Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magic Girls 08 - Die Macht der Acht

Magic Girls 08 - Die Macht der Acht

Titel: Magic Girls 08 - Die Macht der Acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
Vom Netzwerk:
Dann stand sie da wie abwesend und dachte nach. Sie schien Hong-Loan ganz vergessen zu haben.
    »Ich hab’s mir schon gedacht, ich habe einfach keine Zauberkräfte«, sagte Hong-Loan wie zu sich selbst. »Es ist völlig überflüssig, dass Sie sich noch weiter bemühen, Frau Bredov. Aus mir wird nun mal keine Hexe.«
    Mona schüttelte erneut den Kopf. »Da bin ich mir nicht sicher, Hong-Loan. In dir ist alles angelegt, was zu einer Hexe gehört. Nur … hm … nur der zündende Funke fehlt! Oder stell es dir anders vor. Wie ein Leitungssystem mit Wasser. Das Leitungssystem ist bei dir vollständig da, aber es kommt kein Wasser.«
    »Und wie kann man das ändern?«, fragte Hong-Loan. Ein kleiner Hoffnungsschimmer kam nach dieser Erklärung von Mona nun doch wieder bei ihr durch.
    |103| Mona hob die Schultern. »Da bin ich leider überfordert. Ich würde dir ja gern einen Tipp geben.«
    »Danke!«, sagte Hong-Loan enttäuscht und stand von der Couch auf. »Dann sind wir fertig, oder? Ich gehe ein bisschen in den Garten zu den Kois.«
    Sie marschierte an Mona vorbei zur Terrassentür, öffnete sie und trat in den Garten.
    Draußen war es noch kühl, es war ja früh am Tag. Hong-Loan fröstelte ein wenig, aber sie wollte nicht zurück ins Haus gehen, um sich eine Jacke zu holen. Sie streifte ihre Schuhe ab und lief barfuß durchs Gras. Das tat gut. Ihr war zum Heulen zumute, nachdem letztlich auch Mona ihr bestätigt hatte, dass sie keine richtige Hexe war. Hong-Loan wischte sich über die Augen. Sie weinte ungern – schon gar nicht, wenn jemand sie dabei sehen konnte. Zielstrebig lief sie auf den Teich zu, setzte sich am Rand ins Gras und hielt die Hände ins Wasser. Sofort kamen die Kois herbeigeschwommen, versammelten sich um ihre Hände und stupsten ihre Finger an. Hong-Loan lachte kurz auf.
    »Ihr habt’s gut, ihr seid Fische! Habt ihr eine Ahnung, wie schlimm es ist, wenn man eine Hexe sein soll und doch keine ist? Ach, es ist einfach so schrecklich enttäuschend …«
    Jetzt tropften die Tränen. Hong-Loan konnte gar nichts dagegen tun und überließ sich ganz ihrer Trauer. Insgeheim hatte sie doch gehofft, dass Mona etwas finden würde. Es kam so selten vor, dass Hexen aus Hexenfamilien nicht zaubern konnten. Warum war es ausgerechnet bei ihr so, dass sie nicht zaubern konnte?
    Plötzlich fuhr Hong-Loan zusammen, weil hinter ihr eine Stimme zu hören war.
     
    Da hockt sie. Ich glaube, sie heult … Ich werde mich mal
    anschleichen und gucken, ob ich mehr erfahre …
     
    |104| Hong-Loan blickte sich um. Wer hatte da geredet? Sie hatte die Stimme ganz deutlich gehört … Aber außer ihr war niemand im Garten! Die Kois schwammen im Teich um ihre Hand herum … aber sonst … Halt! Schlich da hinter dem Gebüsch nicht wieder diese merkwürdige Katze umher?
    Hong-Loan erhob sich und starrte das dreifarbige Tier an, das jetzt über den Rasen auf sie zukam. Sie fühlte sich unbehaglich. Ihre Bauchmuskeln krampften sich regelrecht zusammen. Eigentlich mochte sie Katzen, aber gegen dieses Tier verspürte sie einen starken Widerwillen. Sie konnte sich das Gefühl nicht erklären.
    Die Katze kam bis auf einen Meter heran und setzte sich dann ins Gras, die Augen unverwandt auf Hong-Loan gerichtet. Das Mädchen hatte plötzlich den Eindruck, gescannt zu werden – genau wie Mona es zuvor getan hatte.
     
    Null Zauberkraft … Weder weiße noch schwarze Magie …
     
    Wieder diese merkwürdige Stimme in Hong-Loans Kopf, ohne dass jemand gesprochen hatte. Mit einem Mal war sich Hong-Loan sicher, dass sie die Gedanken der Katze lesen konnte. Sie fixierte das Tier, und ihre Augen wurden dabei ganz schmal.

    »He, du! Du bist gar keine richtige Katze!«, sagte Hong-Loan. »Du bist in Wirklichkeit etwas anderes, das spüre ich genau!«
    Die Katze fauchte und entblößte ihr Gebiss. Hong-Loan sah ihre spitzen Zähne. Einen Augenblick fürchtete sie, das Tier wolle sie angreifen.
    »Untersteh dich!«, zischte Hong-Loan zurück. Sie hielt dem Blick der Katze stand, minutenlang.
    Schließlich maunzte die Katze und zog sich dann langsam zurück. Als sie ein paar Meter Abstand |105| zwischen sich und Hong-Loan gebracht hatte, drehte sie dem Mädchen den Rücken zu und floh mit großen Sprüngen.
    Hong-Loan atmete auf und sah ihr nach. Eine oder zwei Sekunden lang glaubte sie, ein Mädchen zu erblicken, das etwas jünger war als sie selbst. Dann sah sie wieder die Katze, die im Gebüsch verschwand.
    Hong-Loan schüttelte den Kopf.

Weitere Kostenlose Bücher