Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
dass wir noch länger bei diesen verdammten Menschen bleiben sollen! Und das nur, weil sich so ein paar Schwarzkutten wichtig machen! Es ist einfach eine Schande, dass Mafaldus Horus noch immer frei herumläuft.« Ihre Augen schienen spitze Pfeile auf ihren Schwiegersohn abzuschießen. »Wozu bist du Geheimagent? Ich dachte, du verfolgst ihn!«
»Das tue ich auch«, erwiderte Leon. »Aber Mafaldus ist gerissen. Und nicht zu vergessen, einer der größten Zauberer der Hexenwelt!«
»Ich habe jedenfalls keine Angst vor diesen schnöseligen
Zauberkutten
!«, behauptete Mona. »Ich kann mich wehren! Schließlich habe ich den
Goldenen Gürtel
in
höherer Magie
. Und bei der Landeszaubermeisterschaft vor fünf Jahren habe ich den dritten Platz belegt – falls ihr das vergessen habt!«
»Vor fünf Jahren waren bei der Landeszaubermeisterschaft auch viel weniger Teilnehmer als sonst – aus Angst vor der Eulenpest«, sagte Leon ruhig.
Elena hätte sich nicht gewundert, wenn Mona ihm jetzt »Ich wünschte, du hättest die Eulenpest!« entgegengeschleudert hätte. Doch ihre Großmutter beherrschte sich mühsam. Ihre Finger zitterten. Sie holte tief Luft. Aber anstatt eines Fluchs oder einer Verwünschung kam nur der heisere Satz »Ich muss jetzt dringend auf die Terrasse, einen Zigarillo rauchen!« aus ihrem Mund. Und schon hatte sie sich die Schachtel geschnappt und war an der Terrassentür. Ein Schwall eiskalter Luft wehte herein, als sie die Tür öffnete und vorsichtig mit ihren hochhackigen Schuhen nach draußen stakste.
Auf der Terrasse lagen dreißig Zentimeter Schnee, denn in der Nacht hatte es stark geschneit. Mona bewegte den Zeigefinger und murmelte einen Zauberspruch, der sofort den Schnee zu ihren Füßen schmelzen ließ. Innerhalb von Sekunden stand sie in einem schneefreien Kreis von einem guten Meter Durchmesser. Sie steckte sich einen Zigarillo in den Mund und schnippte mit den Fingern, worauf in der Luft eine kleine Flamme erschien und den Zigarillo anzündete. Mona nahm einen tiefen Zug und schloss die Augen. Der Rauch strömte durch ihre Nase wieder nach außen und formte sich zu einem durchsichtigen Drachen, der in den verschneiten Garten hinausschwebte, immer größer wurde und schließlich platzte.
»Wow!«, machte Miranda, die bisher kein einziges Wort gesagt hatte. Sie wandte sich an Elena. »Deine Oma ist ganz schön mies drauf, wenn sie schon Rauchdrachen durch den Garten schickt!«
Elena nickte. »Ich wette, sie würde Papa am liebsten in einen gefüllten Muffin verwandeln und dann genüsslich an die Kois im Gartenteich verfüttern.«
Miranda grinste kurz. Dann knetete sie wieder ihre Finger.
»Was meinst du?«, fragte Elena. »Bist du dafür, dass wir noch weiter im HEXIL bleiben?«
»Auf alle Fälle«, antwortete Miranda sofort. »Ich bin sicher, dass uns in der Hexenwelt die
Schwarzen Zauberkutten
weiterhin nachstellen und bedrohen. Und Mafaldus Horus möchte ich nun wirklich nicht mehr begegnen! Allein wenn ich an ihn denke, wird mir schummrig. Und so richtig gesund fühle ich mich wie gesagt immer noch nicht. Wenn das nun doch noch an dem Fluch liegt, Elena?«
Elena legte beruhigend die Hand auf den Arm ihrer Freundin. Sie wusste, dass Miranda in der Unterwelt Schreckliches durchgemacht hatte. Sicher würde es noch lange dauern, bis sie die schlimmen Erlebnisse verarbeitet hatte.
»Und außerdem können wir dann noch weiterhin mit Nele und Jana zusammen sein«, murmelte Miranda.
Elena nickte. »Die wären bestimmt todunglücklich, wenn wir in die Hexenwelt zurückkehren würden.«
Nele Hermann und Jana Kleist waren zwei Menschenmädchen und die besten Freundinnen von Elena und Miranda. Sie teilten Freud und Leid miteinander. Nele und Jana hatten Elena vor Kurzem sogar begleitetet, um Miranda in der Hexenwelt zu Hilfe zu kommen. Für Elena war es unvorstellbar, sich für immer von ihren Menschenfreundinnen zu trennen.
»Dann verstehe ich das richtig …«, sagte Leon und ging mit großen Schritten durchs Wohnzimmer, »… dass ihr hierbleiben wollt.«
Elena fand, dass ihr Vater nervös wirkte. Die Anspannungen der letzten Zeit hatten Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen. Es war bestimmt kein leichter Job, ein Geheimagent zu sein. Aber Elena war mächtig stolz auf ihren Vater und liebte ihn über alles.
»Mir gefällt es hier eigentlich ganz gut«, gestand nun auch Jolanda und wurde ein wenig rot. »Mein Chef hat mich neulich gelobt, weil ich so gute Zeitungsartikel schreibe.
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