.“ Sie sah an ihm vorbei auf einen kleinen grauhaarigen Mann, der es nicht abwarten konnte, ihr sein Ticket zu geben.
„Können Sie nachprüfen, ob ein Sarg an Bord war?“ fragte Nick und hielt die Stellung trotz eines Ellbogens im Rücken.
„Wie bitte?“
„Ein Sarg, für einen Leichnam.“ Er spürte, dass alle Blicke interessiert auf ihn gerichtet waren. „Der würde wohl unter Fracht laufen und somit niemandes Persönlichkeitsrechte verletzen.“ Er lächelte wieder, und hinter ihm kicherte jemand.
Die Dame am Schalter war nicht amüsiert, ihre Lippen wurden noch dünner. „Trotzdem kann ich Ihnen die Auskunft nicht geben. Wenn Sie jetzt bitte beiseite treten würden.“
„Wissen Sie, ich könnte später mit einem Gerichtsbeschluss zurückkommen!“ Plötzlich war er nicht mehr der nette Sheriff. Er verlor die Geduld, denn die Zeit lief ihm davon.
„Das wäre vielleicht das Beste. Der Nächste. Wer war der Nächste, bitte?“ Da Nick nicht weichen wollte, trat sie etwas beiseite, um den älteren Herrn hinter ihm abzufertigen. Der drängte sich an Nick vorbei zum Schalter und maß ihn ungeduldig mit einem ärgerlichen Blick.
Nick ging zu Maggie, die mit einem anderen Schalterangestellten sprach. „Danke“ , sagte sie dem Mann von United und folgte Nick in eine Ecke abseits des Trubels.
Sie wirkte erledigt und war noch bleicher als zuvor. Er wollte sie fragen, ob alles in Ordnung sei, doch auf der Herfahrt hatte er schon drei- oder viermal gehört: Es geht mir gut.
„TWA hat einen Flug nach Miami mit einem Anschluss nach Caracas“ , erklärte er und betrachtete sie aufmerksam.
„Gehen wir. Welcher Flugsteig?“ Sie bewegte sich jedoch nicht, sondern lehnte sich an die Wand, um zu verschnaufen.
„Er ging vor etwa zwanzig Minuten.“
„Wir haben ihn verpasst? War Keller an Bord?“
„Die Schalterdame wollte es mir nicht sagen. Wir müssen vielleicht mit einem Gerichtsbeschluss zurückkommen, um es herauszufinden. Was sollen wir machen? Hinfliegen und versuchen, ihn zu schnappen, ehe der Anschlussflug abgeht? Wenn er nach Südamerika entkommt, kriegen wir ihn nie, Maggie.“
Hörte sie ihm überhaupt zu? Es war nicht der Schmerz, der sie ablenkte. Ihr Blick war über seine Schulter gerichtet.
„Maggie?“ versuchte er es wieder.
„Ich glaube, ich habe soeben Ray Howard gefunden.“
102. KAPITEL
Maggie sah die Verwirrung in Nicks Miene. Sie selbst war auch leicht durcheinander und vor allem frustriert.
„Vielleicht hat er Pater Keller nur zum Flughafen gebracht“ , erklärte Nick mit leiser, ruhiger Stimme, obwohl Ray Howard jenseits der Ticket-Lobby und außer Hörweite war.
„Für gewöhnlich nimmt man kein Gepäck mit, wenn man jemand zum Flughafen bringt“ , gab Maggie zu bedenken.
Der große grau-schwarze Matchbeutel schien schwer zu sein, denn Ray Howard hinkte deutlicher als sonst. Er trug seine übliche Uniform aus brauner Hose mit Bügelfalte, weißem Hemd und Krawatte. Die Strickjacke hatte er durch einen blauen Blazer ersetzt.
„Sag mir noch mal, warum er kein Verdächtiger ist“ , bat Nick, ohne Ray aus den Augen zu lassen.
Maggie fiel kein Grund mehr ein. Schließlich sagte sie: „Das Hinken. Denk dran, dass die Jungen vielleicht in den Wald getragen wurden. Timmy sagte aus, der Täter habe nicht gehinkt.“
Sie sahen Ray Howard kurz am Flugplan stehen bleiben und dann zur Rolltreppe gehen.
„Ich weiß nicht, Maggie, dieser Matchbeutel sieht ganz schön schwer aus.“
„Ja“ , bestätigte sie und eilte mit ihm zu den Rolltreppen.
Ray Howard zögerte an der abwärts führenden Treppe und wollte vorsichtig einen Fuß aufsetzen.
„Mr. Howard!“ rief Maggie.
Ray sah kurz über die Schulter, hielt sich am Geländer fest und sah noch einmal genauer zu ihnen hin. Die Echsenaugen waren erschrocken geweitet. Ray sprang auf die Rolltreppe, lief die Stufen hinunter und verschaffte sich freie Bahn, indem er die Leute mit dem Matchbeutel stieß und verdrängte.
„Ich nehme die Treppe!“ Nick rannte zum Notausgang.
Maggie folgte Ray Howard, riss ihre Waffe aus dem Holster und hielt sie mit dem Lauf nach oben.
„FBI!“ schrie sie und verschaffte sich so freie Bahn.
Rays Schnelligkeit überraschte sie. Er rannte durch die Menge, lief im Zickzack um
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