Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
verdüsterte sich ihr Gesicht. »Ach, Mist! Warum ist mir das nicht eingefallen?«
»Wegen einer fehlenden Antwort fällst du bestimmt nicht durch«, meinte Elena.
»Wer weiß, was ich sonst noch falsch habe«, erwiderte Miranda pessimistisch.
Sie setzten sich auf eine kleine Mauer und warteten. Um zwölf Uhr wurden wieder die Namen verlesen. Es wurden jedoch nur noch die Namen der Prüflinge genannt, die die schriftliche Prüfung bestanden hatten und zur mündlichen zugelassen wurden.
Elena und Miranda hatten den schriftlichen Teil bestanden – im Gegensatz zu der älteren Hexe, die Elena im Aufzug getroffen hatte. Diese machte ein unglückliches Gesicht. »Mein Spickzettel hat mir leider gar nichts genützt«, klagte sie.
Diesmal mussten Miranda und Elena beide in Stockwerk dreizehn, aber wieder in unterschiedliche Räume. Sie wünschten sich viel Glück, als sie aus der
Maternostra
ausstiegen und sich trennten.
Miranda ärgerte sich noch immer, dass ihr die Lösung mit dem
Zehenzauber
nicht eingefallen war. Unsicher betrat sie den Prüfungsraum, in dem schon ein grau gekleideter Zauberer auf sie wartete.
»Bist du Miranda Leuwen?«
»Ja.«
»Dein Wahlfach für diese Prüfung?«
»Heilkunde.«
Der Zauberer überprüfte seine Unterlagen und nickte.
Miranda begann mit einem selbst ausgedachten Zauberspruch und ließ in der Mitte des Raums einen Regenbogen entstehen.
»Sehr hübsch«, sagte der Zauberer und machte einen Haken aufs Papier.
Auch die nächsten Hexereien klappten problemlos. Miranda kochte in einer schwebenden Tasse grünen Tee, ein magischer Lappen putzte die Fensterscheiben, in der Ecke entstand ein knisterndes Feuer, das wärmte, aber nichts verbrannte, und als Miranda gegen die Wand tippte, sprudelte frisches Trinkwasser heraus, das sich in einem marmornen Becken sammelte.
»Sehr gut«, sagte der Zauberer und machte wieder einen Haken.
Auch die Verwandlung in einen Weißkopfadler und in einen roten Apfel brachte Miranda mit Bravour hinter sich.
»Volle Punktzahl beim Pflichtteil«, sagte der Zauberer und Miranda strahlte.
Dann kam das Fach, das Miranda gewählt hatte: Heilkunde.
Zwei vermummte Männer brachten ein friedlich schlafendes Baby herein. Miranda zuckte zusammen; sie hatte damit gerechnet, dass man ihr ein krankes Tier bringen würde.
»Was fehlt dem Baby und wie kannst du es heilen?«, fragte einer der vermummten Männer.
Miranda nahm das Baby auf den Arm. Bevor sie es
magisch scannen
konnte, schlug der Säugling die Augen auf. Sie waren gelb wie die eines Wolfs. Miranda erschrak so, dass sie das Baby um ein Haar fallen gelassen hätte. Jetzt erkannte sie auch den feinen Flaum im Gesicht des Säuglings.
Miranda versuchte, ruhig zu bleiben, und fing an, das Baby
magisch zu scannen
.
»Es ist … kein richtiges Baby«, murmelte sie, obwohl sie sich nicht sicher war. »Es ist … künstlich geschaffen«, vermutete sie. »Ein Dummy …«
»Richtig, es ist ein Dummy, eigens geschaffen für diese Prüfung«, bestätigte der Zauberer. »Aber es hat alle Eigenschaften eines lebendigen kleinen Jungen. Mach weiter, Miranda.«
Miranda schloss die Augen. Okay, sie hatte ein künstliches Geschöpf in den Armen, eine Art Puppe, aber sie durfte sich davon nicht irritieren lassen, sondern musste so handeln, als sei das Baby echt.
»Es … es wurde von einem schwarzmagischen Fluch getroffen«, stellte sie fest. »Und falsch behandelt. Mit
Moguli
und
Grobuli
. Die Dosierung stimmt nicht – oder die Zusammensetzung … deswegen beginnt das Baby, sich in einen Wolf zu verwandeln.«
»Richtig, und was tust du?«
»Ich setze die
Moguli
und
Grobuli
ab und versuche, das Baby von dem Fluch zu befreien.«
»Bis jetzt ist alles richtig. Und wie befreist du das Baby von dem Fluch?«
Miranda konzentrierte sich wieder. Sie spürte die Gegenwart starker schwarzer Magie und wusste, dass sie mit weißmagischen Schutzmaßnahmen nicht sehr weit kommen würde. Fieberhaft zerbrach sie sich den Kopf. Dieser Teil der Prüfung war genauso tückisch wie die Sache mit dem
Zehenzauber …
Mit den Inhalten, die sie in den Hexenlektionen gelernt hatte, würde sie keinen Schritt weiterkommen. Miranda erinnerte sich an Monas verbotene Bücher. Dieser schwarzen Magie konnte sie nur mit einem entsprechend starken Gegenzauber begegnen. Ihr fiel ein schwarzmagischer Zauberspruch ein, den sie irgendwann einmal zufällig gelesen hatte, aber dazu brauchte sie die gebündelte magische Kraft zweier Hexen! Allein
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