Magic Girls 06 - Späte Rache

Menschen noch immer auf Kriegsfuß stehe – ganz im Gegensatz zu deiner Mutter …« Mona lächelte.
    Jolanda war immer wieder fasziniert, wie perfekt die Technik der Menschen manchmal die Magie nachahmte.
    Gegen Monas gehexten Apfelkuchen war grundsätzlich nichts einzuwenden. Mona sah nicht danach aus, als hätte sie heute einen ihrer gemeinen Tage, an denen sie den Mädchen Kakao servierte, der dann so bitter schmeckte, dass es ihnen die Kehle zusammenzog. Elena und Miranda stürzten in die Küche. Nach dem Schreck mit dem Wildschwein hatten sie etwas Süßes verdient!
    Mona kam nach, schnippte mit den Fingern, und schon rieselte aus der Luft, langsam wie Schnee, Puderzucker auf den runden Apfelkuchen, der mitten auf dem Tisch stand. Dazu erklang leises, liebliches Glöckchengeläut …
    Elena, die schon ein Kuchenmesser aus der Schublade geholt hatte, zog die Brauen misstrauisch zusammen. Mona |51| übertrieb es! Friede, Freude, Apfelkuchen – sie wollte mit dem Kuchen doch nur von dem Vorfall mit dem Wildschwein ablenken. Elena spürte einen Klumpen im Magen. Sie war sicher, dass dahinter mehr steckte als nur ein dummer Scherz – und dass Oma Mona das ganz genau wusste! Vielleicht hatte sie sogar eine Vermutung, wer der geheimnisvolle Absender war, und wollte es nur nicht sagen.

    »Jetzt gib schon her!« Miranda nahm Elena das Messer aus der Hand und teilte den Kuchen in große Stücke. Köstlicher Duft stieg auf, und Elena lief das Wasser im Mund zusammen. Wenige Sekunden später saßen die beiden Mädchen am Tisch und stopften den Kuchen in sich hinein. Er schmeckte so unwiderstehlich, dass es ein Verbrechen gewesen wäre, sich während des Essens Sorgen zu machen. Elena nahm sich vor, sich in Zukunft mit dem Buch
Zauberisches Backvergnügen
zu beschäftigen, das zwischen den menschlichen Koch- und Backbüchern in einem der Küchenregale stand.
    Mona setzte sich zu ihnen, knabberte selbst an einer Kuchenecke und sah sehr zufrieden aus.
    Zauberkuchen und andere Leckereien
    Hexenkuchen gibt es in vielen Geschmacksrichtungen, die keine Wünsche mehr offen lassen. Darüber hinaus kann in den Teig ein Zauber eingebacken werden, der das persönliche Wohlbefinden steigert. Sehr beliebt sind die
Sorglos-Plätzchen
, die bewirken, dass die Sorgen, mit denen man sich zurzeit herumquält, einem das Leben nicht mehr schwer machen. Daneben gibt es auch den
Gute-Laune-Streuselkuchen
, der dafür sorgt, dass die Stimmung steigt. Der
Wohlfühl-Auflauf
bewirkt ein gutes Körpergefühl, vergleichbar mit einem Bad in der Wanne mit anschließender Massage. Sehr beliebt ist auch der
Schlafkuchen
, der für einen erholsamen Schlaf sorgt. Die Redewendung »Schlaf gut!« kommt ursprünglich von der Aufforderung »Iss gut, schlaf gut!«, natürlich nur auf den Schlafkuchen bezogen.
    |52| Den ganzen Nachmittag über warteten Miranda, Elena und Mona auf Daphne. Doch diese trudelte erst ein, als die Familie Bredov schon zu Abend gegessen hatte. Jolanda saß im Wohnzimmer am Computer und tippte konzentriert einen Artikel über die zunehmende Zerstörung der Gärten durch Wildschweine. Es war ein Auftrag für die Zeitung. Jolanda Bredov arbeitete für den
Blankenfurter Kurier
, und am Nachmittag hatte es in der Redaktion einen Anruf gegeben. Eine sehr verärgerte Frau hatte sich über ein riesiges Wildschwein beschwert, dass am helllichten Nachmittag durch ihren Garten geflitzt war und dabei fast ihre Johannisbeersträucher umgepflügt hatte.
    Jolanda schob die Lesebrille auf die Nasenspitze und starrte auf den Computerbildschirm. Sie hatte eben im Internet recherchiert und herausgefunden, dass Wildschweine hauptsächlich nachtaktiv waren.
    »Merkwürdig«, murmelte sie und machte sich eine handschriftliche Notiz. »Na ja, die Klimaänderung bringt die armen Tiere wahrscheinlich völlig durcheinander.« Sie seufzte, schaltete in ihr Schreibprogramm zurück und tippte weiter an ihrem Artikel.
    Elena und Miranda, die auf der Couch saßen und lasen, sahen kurz von ihren Büchern auf. Elena blätterte in dem Band
Zauberisches Backvergnügen,
während Miranda in die Geschichte von
Peter Pan
vertieft war. Miranda hegte eine große Leidenschaft für berühmte menschliche Kinder- und Jugendbücher und hatte, seit sie sich im HEXIL befanden, schon mindestens hundert Werke gelesen, darunter alle
Harry-Potter -Bücher
und sämtliche
Pippi-Langstrumpf -Bände
.
    Bisher hatten weder Elena noch Miranda Jolanda etwas von dem nachmittäglichen