Magic Girls 06 - Späte Rache
Wildschweinabenteuer erzählt, und |53| auch Mona, die sonst über alles und jeden lästerte, war beim Abendessen ungewohnt schweigsam gewesen. Elena und Miranda wollten nicht wieder eine Diskussion zwischen Jolanda und Mona auslösen, die gut in Streit ausarten konnte.
Doch jetzt plagte Elena allmählich das schlechte Gewissen.
Normalerweise
hätte sie ihrer Mutter den Vorfall sofort erzählt, und dass sie es nicht getan hatte, konnte eigentlich nur eines bedeuten: Der verflixt leckere Apfelkuchen hatte es in sich gehabt! Wahrscheinlich hatte Oma Mona einen
Erzähl-nichts!
-Zauber hineingebacken oder sie hatte
Sorglos-Teig
verwendet … Elena blickte verstohlen zu Miranda, die aber wieder ganz in ihr Buch versunken war. Schließlich stieß Elena ihre Freundin mit dem Fuß an. Miranda blickte mit gerunzelter Stirn auf.
»Wir sollten es meiner Mutter besser sagen«, flüsterte Elena. »Wo sie doch gerade den Artikel über Wildschweine schreibt.«
Miranda schüttelte erst den Kopf, legte dann aber ihr Buch weg. »Du hast recht«, wisperte sie. »Vielleicht war tatsächlich Monas Kuchen verhext, deiner Oma ist einiges zuzutrauen. Und ich wette, sie weiß mehr über das Wildschwein, als sie uns sagen will.« Beim letzten Satz war Miranda lauter geworden.
Jetzt drehte sich Jolanda um, weil sie sich angesprochen fühlte.
Elena räusperte sich. Sie beschloss, gleich zur Sache zu kommen. »Heute Nachmittag war ein Wildschwein hier.«
»Wie bitte? Du meinst hier bei uns?« Jolanda war alarmiert und schockiert zugleich. »Dann ist es vielleicht dasselbe Tier, das die Zeitungsleserin gesehen hat. Ist es auch durch den Garten gelaufen?«
|54| »Nein«, sagte Miranda. »Durchs Wohnzimmer. Und dann durch die Eingangshalle zur Haustür hinaus.«
»Durch unser Wohnzimmer?«, fragte Jolanda ungläubig.
»Ja.« Elena nickte. »Oma sagt, es ist aus dem Kamin gesprungen.«
»Und es hatte glühende Augen«, fügte Miranda hinzu.
»Beim Orkus!« Jolanda sah erschrocken aus. »Dann war es also kein gewöhnliches Wildschwein!«
»Nein«, kam es jetzt von der Tür. Mona war ins Zimmer getreten, ohne dass es jemand von den anderen bemerkt hatte. »Es war ein Gruß aus der Hexenwelt – und ich wette, dass wir das Biest Daphne zu verdanken haben. Es sieht mir ganz nach einem Scherz von diesem … äh … Dings, diesem unmöglichen Gregor aus!«
»Das kann ich aber nicht in meinem Artikel schreiben«, bemerkte Jolanda müde. Sie drehte sich auf dem Schreibtischstuhl herum und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Tja, und nun? Habt ihr eine Idee, was ich jetzt schreiben soll? Mein Chef braucht den Artikel bis spätestens neun Uhr abends.« Ihre Stimme klang frustriert.
»Dann erfinde etwas, das wird doch nicht so schwer sein«, meinte Mona und ging zum Kamin, wo die Schachtel mit ihren heiß geliebten Zigarillos lag. »Die meisten Berichte in eurer Zeitung sind doch sowieso erfunden und erlogen.«
»Das stimmt nicht!«, protestierte Jolanda sofort. »Wir sind eine seriöse Zeitung!«
Mona zog nur die Augenbrauen hoch. »Na, du weißt ja, was ich von deiner Schreiberei halte. Reine Zeitverschwendung. Du füllst ein paar Quadratzentimeter der Zeitung mit Gewäsch, das keiner lesen will. Schade um die Druckerschwärze. In der Hexenwelt hast du wenigstens noch leidlich |55| interessante Artikel verfasst, aber was du hier fabrizierst, ist wirklich unter aller ...«
»MUTTER!« Jolanda hatte ein hochrotes Gesicht bekommen. »Kannst du mich mit deiner Kritik nur einmal verschonen, bitte?! Mein Chef ist mit meiner Arbeit übrigens sehr zufrieden.«
»Ach was, was heißt das schon. Wahrscheinlich macht er dir nur Komplimente, damit du mal mit ihm ausgehst. Du weißt ja, wie Menschenmänner ticken …« Mona grinste anzüglich.
Jolanda presste die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Ihre Finger huschten flink über die Tasten.
Mona nahm einen Zigarillo aus der Schachtel, ging durchs Wohnzimmer und trat auf die Terrasse hinaus. Es war März und noch sehr kühl, aber das musste sie in Kauf nehmen. Wenn sie im Haus rauchte, machte Jolanda immer einen Riesenaufstand. Aber Mona tat es manchmal trotzdem.
Elena sah, wie ihre Großmutter mit einem Fingerschnippen ihren Zigarillo anzündete und den Rauch dann gierig einsog. Mona behauptete, ihre Zigarillos, die auf einer bestimmten Kräutermischung basierten, seien überhaupt nicht gesundheitsschädlich, aber Elena glaubte ihr nicht. Doch
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