Maggie O´Dell 01 - Das Boese
„Ich vermisse meinen Dad. Wir sind manchmal zusammen zelten gegangen. Nur wir beide. Dann durfte ich Köder auf meine eigene Angel spießen. Wir haben viel geredet und so. Das war echt cool. Außer dass Dad ein furchtbarer Koch ist.“
Pater Keller lächelte ihn an und zog den Reißverschluss des Matchbeutels zu, ohne etwas herauszunehmen.
„Hier seid ihr zwei!“ Antonio Morrelli stieß die Tür auf und erschreckte Timmy und Pater Keller. „Schwester Richards hatte den Fahrstuhl nach unten fahren sehen. Was macht ihr hier?“
Sein Grandpa stand lächelnd in der offenen Tür, gelbe Tüten aus dem Supermarkt in den Händen. Trotz des starken Geruchs nach antiseptischer Reinigungslösung hier unten roch Timmy Pastrami, Essig und Zwiebeln.
„Pater Keller wollte Pater Francis für die Reise abholen“ , erklärte Timmy, sah den Pater an und stellte erfreut fest, dass er lächelte. Dann sagte er zu seinem Grandpa: „Sieht das hier nicht aus wie bei Akte X7“
101. KAPITEL
Nick verlangsamte das Tempo, als er Maggies angestrengtes, blasses Gesicht bemerkte. Natürlich hatte sie Schmerzen, und natürlich beklagte sie sich nicht.
Der freitägliche Menschenandrang war über den Eppley Airport hereingebrochen. Eilige Geschäftsleute auf dem Heimweg, langsamere Herbst- und Wochenendurlauber, die zu viel Gepäck mitschleppten, um voranzukommen.
Mrs. O‘Malley, die Köchin von St. Margaret, hatte Nick erzählt, dass Pater Kellers Maschine um 14 Uhr 45 gehe. Angeblich überführte er Pater Francis’ Leichnam an seine letzte Ruhestätte. Als er gebeten hatte, mit Ray Howard zu sprechen, hatte sie ihm gesagt, Ray sei auch fort.
„Ich habe ihn seit dem Frühstück nicht gesehen, Nick. Immer schleicht er sich wegen irgendeiner Sache davon, die er angeblich für Pater Keller erledigen muss. Ich weiß nie, wann ich ihm glauben soll.“ Flüsternd hatte sie hinzugefügt: „Er ist mir unheimlich.“
Nick hatte ihre Zusatzkommentare ignoriert. In seiner Eile war er nicht an der Paranoia einer Zweiundsiebzigj ährigen interessiert und hatte versucht, sie auf die Fakten zu konzentrieren.
„Wo wird Pater Francis begraben?“
„Irgendwo in Venezuela.“
„Venezuela? Großer Gott!“ Mrs. O‘Malley musste das überhört haben, sonst hätte sie ihn zweifellos zurechtgewiesen, den Namen des Herrn nicht grundlos in den Mund zu nehmen.
„Pater Francis liebte da einen kleinen Ort besonders“ , erklärte sie unaufgefordert, froh als Expertin seine Aufmerksamkeit zu haben. „Er hatte seine erste Stelle nach dem Seminar dort. Eine arme Bauerngemeinde. Ich erinnere mich nicht an den Namen. Pater Francis sprach immer von den hübschen braunhäutigen Kindern und wie sehr er hoffte, eines Tages dorthin zurückzukehren. Schade, dass es nicht zu Lebzeiten war.“
„Wissen Sie noch, in der Nähe welcher Stadt der Ort lag?“
„Nein, ich erinnere mich nicht. Die ganzen Namen da unten sind so schwer zu behalten und auszusprechen. Pater Keller kommt nächste Woche zurück. Hat es nicht bis dahin Zeit?“
„Nein, ich fürchte nicht. Was ist mit der Flugnummer oder der Fluggesellschaft ?“
„Meine Güte, ich weiß nicht, ob er was erwähnt hat. Könnte TWA gewesen sein ... nein, United, glaube ich. Die Maschine geht um Viertel vor drei in Eppley ab“ , hatte sie hinzugefügt, als sei das Erklärung genug.
Nick sah jetzt auf die Uhr, fast halb drei. Er und Maggie trennten sich an den Ticket-Schaltern und gingen mit gezückten Ausweisen an den Wartenden vorbei zum Tresen.
Die große Frau am TWA-Schalter ließ sich vom Ausweis eines Bezirkssheriffs nicht beeindrucken. Nick wünschte sich Maggies FBI-Autorität, versuchte es jedoch mit einem Lächeln und ein bisschen Schmeichelei. Die starre Miene der Angestellten wurde kaum merklich weicher. Ihr langes Haar war so straff zu einem Knoten geschlungen, dass ihr Gesicht ebenfalls straff und streng wirkte. Vielleicht hatte sie deshalb auch so schmale Lippen, die sich beim Sprechen kaum bewegten.
„Bedaure, Sheriff Morrelli. Ich kann Ihnen weder die Passagierliste geben noch Informationen über einzelne Passagiere. Bitte, Sie halten die Leute auf.“
„Okay, okay. Wie ist es mit Flügen? Haben Sie einen Flug nach Venezuela, sagen wir in ...“ Er sah auf die Uhr. „In zehn bis fünfzehn Minuten?“
Sie sah auf ihren Computer und ließ sich trotz des ungeduldigen Seufzens und Scharrens in der Schlange Zeit.
„Wir haben einen Flug nach Miami, mit direktem Anschluss an einen
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