Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
Diplomatin werden, damit endlich die vielen Missverständnisse zwischen den Hexen und den Menschen ausgerottet werden. Bitte! Habt Erbarmen!«
»Ich verstehe durchaus, dass es schade für dich ist, wenn du deine Träume nicht verwirklichen kannst«, antwortete der Herrscher der Unterwelt ungerührt. Er streichelte die schwarze Katze, die Miranda keine Sekunde aus den Augen ließ. »Es gibt viele Leute, die ihre Ziele zu Lebzeiten nicht erreicht haben. Wenn du willst, kann ich dich zur
Insel der verlorenen Träume
führen, damit du siehst, was andere aufgeben mussten.«
Miranda überlegte fieberhaft. Die Verzweiflung schien ihr Gehirn auf Hochtouren zu bringen. Ihr musste doch etwas einfallen, um den Herrscher der Unterwelt umzustimmen. Ob es einen Sinn hatte, auf das Mitgefühl des Meisters zu bauen? Oder war jemand wie er völlig herzlos und kannte überhaupt kein Erbarmen?
»Es sind nicht nur meine beruflichen Träume, die ich aufgeben muss«, sagte sie. »Ich konnte mich noch nicht einmal von meinen Eltern verabschieden. Und auch nicht von meiner Freundin Elena. Außerdem hat Mafaldus Horus viel länger gelebt, er hat seine Ziele erreicht – und trotzdem habt Ihr ihn wieder gehen lassen.«
»Wer bist du, dass du meine Entscheidungen kritisierst?«, fragte der Meister der Dunkelheit, und diesmal glaubte Miranda zu hören, dass in seiner Stimme eine Spur Empörung mitschwang. Also hatte er doch Gefühle, man konnte ihn treffen!
»Wenn nicht ich, wer sonst?«, gab Miranda schnippisch zurück. Sie wusste auch nicht, woher sie auf einmal den Mut nahm, dem Herrscher der Unterwelt zu widersprechen. »Sonst ist ja niemand da, der für mich sprechen kann. – Ihr habt Euch von Mafaldus bestechen lassen, ein ganz gemeiner Deal war das!«
»Es war keine Bestechung, es war ein normaler Handel.«
»Aber ein Handel mit gestohlener Ware«, begehrte Miranda auf. »Mafaldus Horus hat mich entführt!«
Der Meister der Dunkelheit atmete tief durch. Die Katze sprang mit einem lauten Maunzen von seinem Schoß. »Du fängst an, mich zu langweilen. Schweig endlich still.«
Miranda presste die Lippen zusammen. Aber nicht lange.
»Ich habe immer angenommen, dass es Gerechtigkeit gibt in der Unterwelt«, platzte sie dann heraus. »Dass man nach dem beurteilt wird, was man im Leben getan hat. Aber das ist wohl ein Irrtum. Hier sind die Mächtigen eindeutig im Vorteil und kommen ungeschoren davon. Nicht nur das. Sie haben sogar die Gelegenheit, in die Welt der Lebenden zurückzukehren – während Ihr mir nicht die geringste Chance dazu gebt!«
Sie spürte, wie die schwarze Katze um ihre Beine strich. Der Meister der Dunkelheit aber trommelte nervös mit seinen Fingern auf die Armlehnen seines Throns. Schließlich sagte er: »Es interessiert mich nicht, was du von mir denkst, und ändert auch nichts an meiner Entscheidung. Im Übrigen stimmt es nicht, dass du keine Chance hast. Wenn du mir ein vernünftiges Angebot machst, dann lasse ich durchaus mit mir reden.«
Miranda schnappte vor Überraschung nach Luft.
»Du bist alt genug, um zu verstehen, dass eine Leistung eine Gegenleistung erfordert, nichts anderes habe ich mit Mafaldus Horus ausgemacht«, fuhr der Meister fort. »Nichts ist umsonst, nicht einmal der Tod, wie es bei euch heißt. Der kostet nämlich das Leben.« Er lachte leise. »Also – was kannst du mir anbieten, wenn ich dich gehen lasse?«
»Ich … ich weiß nicht«, stammelte Miranda. »Ich … ich besitze nicht viel, aber ich würde Euch alles geben, was ich habe – mein Geld, meine Bücher …«
»Materielle Güter interessieren mich nicht«, erwiderte der Herrscher sofort. »Doch du könntest einen Pakt unterschreiben, dass du mir dein erstes Kind schenkst. Dann lasse ich frei.«
Miranda glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. »M-mein Ki-kind?«
»Das ist ein faires Angebot«, sagte der Meister. »Du kannst zurückgehen und alles tun, was du im Leben vorhast. Du kannst deine Träume verwirklichen – ich würde dir sogar eine Portion Glück mit auf den Weg geben, damit alles ein bisschen leichter geht. Eines Tages, in zehn oder fünfzehn Jahren, wirst du sicher einen Mann treffen, den du liebst und mit dem du eine Familie gründen und Kinder haben willst. Ich brauche nur eine Unterschrift von dir, dass du mir deinen erstgeborenen Sohn oder deine erstgeborene Tochter übergibst. Das ist alles.«
Das Blut rauschte in Mirandas Ohren. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Wie konnte der Meister der
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