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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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mich, ihre Arme hingen schlaff um meinen Nacken, ihre Brust hob und senkte sich beinahe verzweifelt; sie war völlig außer Atem. Ich küßte sie auf die Stirn, hieß sie willkommen in der Welt der Lebenden, hielt sie fest, streichelte über ihre Haare; wollte sie ganz nah bei mir haben, ich ließ ihr Zeit, sich zu erholen, sich zu beruhigen; ich raunte ihr zu, daß jetzt alles okay war .. . Aber ich wollte nicht länger als unbedingt nötig hier stehenbleiben.
    Die Abenddämmerung nahm schnell bedrohliche Ausmaße an; die Schatten zwischen den Bäumen wurden groß und mächtig und überdeckten alles andere. Die Zweige über uns verwandelten sich in verzerrte Arme — manche beunruhigt gegen unser Eindringen erhoben, andere nach unten tastend, bereit, uns zu packen, sobald wir in Reichweite kamen. Nahes Laub kräuselte sich, als gleite darunter irgend etwas heran. Und da waren Augen im Wald, Augen, die sehr auf der Hut und beunruhigt waren wegen unserer Anwesenheit.
    »Besser, wir bleiben in Bewegung«, sagte ich zu Midge und streichelte mit einem Finger über ihre Wange. »Bevor es zu dunkel wird und wir den Weg nicht mehr finden.«
    »Ich muß wissen, was in diesem Tempel mit uns passiert ist, Mike. Ich . . . muß es verstehen.«
    »Wir reden unterwegs.« Sie klammerte sich an mir fest.
    »Verzeih mir . . . Tut mir leid, daß ich in den letzten Tagen so verrückt gespielt habe«, sagte sie ruhig. »Ich versteh's selber nicht, ich habe keine Ahnung, warum das alles so war - und warum ich dich für so vieles verantwortlich gemacht habe.«
    »Es war nicht deine Schuld. Ich glaube ... ich glaube, daß gewisse andere Einflüsse dafür verantwortlich waren. Sieh mal, ich weiß nicht, das Ganze ist so eigenartig, alles, was wir seit unserem Einzug in Gramarye erlebt haben, war verrückt, und wir haben es trotzdem akzeptiert — oder sagen wir's so: Wir haben die Verrücktheit nicht hinterfragt. Es war nicht deine Schuld, Midge; aber es hängt irgendwie mit dir zusammen. Mit dir und dem Haus.«
    Ich nahm sie bei der Hand, als sei sie ein kleines Kind, und führte sie, und unterwegs erzählte ich ihr alles; von dem Bild, das sie vor Jahren für dieses Märchenbuch gemalt hatte (dieses Bild, das wie aus ihrem Verstand getilgt war) und das eindeutig Gramarye zeigte; und davon, wie sehr Gramarye bereits damals ein Teil von ihr gewesen sein mußte, lange bevor sie diesen Ort tatsächlich zu Gesicht bekommen hatte; er hatte in ihr existiert, verschlossen in ihrem Unterbewußtsein, eine Vorahnung von etwas oder von irgendwo, die schließlich Wirklichkeit geworden war. Und ich erinnerte sie daran, daß sie die Anzeige in der Zeitung entdeckt und alle anderen Angebote ignoriert hatte. Sie war die treibende Kraft gewesen, sie hatte den Makler angerufen — und schließlich hatte sich der Kreis geschlossen. Alles hatte genau so sein sollen, wie es tatsächlich gewesen war; Flora Chaldeans Anwalt hatte mir von den Anweisungen erzählt, die von der alten Dame noch kurz vor ihrem Tod bei ihm hinterlegt worden waren, genaue Details hinsichtlich des Personenkreises, dem es gestattet sein sollte, Gramarye zu kaufen und darin zu wohnen. Jemand, der jung war, sollte es sein, eine sensible Persönlichkeit, deren Anständigkeit offensichtlich war. Ein besonderer Mensch. Das waren ihre Anforderungen gewesen — kein Wunder also, daß der betagte Anwalt ein solches leidenschaftliches Interesse an ihr gezeigt hatte.
    »Das Cottage war für jemanden wie dich bestimmte, Midge.« Ich schob Zweige beiseite, die uns den Weg versperrten. »Frag mich nicht, warum, ich weiß keine vernünftige Antwort darauf. Ich kann nur Vermutungen anstellen . . . Vielleicht hast du etwas an dir, das mit Gramaryes Magie harmoniert.«
    Sie stoppte abrupt und zog mich zu sich heran. »Magie?«
    Ich zuckte die Schultern. »Schon gut, ich hab' rote Ohren. Aber ich wüßte wirklich nicht, wie ich es sonst nennen sollte. Erinnerst du dich noch an den Vogel mit dem gebrochenen Flügel? Wir haben uns gegenseitig beteuert, daß er doch nicht so schlimm verletzt gewesen sein konnte, wie wir ursprünglich geglaubt hatten, als er am nächsten Morgen in der Küche herumgeflogen ist. Und all diese anderen Kleinigkeiten. Die Blumen, die buchstäblich aufgeblüht sind, die Tiere, die Vögel, die sich vor unserer Haustür versammelt haben. Das ist nicht normal - aber wir haben uns angepaßt; wir haben so getan, als sei es ganz selbstverständlich. Trotzdem, eine solche Beziehung zu den

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