Magic Girls 06 - Späte Rache
gekommen waren, war ihnen alles ungeheuer kompliziert erschienen. Nele hatte Elena zwar geholfen, aber Elena erinnerte sich noch genau, wie sie einmal den Computer lahmgelegt hatte, als sie eine E-Mail mit Zauberkraft abschicken wollte. Technik und Magie vertrugen sich nicht sehr gut.
Miranda stieß Elena an. »Komm, wir gehen in die Küche, vielleicht ist noch ein Stück Apfelkuchen übrig. Jetzt weiß Jolanda ja über die Wildschweingeschichte Bescheid. Und wenn deine Oma tatsächlich
Sorglos-Teig
verwendet hat, habe ich auch nichts dagegen, noch ein bisschen sorgloser zu werden.« Miranda grinste breit.
|59| Elena nickte und folgte Miranda. In der Küche saß Daphne am Tisch. Sie hatte die Pizza natürlich mit einem kleinen Zauber aufgetaut und verdrückte sie jetzt mit großem Appetit. In ihren Augen war ein ungewöhnliches Leuchten.
Miranda holte den übrig gebliebenen Apfelkuchen aus dem Kühlschrank und teilte ihn zwischen Elena und sich. »Oder willst du auch ein Stück?«, fragte sie Daphne. »Er schmeckt himmlisch.«
Daphne schüttelte den Kopf, seufzte und schob ein Pizzastück in ihren Mund.
»Isch hab heut einen schüschen Typen kennengelernt«, nuschelte sie. »Isch glaub, misch hat’s voll erwischt!«
Miranda und Elena wechselten einen Blick. Es kam sehr selten vor, dass Daphne davon erzählte, wenn sie frisch verliebt war. Meistens erfuhren es die anderen dadurch, dass ein fremder Junge plötzlich vor der Tür stand oder dass Daphne besonders starke
Amormagie
produzierte.
»Wer ist es denn?«, fragte Elena neugierig.
»Er ist neu an der Schule«, berichtete Daphne. »Er ist siebzehn und geht schon in die Zwölfte.«
Elena wurde es heiß. »Ist sein Name zufällig Arne?«
Daphne sah sie verwundert an. »Wow, ja, genau. Woher weißt du das? Hast du gerade meine Gedanken gelesen?« Ohne auf eine Antwort zu warten, redete sie weiter: »Ich hab noch nie so einen süßen Jungen kennengelernt wie ihn. Echt! In der zweiten Pause haben wir uns schon geküsst. Ich musste fast überhaupt nicht zaubern. Ich glaube, das ist diesmal die ganz große Liebe!«
Elena fühlte, wie Miranda unter dem Tisch gegen ihr Schienbein trat. Sie nickte unmerklich. Miranda und sie hatten den gleichen Gedanken:
Arme Nele!
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S ilkus Kordus war verzweifelt. Er machte sich heftige Vorwürfe, weil er nicht vorsichtiger gewesen war. Das gefährliche Buch, das ihm der fremde Besucher anvertraut hatte und das Silkus hatte vernichten wollen, befand sich jetzt in den Händen von diesem Valentin und seiner Freundin Felicitas!
Die Natur schien es zu bemerken, denn der Himmel hatte sich verdunkelt und nachtschwarze Wolken zogen herbei. Ein kalter Wind war aufgekommen, der Silkus ins Gesicht blies. Seine Augen begannen zu tränen. Er hätte die Tränen gerne mit seiner Hand weggewischt, aber er konnte sich nicht rühren. Felicitas hatte ihn mit einem Fesselzauber belegt. Silkus war am ganzen Körper wie gelähmt. Nur mit Mühe schaffte er es, den Kopf wenige Millimeter nach links oder nach rechts zu drehen. Sein Körper fühlte sich an, als sei er versteinert.
Seine Ohren aber funktionierten noch, und so bekam Silkus alles mit, was der Zauberer Valentin und die Hexe Felicitas besprachen.
Die beiden machten sich nicht einmal die Mühe zu flüstern. Der Einzige, der mit gedämpfter Stimme sprach, war der dünne Jeremias, aber das kam wohl von der Erschöpfung. |61| Vermutlich war er eine Ewigkeit in einen Felsen verwandelt gewesen.
»Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben«, murmelte Jeremias. »Wie lange bin ich ein Felsen gewesen?«
Valentin überlegte kurz und antwortete dann: »Fast vierzig Jahre.«
»Vierzig!« Jeremias schnappte nach Luft. »Das ist ja noch länger, als ich gedacht hatte.« Seine Miene wurde traurig. »Ich hatte mich so darauf gefreut, mein Töchterchen wieder in den Armen zu halten … Aber sie muss ja inzwischen eine erwachsene Frau sein.«
»Das ist wahrscheinlich«, erwiderte Felicitas. »Es wäre schon sehr ungewöhnlich, wenn ein Baby vierzig Jahre lang ein Baby bleibt.« Sie kicherte schrill.
Jeremias verzog das Gesicht. »Diese verlorene Zeit lässt sich nie wieder nachholen! Wie schade! Ich wollte so gern mit meiner kleinen Tochter spielen, ihr alles zeigen und ihr die Welt erklären ...« Er machte eine kurze Pause. »Ich habe nicht miterlebt, wie sie ihre ersten tollpatschigen Hexereien ausgeführt hat … Ich war nicht einmal dabei, als sie das Hexendiplom abgelegt hat! Dabei ist das so
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