Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
interessiert. »Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass ein Junge im Teenageralter so viel Geld hat, um dir einen so wertvollen Ring zu kaufen. Bestimmt hat er ihn seiner Mutter oder seiner Oma gestohlen.«
»Er hat ihn nicht gestohlen«, murmelte Miranda.
»Aha!«, rief Herr Both triumphierend. »Also doch ein
Er
! Was seid ihr nur für eine Klasse! Du hast schon mit Jungs zu tun und deine Freundin beschäftigt sich mit Hexerei! Kein Wunder, dass ihr euch nicht für die Schule interessiert!
tempora, o mores!« 1
Miranda verdrehte genervt die Augen. In welchem Jahrhundert lebte Herr Both denn? Es war doch ganz normal, dass man sich mit dreizehn Jahren langsam für Jungs interessierte! Sie seufzte und zog die Tafel tiefer, um jetzt endlich mit dem Wischen zu beginnen.
Als sie zum Waschbecken ging und den Schwamm nass machte, sah sie, wie der Spiegel für einen Bruchteil einer Sekunde haarfeine Risse bekam. Es sah aus wie ein Spinnennetz. In der Mitte war ein heller Punkt, aus dem jetzt ein grellblauer Pfeil herausschoss und sich in Mirandas Herz bohrte. Einen kurzen Augenblick lang spürte sie eine eisige Kälte.
Der Fluch!
Sie ließ erschrocken den Schwamm ins Waschbecken fallen und fasste sich an die Brust. Doch bevor sich die Kälte in ihrem Körper ausbreiten konnte, verschwand das seltsame Gefühl. Miranda atmete tief durch. Auch das Spinnennetz war weg, der Spiegel war ohne Makel. Herrn Boths Anti-Magie hatte gewirkt!
In Zeitlupentempo ergriff Miranda den Schwamm und ging damit zur Tafel. Sie versuchte herauszufinden, ob sie sich besser fühlte als vorher. Hatte der zweite Fluch tatsächlich alle Spuren des ersten Fluchs beseitigt? Sie konnte es nicht glauben. Sie würde erst Gewissheit bekommen, wenn jemand sie
magisch scannte
– Mona oder … noch besser Eusebius!
Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass es ihr besser ging. Sie konnte es einfach nicht fassen! Richtig fröhlich begann sie, die Tafel zu wischen.
»Kannst du nicht vorher die Kreide von der Ablage nehmen, du machst sie ja völlig nass«, blaffte Herr Both sie an, aber das störte sie im Moment gar nicht.
»Aber natürlich, Herr Both. Danke, dass Sie mich darauf aufmerksam machen!«, antwortete Miranda lächelnd und legte die Kreidestücke, die völlig trocken geblieben waren, aufs Pult.
Herrn Both blieb vor Staunen der Mund offen stehen.
»Du denkst also, es hat geklappt?«, fragte Elena, die vor dem Klassenzimmer auf Miranda gewartet hatte. Es hatte schon zur nächsten Stunde gegongt, aber Frau Treller war noch nicht zu sehen.
Miranda nickte. Sie sah sich um. Außer ihr und Elena war niemand auf dem Gang. Sie streckte die Hand aus, und sofort erschienen die schönsten Eisblumen am Fenster.
»Ich kann wieder hexen, schau doch!«
Elena betrachtete die Eiskunstwerke, die entlang der ganzen Fensterfront entstanden. Weil draußen gerade die Sonne schien, strahlten und funkelten die Schneekristalle in aller Pracht. Kein Zweifel, Miranda schien tatsächlich ihre alte Form wiedergefunden zu haben, was das Zaubern betraf.
»Ich freu mich so für dich! Ein Stein fällt mir vom Herzen! Jetzt kannst du endlich wieder zaubern«, sagte Elena übermütig und umarmte ihre Freundin. »Du brauchst keine Angst mehr vor dem Hexendiplom zu haben. Unsere große Prüfung kann kommen … Hach, Eusebius ist wirklich ein Genie!«
»Ich kann es gar nicht erwarten, ihn wiederzusehen, damit ich mich bei ihm bedanken kann«, flüsterte Miranda. Sie errötete und löste sich von Elena.
Am Abend, als Elena und Miranda zu Hause auf der Couch saßen und Miranda immer wieder entzückt kleine Hexereien ausprobierte, ertönte ein explosionsartiger Knall und Mona stand mitten im Wohnzimmer. Gleich darauf knallte es noch einmal, diesmal etwas lauter, und Daphne tauchte auf.
»Glotzt nicht so«, sagte sie zu Elena und Miranda. »Ich habe mir eine Auszeit genommen, was ist daran so ungewöhnlich? – Und in der nächsten Stunde will ich im Bad nicht gestört werden, damit das klar ist!«
Sie stapfte mit großen Schritten aus dem Raum.
»Hallo erst mal«, sagte Mona zu den Mädchen. »Es war ein hartes Stück Arbeit. Daphne ist erst mitgekommen, als ich ihr gesagt habe, dass der Fernseher wieder funktioniert. Ich hoffe, der Techniker war inzwischen tatsächlich da?«
»Ja, heute Vormittag«, bestätigte Elena. »Das Gerät läuft wieder einwandfrei.«
»Und ich kann wieder einwandfrei zaubern«, verkündete Miranda. »Der Fluch ist endlich von mir genommen!«
Sie
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