Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Kofferträger und sprang über stehen gelassene Hundekäfige. Er schubste Reisende beiseite, stieß eine blauhaarige alte Dame zu Boden und preschte durch eine Gruppe japanischer Touristen. Dabei sah er immer wieder zu Maggie zurück, mit offenem Mund atmend, Schweiß auf der Stirn.
Sie holte auf, doch ihre Atmung war beschwerlich. Das stoßweise Keuchen hörte sich an, als käme es aus einem Ventilator und nicht aus ihrer Brust. Das Brennen in der Seite ignorierte sie einfach.
Plötzlich blieb Ray stehen, entriss einer verblüfften Stewardess einen Kofferkarren und schob ihn auf Maggie zu. Die Koffer lösten sich. Einer sprang auf und spie Kosmetika, Schuhe, Kleidung und ein Sortiment Unterwäsche auf den Boden. Maggie glitt auf einem Spitzenhöschen aus, verlor die Balance, fiel in das Durcheinander und zerdrückte mit dem Knie ein Fläschchen flüssiges Make-up.
Ray lief Richtung Parkdeck und warf ein Lächeln über die Schulter. Er war fast an der Tür und presste den Matchbeutel an sich. Sein Hinken war jetzt noch ausgeprägter. Er stieß die Tür auf, als Nick ihn am Kragen packte und zu sich herumdrehte. Ray Howard fiel auf die Knie und bedeckte den Kopf mit beiden Armen, als erwarte er Schläge. Nick hielt ihn am Kragen fest.
Maggie rappelte sich auf, während die Stewardess ihre Sachen einsammelte. Nick sah ihr besorgt entgegen.
„Mir geht es gut“ , versicherte sie, ehe er fragen konnte. Als sie den Revolver einsteckte, spürte sie jedoch die klebrige Feuchtigkeit in der Seite. Sie zog die Finger aus der Innenseite der Jacke. Sie waren blutverschmiert.
„Mein Gott, Maggie!“ Nick hatte es sofort bemerkt. Ray ebenfalls, und er lächelte. „Was tun Sie hier, Ray?“ fragte Nick, packte fester zu, und Rays Lächeln verwandelte sich in eine Grimasse.
„Ich habe Pater Keller hergebracht. Er musste zu seinem Flug. Warum haben Sie mich gejagt? Ich habe nichts getan!“
„Warum sind Sie dann weggelaufen?“
„Eddie hat mir gesagt, ich soll mich vor Ihnen beiden in Acht nehmen.“
„Das hat Eddie gesagt?“
„Was ist in dem Matchbeutel?“ unterbrach Maggie die beiden.
„Ich weiß nicht. Pater Keller sagte, er braucht ihn nicht mehr. Ich soll ihn für ihn zurückbringen.“
„Haben Sie was dagegen, wenn wir mal hineinsehen?“ Sie zog ihm den Beutel aus den Händen. Sein Widerstand gegen die Festnahme rechtfertigte eine Durchsuchung. Der Beutel war schwer. Sie stellte ihn geöffnet auf einen nahen Stuhl, zögerte und lehnte sich an eine Telefonzelle, bis die Benommenheit verging.
„Sind Sie sicher, dass es nicht Ihr Beutel ist?“ sagte sie und nahm die vertraute braune Strickjacke und mehrere gut gebügelte weiße Hemden heraus. Howard wirkte überrascht.
Ein Stapel Kunstbücher erklärte das Gewicht. Maggie legte sie beiseite, mehr an einer kleinen geschnitzten Kiste interessiert, die zwischen Boxershorts versteckt war. Die eingeschnitzten Worte auf dem Deckel waren Latein, leider hatte sie keine Ahnung, was sie bedeuteten. Der Inhalt überraschte sie nicht: ein weißes Leintuch, ein kleines Kruzifix, zwei Kerzen und ein kleiner Behälter mit Öl. Sie sah zu Nick, der den Inhalt frustriert zur Kenntnis nahm. Dann langte sie unter einen Stapel Zeitungsausschnitte am Boden der Kiste und zog eine Knabenunterhose hervor, die fest um ein glänzendes Filetiermesser gewickelt war.
103. KAPITEL
Sonntag, 2. November
Maggie gab einen weiteren Code in den Computer ein und wartete. Das Modem ihres Laptops war elend langsam. Sie nahm noch einen Bissen von dem Blaubeermuff in, selbst gebacken und geliefert von - von wem sonst? - Wanda. Ihr Computer bemühte sich immer noch, Kontakt herzustellen. Sie sah sich im Zimmer um und wippte nervös mit dem Fuß, aber das machte den PC auch nicht schneller.
Ihre Sachen waren gepackt, sie hatte vor Stunden geduscht und sich angezogen, doch ihr Flug ging erst gegen Mittag. Sie rieb sich den steifen Nacken und konnte nicht glauben, dass sie die ganze Nacht im Lehnsessel geschlafen hatte. Noch erstaunlicher war, dass sie geschlafen hatte ohne Visionen von Albert Stucky.
Gelangweilt nahm sie die Ausgabe des Omaha Journal. Die Schlagzeile verstärkte nur ihre Unzufriedenheit. Es freute sie jedoch, dass der Artikel von Christine stammte. Sogar vom Krankenbett aus verfasste sie ihre Leitartikel. Wenigstens waren sie und Timmy in Sicherheit.
Sie überflog den Artikel noch einmal. Christine hielt sich an die Fakten und ließ die Experten, die sie zitierte, die
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