Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
keine andere Weise erreichen konnte? Würde sie begreifen, dass dieses Scheusal in ihm das Fundament seines Wesens bedrohte?
    Aber nein, das würde er ihr nicht anvertrauen - das wäre denn doch ein bisschen stark. Albert Stucky würde es tun, aber er musste dem Drang widerstehen, sich auf das Niveau seines alten Freundes zu begeben.
    „Können Sie das, Doc?“ fragte er, das Kinn leicht erhoben und vorgereckt, als lausche er auf ihre Bewegung oder eine Reaktion.
    „Ich kann es jedenfalls versuchen.“
    Er sah über ihre Schulter hinweg, den Körper leicht zur Seite gedreht, obwohl sie direkt vor ihm stand.
    „Sie erröten“, sagte er und gestattete sich ein kurzes Lächeln.
    Die Farbe ihrer Wangen wurde intensiver. Sie legte die Hand in den Nacken in dem sinnlosen Versuch, das Erröten zu unterbinden. „Wie kommen Sie darauf?“
    Würde sie es leugnen? Würde sie ihn so bald enttäuschen und lügen?
    „Ich rate“, erwiderte er leise und beschwichtigend, um sie zu ermutigen, sich ihm anzuvertrauen und ihm ihre Empfindlichkeiten zu offenbaren. Wenn er sein eigentliches Ziel erreichen wollte, durfte Dr. Gwen Patterson sich nicht von ihm bedroht fühlen. Die gute Frau Doktor stand in dem Ruf, sich in die Hirne der berüchtigtstenund hinterhältigsten Kriminellen einfühlen zu können. Er fragte sich, wie sie reagieren würde, wenn sie wüsste, dass diesmal sie ausgeforscht wurde.
    „Dazu möchte ich nur bemerken, dass ich schon eine ganze Weile Psychologin bin.“ Sie versuchte lässig, ihre körperliche Reaktion herunterzuspielen, doch er sah, dass die Röte auf den Wangen blieb. „Ich habe viel Schockierendes gehört, weitaus Schlimmeres als Ihr Problem. Sie müssen sich keine Gedanken machen, dass Sie mich in Verlegenheit bringen könnten, Mr. Harding.“
    Okay, sie ging also auf Nummer sicher, gab sich cool und verweigerte ihm den Zugang zu ihrem Innern. Die Vorstellung erregte ihn. Wie er solche Herausforderungen liebte!
    „Vielleicht beginnen wir damit“, fuhr sie fort, „dass Sie mir erzählen, warum Sie Sex nicht mehr genießen.“
    „Ist das nicht offensichtlich?“ fragte er in einem Tonfall, den er perfektioniert hatte. Es klang verärgert, gekränkt und doch traurig genug, das richtige Maß an Mitleid zu erregen. Gewöhnlich funktionierte es.
    „Natürlich ist es nicht offensichtlich.“
    Er schob eine Hand unter die Lederjacke. Sie machte es ihm so leicht und spielte ihm sozusagen direkt in die Hand. Er umfasste seine Erektion.
    „Wenn Sie glauben, Ihr ...“ Sie zögerte. „Ihr Handicap.“
    „Ist schon okay. Sie können es beim Namen nennen. Ich bin blind. Ich habe nichts dagegen, wenn man das Wort benutzt.“
    „Okay, aber Ihre Erblindung bedeutet ja nicht den Verlust von Libido.“
    Ihm gefiel, wie sie Libido sagte. Obwohl ihre Lippen schmal waren, gefiel ihm die Form. Er mochte, wie sich die Oberlippe an den Winkeln leicht nach oben bog. Er bemerkte auch einen schwachen Akzent, konnte ihn aber nicht deuten. Ungeduldig wartete er,dass sie die Worte Penis und Fellatio aussprach, und war gespannt, wie sich ihre Lippen darum schlingen würden.
    „Ist das Ihr Problem, Mr. Harding?“ unterbrach sie seine Gedanken. „Hat der Verlust des Augenlichtes Sie impotent gemacht?“
    „Männer sind hochgradig visuell orientiert. Besonders, wenn es um sexuelle Erregung geht.“
    „Das stimmt“, bestätigte sie und griff hinter sich nach einer dünnen Akte - seiner Akte, seiner Geschichte. „Wann begannen Sie, Ihr Augenlicht zu verlieren?“
    „Vor etwa vier Jahren. Müssen wir darüber reden?“
    Sie sah ihn über die offene Akte hinweg an. Sie war ans andere Ende des Schreibtisches gerückt, doch er hielt den Blick noch auf die Stelle gerichtet, wo sie gesessen hatte.
    „Wenn es bei der Lösung Ihres gegenwärtigen Problems hilft, dann glaube ich, ja, wir müssen darüber reden.“
    Ihm gefielen ihre entschiedene Haltung und die Direktheit. Sie klopfte ihn nicht vorsichtig ab. Was für eine schöne Vorstellung. Er massierte die Schwellung mit der verborgenen Hand.
    „Haben Sie etwas dagegen, Mr. Harding? Sie scheinen mir kein Mensch zu sein, der vor einer Herausforderung davonläuft.“
    Er zögerte nur, weil er seine Gefühle genießen wollte. Das war okay. Sie würde annehmen, er brauche einen Moment zum Überlegen.
    „Ich habe keine Einwände“, sagte er und hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Nein, niemand, der Walker Harding kannte, würde annehmen, dass er vor etwas

Weitere Kostenlose Bücher