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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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und viel erfahrener als die kleine Pizzafahrerin. Er würde ernsthaft mit ihr reden müssen, damit sie ihm vertraute. Er musste seinen Charme aufdrehen, ihr Komplimente machen und sie zum Lachen bringen. Wieder spürte er seine Erektion, als er überlegte, wie er sie für sich einnehmen konnte, und fragte sich, wie weit er gehen sollte.
    Vielleicht begann er mit einer sachten Berührung, einer zärtlichen Geste im Gesicht. Er würde ihr eine Strähne des schönen Haares zurückstreichen oder behaupten, sie habe eine Wimper auf der Wange. Sie würde ihn dann für besorgt, aufmerksam und sensibel halten. Frauen mochten diesen Mist.
    Plötzlich öffnete sich die Tür, und da war sie. Sie zögerte und sah sich um, schaute zum Himmel. Seit einer Viertelstunde fiel leichter Niesel. Sie ließ den hellroten Schirm aufspringen und ging rasch zur Straße. Rot war definitiv ihre Farbe.
    Er wartete und ließ sie vorgehen, während er hinabgriff zu seinem Skalpell. Es steckte im maßgefertigten Lederetui in seinem Stiefel. Er strich über den Griff, verharrte und ließ es stecken. Dann folgte er ihr die Gasse hinunter.

17. KAPITEL
    Montag, 30. März
    Tess McGowan erwachte mit entsetzlichen Kopfschmerzen. Sonnenlicht strömte durch ihre Schlafzimmervorhänge wie Laserstrahlen. Verdammt! Sie war wieder zu Bett gegangen, ohne die Kontaktlinsen zu entfernen. Sie legte einen Arm über die Augen. Warum hatte sie nicht die Linsen genommen, die man länger im Auge lassen konnte? Es missfiel ihr, auf diese Weise ans Alter erinnert zu werden. Fünfunddreißig war nicht alt. Okay, die Zwanziger hatte sie sozusagen verplempert. Mit den Dreißigern sollte das anders werden.
    Plötzlich merkte sie, dass sie nackt war unter der Bettdecke. Dann spürte sie den klebrigen Fleck neben sich. Besorgt richtete sie sich leicht auf, Bettdecke vor der Brust, und sah sich mit verschwommenem Blick um.
    Warum konnte sie sich nicht erinnern, dass Daniel bei ihr war? Er blieb doch nie über Nacht bei ihr. Ihr Haus war ihm zu behaglich. Ihre Kleidung lag in einem Haufen im Sessel am anderen Ende des Zimmers. Daneben auf dem Boden lagen Männerhosen, unter denen Schuhspitzen hervorlugten. Vom Türknauf hing eine schwarze Bomberjacke aus Leder. Nichts davon erkannte sie als Daniels Kleidung. Sie wurde auf die Dusche aufmerksam, die in diesem Moment abgeschaltet wurde. Ihr Herz schlug rascher, während sie sich an irgendetwas aus der letzten Nacht zu erinnern versuchte.
    Sie sah auf die Nachttischuhr. Viertel vor neun. Irgendwie erinnerte sie sich, dass Montagmorgen war. An Montagen hatte sie nie Termine, aber Daniel. Warum konnte sie sich nicht an seinen Besuch erinnern oder an ihre Rückkehr nach Hause?
    Denk nach, Tess! Sie rieb sich die Schläfen.
    Daniel hatte das Restaurant verlassen, und sie war mit dem Taxi nach Haus gefahren. Nein, nicht direkt nach Haus. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass sie bei Louie Tequilas gekippt hatte. Hatte sie Daniel angerufen, damit er sie abholte? Warum erinnerte sie sich nicht? Ob er wütend wurde, wenn sie ihn bat, ihre Gedächtnislücken aufzufüllen? Offenbar war er letzte Nacht nicht wütend auf sie gewesen. Sie rückte von dem feuchten Fleck ab.
    Sie legte den Kopf zurück, kniff die Augen zu und wünschte, der pochende Schmerz würde aufhören, ihr den Schädel zu spalten.
    „Guten Morgen, Tess“, sagte eine volle tiefe Stimme.
    Ehe sie die Augen öffnete, war ihr klar, die gehörte nicht Daniel. Erschrocken richtete sie sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Kopfteil. Der große schlanke Fremde mit dem blauen Handtuch um die Hüften wirkte überrascht und besorgt.
    „Tess?“ fragte er leise. „Alles okay?“
    Plötzlich erinnerte sie sich, als bräche ein Damm im Hirn und gäbe die Bilder frei. Er war in Louies Bar gewesen und hatte sie von einem Ecktisch aus beobachtet. Attraktiv, ruhig, ganz anders als die üblichen Gäste bei Louie. Was war ihr eingefallen, ihn mit nach Haus zu nehmen?
    „Tess, du machst mir Angst.“
    Seine Besorgnis schien echt zu sein. Zumindest hatte sie wohl keinen Serienkiller mitgenommen. Oder etwa doch? Wie sollte sie das feststellen? Mit feuchtem Haar und nur in ein Handtuch gewickelt, wirkte er harmlos. Sie bemerkte seinen athletischen Körperbau. An Kraft war er ihr zweifellos überlegen und könnte sie mühelos überwältigen. Wie hatte sie nur so dumm sein können?
    „Tut mir Leid. Ich ... du hast mich erschreckt.“ Sie versuchte, sich ihre Besorgnis

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