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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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davonlief. Aber wenn er diese neue Herausforderung annehmen sollte, musste er sich auf die kriminellen Glanzleistungen des Gehirns verlassen, das Dr. Patterson noch die Ehre haben würde zu erforschen. Ja, trotz seiner neuen Rolle würde er sich weiter auf das Genie seines alten Freundes Albert Stucky verlassen.

29. KAPITEL
    Tully riss das letzte Fax ab, das soeben von der Polizei in Kansas City eingegangen war. Er überflog den Inhalt und sammelte Akten, Notizen und Tatortfotos ein. In zehn Minuten hatte er eine Besprechung mit Cunningham, trotzdem befasste er sich gedanklich immer noch mit dem Streit, den er vor knapp einer Stunde mit Emma ausgefochten hatte. Emma hatte gewartet, bis er sie an der Schule absetzte, ehe sie die Bombe platzen ließ. Sie war verdammt gut in so was. Aber was erwartete er? Die hohe Kunst des Überraschungsangriffs hatte sie von keiner Geringeren als einer Meisterin gelernt, ihrer Mutter.
    „Ach übrigens“, hatte sie beiläufig angefangen, „Josh Reynolds hat mich gebeten, mit ihm zum Schulball zu gehen. Das ist Freitag in einer Woche. Ich muss mir also ein neues Kleid kaufen. Wahrscheinlich auch neue Schuhe.“
    Er war sofort zornig geworden. Sie war noch so jung, erst in der Mittelstufe. Wann waren sie übereingekommen, dass sie ausgehen durfte?
    „Ist mir da eine Unterredung entfallen?“ hatte er so sarkastisch gefragt, dass es ihm im Rückblick peinlich war. Sie hatte ihn so beleidigt und gekränkt angesehen, wie sie nur konnte. Was fiel ihm ein, ihr zu misstrauen? Sie war fast fünfzehn, praktisch eine alte Jungfer, verglichen mit ihren Freundinnen, die, so versicherte sie, schon seit zwei oder drei Jahren ausgehen durften. Er unterließ es, mit dem alten Argument zu kontern: Nur weil dein Freund von der Brücke springt ... Das Problem war im Übrigen nicht, dass er ihr misstraute. Auch mit dreiundvierzig wusste er noch, wie scharf fünfzehn- und sechzehnjährige Jungen sein konnten. Er hätte das gern mit Caroline besprochen, wusste aber auch, dass sie Emmas Partei ergreifen würde. War er wirklich nur ein überbesorgter Vater?
    Er schob die Faxblätter in einen Aktenordner, legte ihn auf den Stapel auf seinem Arm und ging den Flur hinunter. Nachdem er gestern Nacht mit Detective John Ford aus Kansas City telefoniert hatte, war er darauf vorbereitet, Cunningham in schlechter Stimmung anzutreffen. Der Mord an der Kellnerin sah mehr und mehr nach der Arbeit von Albert Stucky aus. Niemand sonst würde Agentin O’Dell die Niere ins Hotel liefern. Genau genommen wusste er nicht, warum er nicht längst im Flieger nach Kansas City saß, um sich O’Dells Ermittlungen anzuschließen.
    „Guten Morgen, Anita“, grüßte er die grauhaarige Sekretärin, die zu jeder Stunde des Tages hellwach und adrett wirkte.
    „Kaffee, Agent Tully?“
    „Ja, bitte. Sahne, aber ...“
    „Keinen Zucker. Ich weiß. Ich bringe Ihnen den Kaffee hinein.“ Sie winkte ihn durch. Jeder wusste, dass niemand den Fuß in Direktor Cunninghams Büro setzen durfte, ehe Anita nicht das Signal gegeben hatte.
    Cunningham telefonierte, nickte Tully jedoch zu und deutete auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch.
    „Ja, ich verstehe“, sagte er in den Hörer. „Natürlich werde ich das.“ Er legte wie üblich auf, ohne sich zu verabschieden, richtete sich die Brille, trank einen Schluck Kaffee und sah Tully an. Trotz frischem weißen Hemd und perfekt sitzender Krawatte verrieten seine Augen Müdigkeit. Sie waren von Schlafmangel geschwollen, und die roten Äderchen wurden durch die Brillengläser noch vergrößert.
    „Bevor wir anfangen“, sagte er und sah auf seine Armbanduhr, „haben Sie Informationen über Walker Harding?“
    „Harding?“ Tully unterdrückte Gedanken an hormongesteuerte High-School-Jungs und rosa Ballkleider. „Tut mir Leid, Sir, der Name Walker Harding sagt mir nichts.“
    „Er war Albert Stuckys Geschäftspartner“, erklärte eine Frauenstimme von der offenen Tür.
    Tully drehte sich, um die junge dunkelhaarige Frau anzusehen. Sie war attraktiv in ihrem blauen Hosenanzug.
    „Agentin O’Dell, bitte kommen Sie herein.“ Cunningham erhob sich und deutete auf den Stuhl neben Tully.
    Tully räumte ungelenk die Akten beiseite.
    „Spezialagentin Margaret O’Dell, das ist Spezialagent R.J. Tully.“
    Sein Stuhl wackelte, als Tully aufstand und Agentin O’Dells ausgestreckte Hand schüttelte. Ihr fester Händedruck und die offene Art, ihm in die Augen zu sehen, beeindruckten ihn

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