Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Stimmen; zwei geistige Verlautbarungen; und sie kreischten mit dem Sturmwind um die Wette.
    Midge starrte die brodelnden Nebel an, und ihr Gesicht war tränennaß.
    Ihre Stimme war die eines Kindes, einer Fünfjährigen:
    »Mami . . . Papi . . .«
    Ich kam beinahe um vor Angst.
    »Mamiiiii .. . Papiiiii. ..«
    Sie sah aus wie ein Kind.
    Ich stemmte mich hoch, kam taumelnd auf die Füße, erleichtert zumindest darüber, daß der wolkenartige Strom aus mir herauszufließen aufgehört hatte. Midges Augen waren geweitet; ein Flehen schimmerte darin. Mycroft kauerte auf dem Boden, und auch seine Augen waren geweitet - allerdings vor Angst. Und das paßte mir ganz gut.
    »Komm schon, Midge!« Ich zog sie hoch.
    Sie starrte mich an. »Ja!« schrie sie. »Ja!«
    Ich riß sie mit mir, und der Mahlstrom legte sich rasch, und die Nebelschleier beruhigten sich und zerfielen.
    Ich verlor keine Zeit. Ich sah nicht mehr zurück. Wir erreichten die Dreieckstür, und ich zerrte sie auf; als wir hindurchstürmten, schabte die schräge Wand über meine Schulter. Ich ignorierte die Schmerzen. Draußen erwarteten uns bereits Kin-sella und der Knochenmann und noch einige Synergisten. Sie sahen ziemlich besorgt aus.
    Ich ballte die Fäuste. »Bleibt weg von uns! — Verdammt nochmal, bleibt weg!«
    Kinsella wirkte verunsichert, aber dann spannten sich seine Muskeln an.
    Er warf sich auf mich. Ich konterte, schleuderte ihn zurück. »Nein!« donnerte Mycrofts Stimme aus den Tiefen des Pyramidenraumes heran. »Nicht hier. Laßt sie gehen!« Dann schwächer: »Laßt sie gehen ...« .Wir gingen. Wir verschwanden wie Bats out of hell.

Flucht
    Die Wiese, die sich hangaufwärts zum Wald erstreckte, war mir bisher beileibe nicht so steil vorgekommen. Jetzt hatte ich das Gefühl, wir würden eine abwärtsführende Rolltreppe emporsteigen. Schon bald brannten meine Oberschenkelmuskeln, und Midges Gewicht erschwerte den Aufstieg noch zusätzlich. Die erste Baumreihe schien in weite Ferne gerückt.
    Aber wir hatten Angst, und es gibt nichts Besseres als einen ordentlichen Schrecken, um die Adrenalinreserven zu mobilisieren. Unserer Flucht mochte es an Stil gemangelt haben, an redlichem Bemühen jedoch auf gar keinen Fall.
    Etwa auf halber Höhe hangaufwärts stolperte Midge, und als ich sie wieder auf die Füße hob, blickte ich zum Haus zurück. Es stand dort wie ein ungeheuerlicher Monolith, brütend grau und grabeskalt; es sah aus, als wolle es sich jeden Moment erheben und hinter uns herschleppen. Obwohl ich es nicht über mich brachte, in diese dunklen Fensteraugen zu sehen, wußte ich, daß uns die Synergisten beobachteten.
    Midges Atem kam bereits in krampfartigen Stößen, und da war eine Zerbrechlichkeit an ihr, die mich beinahe zur Verzweiflung brachte.
    »Was . . . was ist da drin passiert, Mike?« stieß sie mühsam hervor. »Mycroft«, sagte ich nur.
    Ich hielt sie am Ellbogen fest und stützte sie und zog sie weiter, darauf versessen, in die Deckung des Waldes zu gelangen, wegzukommen von diesen Augen. Aber wir schienen immer noch langsamer zu werden, wie in einem schlechten Traum, als sauge sich Morast an unseren Füßen fest; doch der Boden unter dem Gras war sommertrocken und fest. Irgendwann mußte ich meinen Arm um Midges Hüfte legen und sie gegen mich stützen, damit sie weiterging.
    Das Licht war miserabel, die Sonne nur mehr eine rosige Kup-
    pel am Horizont. Die Nacht breitete sich über das Land. Und der Wald würde bald ein finsterer Ort sein.
    Ohne anzuhalten, sah ich zurück, und vielleicht erwartete ich tatsächlich, die Synergisten (die Eingeweihten — das waren sie wirklich) aus ihrem Tempel strömen und hinter uns herjagen zu sehen; nichts dergleichen war der Fall - keine Menschenseele folgte uns, und das Haus stand so reglos und gewichtig wie zuvor. Warum, zum Teufel, kam es mir trotzdem so vor, als würde jemand auf meinen Hals herunteratmen . . .?
    Wir erreichten die Baumgrenze, und wir rannten weiter wie zu einem Vangelis-Konzert, wir rannten, obwohl sämtliche Bewegungen langwierig und langsam waren und die Ausführung viel zu viel Kraft kostete. Aber schließlich tauchten wir in das Dämmerlicht des Waldes ein, und die Erleichterung war unbeschreiblich, als sei eine Last von uns genommen worden oder ein Gummiband zerrissen. Ich begründete es mit der belebenden Kühle des Waldes, aber ich spürte, daß das nicht die ganze Wahrheit war. Jetzt konnte man uns vom Haus her nicht mehr sehen.
    Midge lehnte sich gegen

Weitere Kostenlose Bücher