Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
Miranda. »Ich hab nur schlecht geträumt.«
»Oje, du Arme. Willst du in mein Bett?«
Miranda nickte. Elena rückte bereitwillig zur Seite, um ihr Platz zu machen. Miranda kroch neben sie. Elena reichte ihr ein Stück der Bettdecke.
»War der Traum sehr schlimm?«, fragte sie mitfühlend.
»Ziemlich.« Miranda begann zu erzählen. Als sie zur Stelle kam, an der Eusebius aufgetaucht war, stockte sie zuerst einen Moment, aber dann redete sie doch weiter. Elena sollte den
ganzen
Traum erfahren.
»Und dann bin ich aufgewacht, weil ich aus dem Bett gefallen bin«, schloss Miranda ihren Bericht.
Elena holte tief Luft und drückte ihren Arm. »Oh Miranda«, sagte sie. »Eusebius würde dich auch im wirklichen Leben retten, davon bin ich überzeugt.«
»Hm …« kommentierte Miranda die Bemerkung ihrer Freundin.
»Ganz bestimmt«, erwiderte Elena überzeugt. »Er hat doch gesagt, dass er dich vor Mafaldus Horus beschützen will, erinnerst du dich nicht mehr?«
Natürlich erinnerte sich Miranda noch. Es war der Moment des Abschieds gewesen. Eusebius hatte Miranda nach ihrem Abenteuer in der Unterwelt in die Menschenwelt zurückbegleitet. Er hatte sich vergewissert, dass sie sicher zu Hause angekommen war. Leider hatte er nicht bleiben können, sondern sich gleich darauf von ihr verabschiedet. Dabei hatten sie sich lange in die Augen gesehen – und einen Moment lang war Miranda überzeugt gewesen, dass Eusebius sie küssen würde. Sie hatte es in jenem Augenblick auch sehr gehofft … Aber dann hatte sich Eusebius nur geräuspert und ihr versichert, dass er alles tun würde, um künftiges Unheil von Miranda fernzuhalten.
»Ach Elena.« Miranda seufzte. »Ich wünschte, Eusebius wäre jetzt hier bei uns. Ich verstehe das nicht! Ich weiß genau, dass ich in seiner Gegenwart immer ganz durcheinander bin. Deshalb ist es besser, wenn wir uns nicht mehr sehen – jedenfalls bis ich die Prüfung hinter mir habe. Ich will auf keinen Fall durchrasseln. Aber gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich es vor lauter Sehnsucht nicht mehr aushalten kann – keinen einzigen Tag. Ist das nicht völlig verrückt? Als hätte ich zwei Seelen in der Brust!«
»Du bist eben verliebt«, murmelte Elena. »Da setzt der Verstand aus, das ist doch bekannt.«
»Aber ich will nicht verliebt sein!«, entrüstete sich Miranda. »Ich will mich in Ruhe auf das Diplom vorbereiten, ich will einen klaren Kopf haben – und nicht immer weiche Knie bekommen, wenn ich nur an Eusebius denke. Ich will überhaupt nicht an ihn denken! Dabei denke ich mindestens tausend Mal am Tag an ihn! Das Visualisieren nützt überhaupt nichts! – Sag mal, habe ich vorhin
Amormagie
produziert?«
»Mir ist nichts aufgefallen.«
»Zum Glück!«, stieß Miranda aus. »Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, wenn deine Oma eine blöde Bemerkung darüber macht.«
»Ach je, die macht doch über
jeden
blöde Bemerkungen, daran müsstest du dich doch schon längst gewöhnt haben«, sagte Elena. »Das darf man nicht so ernst nehmen.«
»Ja, ich weiß … trotzdem.« Miranda kuschelte sich neben Elena ins Kissen. »Es tut so gut, dass ich mit dir reden kann. Wenn ich dich nicht hätte …«
Elena lächelte. »Dann wärst du nicht mit im HEXIL und hättest die ganzen Probleme nicht. Du wärst in der Hexenwelt geblieben und hättest vielleicht schon dein Hexendiplom abgelegt, anstatt mit mir per Fernkurs Lektion um Lektion zu büffeln. Und du wärst meinem Vater damals nicht zu Hilfe geeilt, und dann hätte dich auch nicht Mafaldus’ Fluch getroffen …«
»Aber dann hätte ich auch nicht Eusebius kennengelernt.« Miranda atmete tief durch. »Alles hat also seine Vor-und Nachteile.« Sie schwieg eine Minute lang. »Vielleicht ist uns auch mehr im Leben vorherbestimmt, als wir denken. Möglicherweise bilden wir uns nur ein, dass wir Dinge verändern können. Dabei passiert alles genau so, wie es passieren soll.«
Elena gähnte unwillkürlich. »Sorry, das habe ich eben nicht ganz kapiert. Das ist mir einfach zu hoch – um diese Uhrzeit!«
»Entschuldigung«, sagte Miranda sofort. »Ich will dich wirklich nicht vom Schlafen abhalten … Aber kann ich bei dir bleiben? Ich habe Angst, dass mein Albtraum wiederkommt, wenn ich in mein Zimmer zurückgehe.«
»Klar kannst du hierbleiben«, sagte Elena großzügig. »Du bist doch meine beste Freundin. Und mein Bett ist breit genug für uns beide.«
»Danke«, sagte Miranda. »Das ist lieb von dir.«
Die Mädchen
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