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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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daß du wahrhaftig hier bist.« Midge hatte diese Bitte ausgesprochen.
    Und das Nebelgebilde nahm weiter Gestalt an; ein dunstiger Kopf entstand, eine Schulterlinie. Es schien ein Spiegelbild im Wasser zu sein, und die Oberfläche kräuselte sich jetzt . . . und Gesichtszüge formten sich, Gesichtszüge, die mir langsam vertraut vorkamen, obgleich sie wabernd und undeutlich blieben.
    Ein Wort sickerte in mein Bewußtsein ein:
    ». . . vertrauen ...«
    Aber ich dachte nicht daran, dieser Aufforderung nachzukommen; denn das hieße, Mycroft zu vertrauen — dieser nebelhafte Geist von Midges totem Vater riet mir, an den Synergisten zu glauben, und das wollte ich absolut nicht, denn ich wußte, daß er ein Scharlatan war, daß er irgend etwas vorhatte mit Midge, ich wußte nur nicht, was, aber ich würde widerstehen, widerstehen, ich würde . . .
    Mein ungläubiger Blick wurde von der zweiten Phantomgestalt angezogen, die dort neben Mycrofts anderer Schulter schwebte, und auch sie kam mir vertraut vor, dieses Gesicht.. . Ich hatte es auf den Fotografien gesehen, die mir Midge in der Vergangenheit so oft gezeigt hatte . . . Und auch sie, dieses Gespenst einer Frau, sagte mir:
    ». . . vertraue . . . auf. .. ihn . ..«
    Midge kauerte auf den Knien, die Hände zu ihnen ausgestreckt, und ihr nach oben gewandtes Gesicht schien aus sich selbst heraus zu strahlen, trotz aller Düsternis ringsumher, und ich hielt sie zurück, schlang einen Arm um ihre Schulter und packte mit der anderen Hand ihr Handgelenk; aber sie rutschte dennoch nach vorn, hin zu Mycroft, ein Krüppel, der sich auf Knien dem Geistheiler nähert, eine Besessene vor ihrem Hohepriester.
    Und für einen flüchtigen Moment fiel jetzt seine alles verhüllende Maske, vielleicht, weil er allzusehr in seinem Triumph schwelgte — und darüber seine Selbstbeherrschung vernachlässigte.
    Ich sah dieses jubilierende Glitzern, oh, ich sah es ganz genau, und irgend etwas rastete in meinem Kopf ein; und da war ein Geräusch, wie von einem Fingernagel, der auf das Fenster meines Gehirns klopft, immer wieder, und mich so warnte, nichts von alldem zu akzeptieren. Diese Geister waren nur Dampfgebilde, ohne Form und ohne Gedanken.
    »Es ist ein Trick!« schrie ich Midge an und riß sie mit mir zu Boden, so daß wir beide zu Mycrofts Füßen ausgestreckt lagen. »Das sind nicht deine Eltern! Er bringt uns dazu, sie zu sehen!«
    Sie kreischte auf, sie warf sich herum und wehrte sich gegen mich.
    Der Wind schwoll unerbittlich zu einem Sturm an, der unsere Kleider aufplusterte und die Nebel zerfaserte und vertrieb und zu Nichts auseinanderpeitschte.
    Mycroft blickte sich gehetzt und offensichtlich erschreckt um, und das verblüffte mich. Ich fragte mich, was für ein neues Spiel er da spielte. Plötzlich schien er genauso verwirrt wie ich. Der Synergist erhob sich halb, doch der Wind zerrte so sehr an ihm, daß er zurücktaumelte. Er hob den Stock und schlug nach dem Sturm, und dann traf sein Blick auf mich.
    Bei anderer Gelegenheit hätte ich vielleicht gelacht, so, wie sein Unterkiefer hinabsackte. Doch in diesem Augenblick war die Situation alles andere als komisch. Er starrte mich ungläubig an, und ich verstand nicht, warum.
    Bis ich mir der Nebelschlieren bewußt wurde, die mir aus dem Mund tropften, die sich veränderten und kräuselten wie Zigarettenrauch.
    Die Nebel brachen auch aus meinem Fingerspitzen; schlängelten sich in Ranken heraus, wanden sich in der Luft und wurden von heulendem Sturmwind davongerissen und im Raum verteilt. Es war, als würden meine Innereien brennen und als seien Mund und Fingerspitzen die einzigen Stellen, durch die der Rauch entweichen konnte; doch da war kein Schmerz, nur eine federhafte Leichtigkeit.
    Irgend etwas schien die Nebel aus mir herauszuziehen, und sie wogten höher, sie erfüllten den Raum und nahmen an Kraft zu und drehten sich in der Luft wie ein kleiner Wirbelwind, und wir befanden uns in seinem Zentrum.
    Und in diesem brodelnden bleichen Nichts gab es andere Stimmen.
    Möglich, daß sie wie jene Stimmen zuvor waren; Laute, die allein in unseren Gedanken existierten, aber sie schienen von überallher zu kommen. Diese Stimmen hatten nichts mit My-croft zu tun, denn er kauerte sich hinter seinem Stock zusammen, als sei dieser ein Schild.
    Die Stimmen wirbelten und kreisten und formten zusammenhängende Worte, und dieses Mal lautete ihre Botschaft: ». . . verlaßt diesen Ort . . . verlaßt . . . dieses . . . Haus . . .!«
    Zwei

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