Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
Umhangs blitzte. Ein dunkler Wirbel entstand, und Leon löste sich in Luft auf.
»Jetzt ist er schon wieder fort.« Jolanda seufzte tief, als er verschwunden war. »Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen.«
»Wahrscheinlich sehnst du dich langsam nach der Zeit zurück, als er noch als Leguan in seinem Terrarium eingesperrt war«, stichelte Mona. »Da war er wenigstens immer da.« Sie stand auf und fragte mit einem provokanten Lächeln: »Sag mal, hast du eigentlich nie Angst, dass Leon dich betrügen könnte? Ich muss ja selbst zugeben, dein Mann sieht schon verdammt gut aus.«
»Mutter!«, sagte Jolanda empört. »Was soll denn diese Frage! So etwas würde er nie tun!«
»Sag niemals nie«, gab Mona zurück. »Also – ich würde an deiner Stelle schon misstrauisch werden. Immer diese plötzlichen Aufträge. Und wenn man ihn per
Transglobkom
erreichen will, bekommt man nie eine Verbindung …«
»Das liegt an seinem Job«, nahm Jolanda ihren Ehemann in Schutz. »Schließlich ist er Geheimagent.«
»Es gibt übrigens auch Geheimagentinnen«, sagte Mona. »Das wollte ich nur mal angemerkt haben.«
Elena hatte das Gefühl, gleich platzen zu müssen. Warum musste Oma Mona ihre Mutter immer ärgern?
»Papa hat bestimmt keine heimliche Freundin«, fauchte Elena. »Ich finde es gemein, dass du ihm so etwas unterstellst. Du denkst immer von allen Leuten das Schlechteste.«
»Ach Kindchen«, sagte Mona langsam. »Wenn du erst mal so alt bist wie ich, dann weißt du, wie das Leben so spielt. Mit dreizehn hab ich auch noch anders gedacht.«
»Komm«, sagte Elena und ergriff Mirandas Arm. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir wieder in unsere Zimmer gehen und für das Hexendiplom weiterbüffeln.«
M iranda konzentrierte sich auf den Schutzzauber. Sorgfältig malte sie mit einem Stück Kreide ein Pentagramm auf den Fußboden ihres Zimmers. Die Kreide quietschte über das Parkett. Ein Pentagramm war ein starkes magisches Zeichen. In seiner Mitte war man normalerweise vor zauberischen Angriffen aller Art geschützt …
Miranda betrat das Pentagramm und atmete tief durch. Warum hatte sie trotzdem noch das Gefühl, dass unsichtbare Augen sie beobachteten und jeden ihrer Schritte überwachten? Ihr Nacken prickelte. Langsam drehte sie sich im Kreis. All ihre Sinne waren angespannt. Versteckte sich jemand im Schrank? Oder unter ihrem Bett? Der Schweiß brach ihr aus.
Plötzlich fingen die Kreidestriche an zu rauchen. Kleine Flämmchen züngelten aus dem Boden, wuchsen – und mit einem Mal stand Miranda in einem Pentagramm aus Feuer. Die Flammen schlossen sie ein und versperrten ihr jeden Fluchtweg. Miranda schrie vor Angst auf.
Auf einmal sah sie eine Gestalt in ihrem Zimmer. Es war ein Mann in einer dunklen Kutte. Als er seine Kapuze zurückstreifte, erkannte Miranda den jungen Hexer Eusebius.
»Bleib, wo du bist!«, rief er ihr zu. Dann war er mit zwei Sätzen bei ihr, sprang mit großen Schritten in das brennende Pentagramm. Miranda spürte, wie er sie packte, hochhob und durch die Flammen auf den Balkon trug. Dort stellte er sie wieder auf die Füße. Unter ihnen lag der verschneite Garten.
»Was machst du denn hier?«, fragte Miranda atemlos.
»Ich habe gewusst, dass du in Gefahr bist«, antwortete Eusebius. Er streckte seine Hand aus und berührte sanft ihre Wange. »Ich wäre todunglücklich, wenn dir etwas zustoßen würde.«
Dann fasste er nach ihrer Hand. »Wir müssen von hier weg. Kannst du fliegen?«
»Aber das Feuer«, keuchte Miranda. »Elena … die anderen … Wir müssen sie warnen! Wenn es sich im Haus ausbreitet, ist es für sie zu spät!«
»Dazu ist jetzt keine Zeit«, sagte Eusebius und deutete auf den Balkon. Breite Risse hatten sich unter ihren Füßen gebildet. Gleich würde der Balkon einstürzen. »Flieg, Miranda …«
Miranda fühlte, wie der Boden unter ihren Füßen nachgab. Sie griff nach Eusebius’ Hand, konnte aber nur seine Fingerspitzen erreichen. Dann fiel sie, fiel und fiel …
»Autsch! Verdammter Mist!«
Miranda schlug hart auf dem Boden auf. Sie lag neben ihrem Bett, die Decke zerwühlt über ihr. Ihr Herz pochte rasend schnell. Mit einem Fingerschnippen machte sie Licht und sah sich hektisch um.
Alles war in Ordnung. Es gab kein Feuer und kein brennendes Pentagramm. Auch der Boden hatte keine Risse.
Miranda seufzte tief. Sie hatte nur schlecht geträumt. Wieder einmal. Das kam in letzter Zeit häufiger vor und beunruhigte sie.
Mühsam kam sie auf die Füße,
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