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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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sanft weg. Sie blinzelte, schien mich nicht zu erkennen — und ich sah das weiße licht noch in ihren Pupillen schimmern, aber fern, schwächer werdend und schließlich verlöschend. Sie sah an mir vorbei, zu Mycroft hin, und ihr Lächeln war zaghaft, unsicher.
    Ich drehte mich um; sein Antlitz blieb gleichmütig.
    »Was war das?« fragte Midge leise, atemlos.
    Ich rechnete mit einer tiefschürfenden Antwort des Synergisten, doch er lächelte nur rätselhaft.
    »Yeah, das wüßte ich auch gern«, brummte ich.
    »Sie waren Beobachter der Mysterien.«
    Ziemlich tiefschürfend.
    »Das sagt uns wirklich viel.«
    »Was, glauben Sie, haben Sie gesehen?«
    Es war Midge, die antwortete: »Ich fühle, daß ich den Quell aller Dinge gesehen habe; das Entstehen allen Seins, aber es war unvollständig, nur ein Fragment.«
    Er nickte bedächtig (und ein wenig zu weise, fand ich, als sei es Teil der Show). »Lediglich die Vision eines Schimmers. Nicht mehr. Deine Vorstellungskraft hat die Wahrheit in eine Vision verwandelt, die von euer beider Verstand wahrgenommen werden konnte - doch nur bedingt. In solchen Momenten kann das Sehvermögen so nutzlos sein wie Worte, die Vorstellungskraft so unangemessen wie der Verstand. Selbst Träume reichen nur schwerlich aus, diese Ganzheit zu erfahren.«
    Was es auch war — es hatte mir Kopfschmerzen beschert. »Eine tolle Show, Mycroft, aber wozu? Um uns zu beeindruk-ken?«
    »Vielleicht.«
    »Wir sind beeindruckt. Können wir jetzt gehen?«
    »Sie haben uns Ihre Macht gezeigt«, flüsterte Midge und beugte sich vor; die Aufforderung in dieser Geste war klar: Er sollte weiterreden.
    »Ich habe einen Kanal zu der Macht enthüllt, einen Kanal, welcher durch meinen Körper und Geist verläuft«, erläuterte Mycroft. »Es gibt andere . . . stärkere Kanäle rings um uns her, die gesucht und aufgespürt werden können. Zugangspunkte, Verbindungen, Leitungen — nennt sie, wie ihr wollt. Sie können benutzt werden . ..«
    Und dann, ganz plötzlich, gab er sich zugeknöpft und mied unseren Blick. Ich nehme an, ihm war klargeworden, daß er sich von seinem eigenen Genie hatte mitreißen lassen.
    »Trotzdem verstehe ich nicht, was Sie von uns wollen«, sagte ich nachdrücklich. »Wir sind nicht daran interessiert, uns zu Synergisten umschulen zu lassen, oder zu irgend etwas in der — «
    »Ich denke, Ihre Partnerin ist da anderer Meinung«, widersprach er mir, rätselhaft wie immer.
    »Suchen Sie sie noch einmal für mich«, bat ihn Midge. »Lassen Sie sie mit mir reden. Lassen Sie es Mike mit eigenen Worten hören.« Wir wußten beide, wen sie meinte.
    Ich berührte ihre Hand. »Das ist Wahnsinn. Verstehst du denn nicht, was er macht? — Gedankenprojektion, Gehirnmanipulation, die gute altmodische Hypnose — alles ein und dasselbe. Nichts ist wirklich geschehen. Mycroft bringt uns dazu, diese Dinge zu sehen — sie sind nicht real — «
    »Ihre Präsenz befindet sich in diesem Raum«, unterbrach Mycroft. »Ich vermag sie zu spüren, und du spürst sie ebenfalls.« Damit sprach er Midge an.
    »Ja«, antwortete sie schlicht.
    »Sie haben dir noch vieles zu sagen.«
    Sie nickte.
    »Sie wollen, daß du zuhörst.«
    Sie nickte wieder, und jetzt schlossen sich ihre Augen.
    Und plötzlich konnte ich etwas anderes in diesem Raum fühlen. Aber ich war mir nicht sicher; vielleicht, weil ich mir nicht sicher sein wollte; weil ich wußte, daß Mycroft genau das von mir erwartete.
    »Sie sprechen . . .«, hauchte Midge dumpf.
    »Ich höre nichts.« Auch meine Stimme war nur ein Flüstern.
    Ein Windhauch regte sich um uns.
    »Sie sind schwach, aber sie sind hier.« Midge öffnete ihre Augen wieder.
    Mycrofts Blicke bohrten sich in sie hinein. Dann wandte er sich mir zu, und seine Pupillen waren wie winzige schwarze Löcher, bodenlos tief, aber nicht leer.
    Da war ein Schatten hinter ihm. Grau und wie schraffiert. Ein Schatten, der ihn umrandete, der nach vorn kam. Und ein zweiter Schatten, unmittelbar hinter seiner linken Schulter. Beide nahmen sie schimmernd Gestalt an.
    Stimmen, eine Ewigheit entfernt. So schwach. Aus einer anderen Dimension. Und doch keine Stimmen. Gedanken, die sich in unsere Gedanken drängten.
    »Vater?« sagte Midge.
    Und eine der hauchzarten Zusammenballungen an Mycrofts Schulter bewegte sich, wie von einer Luftströmung ergriffen. Und Gedanken, die direkt in meinem Geist waren, antworteten ihr.
    Aus dem Windhauch ringsumher wurde ein beständiges Wehen.
    »Zeig dich Mike, zeig ihm,

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