Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
überprüfen, wenn du willst.“ Er zögerte. „Das ist wahrscheinlich mehr, als du wissen wolltest.“ Da sie ihn mit einem Lächeln belohnte, fuhr er fort: „Was sonst noch? Keine Krankheiten außer Mumps mit elf, aber die hatte mein Freund Billy Watts auch, und der hat drei Kinder. Oh, aber keine Sorge, ich habe letzte Nacht verhütet.“
„Hm ... da ist ein feuchter Fleck.“
Er sah sie an, aber nicht verlegen, vielmehr schien die Erinnerung neues Verlangen in ihm zu wecken. „Ich hatte nur zwei Kondome. Beim dritten Mal habe ich mich zurückgezogen, ehe ... du weißt schon.“
Plötzlich erinnerte sie sich an die erstaunlich intensiven Gefühle, die ihr Sorge bereiteten. Sie durfte nicht wieder in alte Gewohnheiten verfallen! Nicht, nachdem sie so hart für ein neues Leben gearbeitet hatte.
„Ich denke, du solltest besser gehen, Will.“
Er wollte etwas sagen, um sie umzustimmen, starrte jedoch nurbefangen auf seine Füße. Sie fragte sich, ob er sie gern berührt hätte. Wollte er ihr einen Abschiedskuss geben, um sie zu überzeugen, dass er besser blieb? Vielleicht wünschte sie sich das sogar. Doch Will Finley nahm seine Jacke vom Türknauf und ging.
Sie legte sich ins Kissen zurück und schnupperte sein After Shave. Ein zurückhaltender Duft. Nicht wie Daniels aufdringlicher Moschus. Du lieber Himmel, sechsundzwanzig Jahre jung! Fast zehn Jahre jünger als sie. Wie hatte sie nur so idiotisch sein können? Als sie diesmal die Augen schloss, erinnerte sie sich sehr deutlich an ihre gemeinsame Nacht. Sie spürte seinen Körper, spürte Zunge und Hände sie streicheln und intensive Gefühle wecken wie lange nicht mehr.
Die Erinnerung an die eigene Gier war ihr fast peinlich. Sie hatte ihn mit Lippen und Händen geradezu verschlungen, als sie sich gegenseitig in Ekstase versetzten. Leidenschaft, Gier, Verlangen, das alles war ihr nicht neu, damit hatte sie aus ihrer schillernden Vergangenheit reichlich Erfahrung. Neu waren Wills Zärtlichkeit und Einfühlsamkeit gewesen. Es schien ihm wichtig, dass sie dieselben berauschenden Gefühle erlebte wie er. Das war nicht bloßer Sex gewesen, sie hatten sich Liebe gegeben. Der Gedanke beunruhigte sie.
Sie rollte sich auf die Seite und umarmte das zerknüllte Kissen. Sie durfte sich nicht von Will Finley vom Weg abbringen lassen. Nicht nach dem ersten großen Erfolg. Sie musste sich auf das Wesentliche konzentrieren und an Daniel denken. Trotz aller Differenzen verlieh Daniel ihr Seriosität, die in diesem Geschäft alles war. Er nützte ihr auf dem Weg, eine respektierte und erfolgreiche Geschäftsfrau zu werden. Trotzdem war ihr nach Wills Abgang, als sei ihr soeben etwas Wertvolles entglitten.
18. KAPITEL
Will schlug die Eingangstür zu, dass das Facettenglas klirrte. Besorgt vergewisserte er sich trotz seines Ärgers, dass es nicht beschädigt war. Die Tür war alt und solide. Das Glas schien handgearbeitet, war vielleicht sogar antik. Er hatte keine Ahnung von so etwas, jedoch bemerkt, dass Tess McGowan eine Vorliebe für Antiquitäten besaß. Ihr Cottage war mit hübschen Einzelstücken ausgestattet, was eine beruhigende, behagliche Atmosphäre schuf. Er hatte sich unheimlich wohl gefühlt, beim Aufwachen in lavendelblauen Laken, umgeben von Tapeten mit kleinen Veilchen.
Bei der Ankunft in ihrem Haus gestern Nacht war er überrascht gewesen. Er hätte nie vermutet, dass sich die wilde, leidenschaftliche Frau, die ihn schamlos beim Poolbillard bedrängt hatte, während sie Tequilas kippte, privat mit alter Spitze, handgeschnitztem Mahagoni und anscheinend echten Aquarellen umgab. Doch nach einer Nacht wusste er, dass Tess McGowans Heim ihr Wesen widerspiegelte. Sie war leidenschaftlich, unabhängig und so sensibel wie verletzbar. Diese unerwartete Verletzlichkeit hatte ihm den Abschied so schwer gemacht. Als er sie in den frühen Morgenstunden in den Armen gehalten hatte, war er verblüfft gewesen, wie sie sich an ihn schmiegte - als hätte sie eine lange gesuchte Zuflucht gefunden.
Er wischte sich mit einem Ärmel über das Gesicht, um wieder in der Realität anzukommen. Meine Güte, woher kamen nur diese Gedanken? Verletzlichkeit, Zuflucht finden, das klang wie aus einem Roman.
Will stieg in seinen Wagen und blickte sofort zu ihrem Schlafzimmerfenster hinauf. Vielleicht hoffte er, dass sie dort oben stand und hinuntersah. Doch es war leicht zu erkennen, dass niemand hinter der Spitzengardine stand.
Er war verärgert und fühlte sich benutzt, was
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