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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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wurden. Sie würden darüber reden, was wirklich wichtig war im Leben. Sie würden ihre Liebe wieder beleben und den gegenseitigen Respekt und die Ziele neu entdecken, die sie zusammengeführt hatten.
    „Ich möchte, dass du die Arbeit für das FBI aufgibst“ , sagte er, und da wusste sie, dass es keinen sonnigen Strand für sie geben würde.

48. KAPITEL
    Der Schnee stob auseinander wie weißer Puder, während er mit schweren Schritten durch die Verwehungen stapfte. Schnee klebte an seinen Hosenbeinen, sickerte ihm in die Schuhe und verwandelte die Füße zu Eisklumpen. Sein Körper schien nicht mehr ihm zu gehören, als er sich in einer Geschwindigkeit den Hügel hinab durchs Geäst stürzte, dass er jeden Moment kopfüber fallen konnte.
    Dann hörte er sie kreischen und kichern. Schlitternd kam er zum Stehen und warf sich krachend ins Gebüsch auf schneebedecktes Präriegras, um nicht in die Rodelbahn zu rollen. Dort lag er in den Schnee gepresst, und der weiße Tod zog ihm die Wärme aus dem Körper. Er versteckte sich, versuchte seine heftige Atmung durch das Offnen des Mundes zu kontrollieren und stieß dabei kleine weiße Wolken aus.
    Sie hätten heimgehen sollen, ehe das Pochen in seinem Kopf wieder einsetzte. Warum waren sie nicht heimgegangen? Es wurde schon dunkel. Würden sie zu Hause einen gedeckten Tisch vorfinden oder nur eine Notiz und ein Essen in der Mikrowelle? Würden die Eltern sie in Empfang nehmen und dafür sorgen, dass sie ihre feuchten Sachen auszogen? Würde jemand da sein und sie zu Bett bringen?
    Er wurde die Erinnerungen nicht los und versuchte es gar nicht mehr. Das Gesicht in den Schnee gelegt, hoffte er, das Pochen höre auf. Er sah sich als Zwölfjährigen in einer dünnen Armeejacke, die nicht gegen Kälte schützte. Auch die geflickte Jeans ließ Kälte an seinen Körper. Stiefel besaß er nicht. Der Schnee hatte über dreißig Zentimeter hoch gelegen und die Stadt so lahm gelegt, dass sein Stiefvater nirgendwo hingehen konnte außer ins Schlafzimmer seiner Mutter. Man hatte ihn weggeschickt, um im Schnee mit seinen Freunden zu spielen. Aber er hatte keine Freunde. Wenn die Kinder ihn beachteten, dann nur, um ihn wegen seiner schäbigen Kleidung und seiner dürren Gestalt zu hänseln.
    Nachdem er den Kindern stundenlang in der Kälte beim Rodeln zugesehen hatte, war er zum Haus zurückgegangen, doch es war verschlossen gewesen. Durch dünnes Holz und brüchiges Glas hatte er das Schreien und Stöhnen seiner Mutter gehört - Schmerz und Lust untrennbar verbunden. Musste Sex wehtun? Er konnte sich nicht vorstellen, daran Gefallen zu finden. Und er erinnerte sich seiner Scham, weil er erleichtert gewesen war. Solange sein Vater in seine Mutter eindrang, stieß er wenigstens nicht in seinen kleinen Körper.
    An jenem Tag in der bitteren Kälte hatte er einen simplen Plan geschmiedet. Wenn sich sein Vater am nächsten Morgen in die Werkstatt im Keller zurückzog, würde er auf einer Bahre wieder heraufkommen. Seine Mutter und er würden sich nie mehr schämen und nie mehr Angst haben müssen. Wie hätte er ahnen können, dass seine Mutter an jenem Morgen als Erste in den Keller ging? An dem Morgen, als sein Leben endete. Als ein schrecklicher, boshafter kleiner Junge das Leben seiner Mutter beendete.
    Plötzlich spürte er etwas über sich, das atmete und schnüffelte. Er sah vorsichtig auf und entdeckte einen schwarzen Hund nah vor seinem Gesicht. Das Tier fletschte knurrend die Zähne. Blitzschnell packte er zu und umklammerte die Hundekehle. Aus dem Knurren wurde ein leises Wimmern, ein ersticktes Röcheln, dann Stille.
    Er beobachtete die Jungen in den dicken Parkas, wie sie mit steifen Armen und Beinen rannten und sprangen. Schießlich sammelten sie ihre Utensilien ein und verabschiedeten sich. Ein Junge rief einige Male den Hund, gab jedoch bald auf und folgte seinen Freunden. Sie trennten sich und gingen in verschiedene Richtungen auseinander, eine Dreiergruppe in die eine, eine Zweiergruppe in die andere Richtung, und ein Junge überquerte allein den Parkplatz der Kirche.
    Der Himmel wechselte von hell- nach dunkelgrau. Straßenlaternen flammten eine nach der anderen auf. Ein Jet donnerte über sie hinweg, das Geräusch verstärkt durch die Stille der schneebedeckten Stadt. Weit und breit war kein Auto oder Fußgänger zu sehen, als er in seinen Wagen stieg. Er zog die Skimaske über, ungeachtet der Schweißperlen auf Stirn und Oberlippe. Vorsichtig legte er ein Taschentuch

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