Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Tragen eines Hutes stammten, erwähnte Maggie nicht.
„Sie dürfen bei der Tagung keine Waffe tragen, aber ohne Ihr Abzeichen fühlen Sie sich nackt. Es steckt in der Brusttasche Ihrer Jacke.“ Sie deutete auf das braune Jackett, das, von seinem breiten Körper fast verdeckt, über der Stuhllehne hing. „Ihre Frau bestand darauf, dass Sie ein Jackett tragen, aber daran sind Sie nicht gewöhnt. Im Gegensatz zu einem Detective, der normalerweise im Anzug mit Krawatte herumläuft.“
Alle warteten gespannt wie auf einen Zaubertrick. Der Officer drehte sich um und holte das Abzeichen aus der Brusttasche, um es zu zeigen.
„Alles nur gut geraten“, sagte er zu Maggie. „Was erwartet man anderes in einem Raum voller Polizisten?“
„Sie haben Recht, absolut Recht.“ Maggie nickte, als sich die abwartenden, prüfenden Blicke wieder ihr zuwandten. „Das meiste von dem, was ich gesagt habe, mag als offensichtlich gelten. Es gibt ein bestimmtes Profil, das auf Polizisten zutrifft. Genauso gibt es ein Profil für Serienmörder. Wenn man diese Charakteristika herausfindet und festlegen kann, welche im jeweiligen Fall zutreffen - einige mögen offenkundig erscheinen -, kann man diese Erkenntnisse als Grundlage für ein Täterprofil nehmen.“
Schließlich hatte sie die Aufmerksamkeit des Publikums. Da man sich nicht mehr auf ihre Person konzentrierte, sondern auf das, was sie sagte, begann sie sich zu entspannen, schöpfte neue Kräfte und überwand ihre Müdigkeit.
„Das Schwierige ist jedoch, hinter das Offensichtliche zu schauen, es zu analysieren und auf die Kleinigkeiten zu achten, die unbedeutend erscheinen mögen. Wie in diesem Fall - verzeihen Sie, Officer, würden Sie mir Ihren Namen sagen?“
„Wie? Soll das heißen, den erkennen Sie nicht?“ Er grinste,stolz auf die seiner Meinung nach schlagfertige Antwort, und erntete ein paar Lacher.
Maggie lächelte. „Nein, ich fürchte, meine Kristallkugel nennt keine Namen.“
„Danzig. Norm Danzig.“
„Wenn ich Ihr Profil überprüfen müsste, würde ich alles hinterfragen, was ich weiß.“
„He, Sie können mich überprüfen, so viel Sie wollen.“ Er spielte weiter mit, genoss die Aufmerksamkeit und sah Beifall heischend zu seinen Kollegen.
„Ich würde mich fragen“, fuhr sie fort, ohne seine Bemerkung zu beachten, „warum Ihre Frau Ihnen Kleidung in der falschen Größe gekauft hat.“
Plötzlich saß Officer Danzig ganz still.
„Ich würde mich fragen, ob es dafür einen Grund gibt.“ Aus der leichten Rötung seines Gesichtes schloss sie, dass er diesen Grund ungern preisgab. Sie vermutete, dass er schon eine Weile nicht mehr das Bett mit seiner Frau teilte. Vielleicht gab es sogar eine vorübergehende Trennung, während Officer Danzig ein paar zusätzliche Fast-Food-Mahlzeiten zu sich genommen hatte, was seine zusätzlichen Pfunde erklären könnte. Jedenfalls hatte seine Frau die Gewichtszunahme beim Kauf der Kleidung für die Tagung nicht einkalkuliert. Anstatt ihn mit ihrer Theorie in Verlegenheit zu bringen, sagte sie: „Ich glaube, Ihre Frau hatte es einfach satt, dass Sie immer wieder denselben marineblauen Anzug tragen, der hinten im Schrank hängt.“
Die anderen lachten, und Officer Danzig lächelte erleichtert. Als sie ihm in die Augen sah, erkannte sie jedoch eine Spur Demut. Er zollte ihr seine Anerkennung, indem er sich nach vorn ausrichtete und ihr konzentriert lauschte.
„Es ist auch wichtig, sich nicht von Stereotypen irritieren zulassen.“ Sie begann ihr rituelles Hin- und Hergehen. „Es gibt eine Hand voll Stereotypen, die Serienkillern anzuhaften scheinen. Von einigen sollten wir uns trennen. Hat jemand eine Ahnung, welche das sind?“
Sie wartete, während die Gruppe schwieg. Man schätzte sie immer noch ab. Schließlich meldete sich ein junger Hispano zu Wort. „Wie ist es mit der Annahme, dass die alle verrückt sind, vollkommen geistesgestört. Das ist nicht unbedingt so, richtig?“
„Richtig. Tatsächlich sind viele Serienkiller sehr intelligent, gut ausgebildet und geistig so gesund wie Sie und ich.“
„Verzeihen Sie“, meldete sich ein ergrauender Detective aus dem hinteren Teil. „Der ,Sohn von Sam‘ behauptete, ein Rottweiler habe ihn zu seinen Taten veranlasst. Und das ist nicht geistesgestört?“
„Es war ein schwarzer Labrador namens Harvey. Aber Berkowitz gab später den Schabernack zu, als Profiler John Douglas ihn befragte. Ich leugne nicht, dass einige Killer verrückt sind. Ich
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