Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
verstehen. Seine Geheimniskrämerei macht mich zunehmend misstrauisch«, sagte Mona. »Auch wenn ich deine Vorgehensweise nicht billigen kann. Du bist mental in seinen Kopf eingedrungen. Und was war dann?«
»Zuerst war alles normal«, erzählte Miranda weiter.
»Ich las seine Erinnerungen und sah, wie er das Nachtkästchen auf den Handkarren lud und damit losgezogen ist. Dann war auf einmal alles ganz neblig und ich befand mich in der Fußgängerzone. Dort waren unheimlich viele Leute, die aber alle ganz seltsam aussahen.« Sie beschrieb die schwarz gekleidete Frau und die Handtasche, die plötzlich ein Gesicht und dann noch Pickel bekommen hatte. An dieser Stelle presste Miranda ihre Hände an die Schläfen. »Ich werde dieses Bild einfach nicht mehr los. Im Gegenteil! Je öfter ich mich daran erinnere, desto deutlicher sehe ich es vor mir.«
»Ein typisches
Echohex
«, nickte Mona. »Du hättest dir doch denken können, dass es gefährlich ist, in Jeremias’ Gedanken einzudringen. Schließlich stammt er aus der Familie der Cascadans, das sind sehr mächtige Zauberer.«
»Ich weiß«, sagte Miranda zerknirscht. »Aber Jeremias wirkt … so harmlos! Ich habe seine Kräfte unterschätzt, das war ein großer Fehler.«
»Gut, dass du es eingesehen hast.« Mona streckte den Arm aus, schnippte mit den Fingern – und schon hielt sie eine Tasse mit dampfendem Kaffee in der Hand. »Entschuldigt, aber das brauche ich jetzt, um richtig wach zu werden.«
»Kannst du mir helfen, diese schrecklichen Pickel loszuwerden?«, bat Miranda. »So kann ich morgen nicht in die Schule gehen. Ich sehe aus wie ein Streuselkuchen.«
»Keine Sorge, mit dieser Zauber-Akne werde ich spielend fertig«, versprach Mona. »Pickel haben bei mir nicht die geringste Chance. Du wirst so hübsch aussehen wie eh und je.« Sie nippte an ihrem Kaffee.
Miranda lächelte schwach. Elena erkannte die Ungeduld in ihren Augen und wusste, dass Miranda sich wünschte, Monamöge gleich mit der Behandlung beginnen. Doch Mona ließ sich ungern drängen.
Jeder Zauber hat seine Zeit
, lautete ihr Motto.
»Wir fragen uns, ob das Nachtkästchen vielleicht etwas mit der Feenwelt zu tun hat«, sagte Elena dann. »Ich weiß, dass die meisten Hexen nicht an Feen glauben und sich deswegen auch nicht mit ihnen beschäftigen. Aber es könnte ja sein, dass es tatsächlich Feen gibt – und dass eine Verbindung zwischen ihnen und Jeremias’ Geheimnis existiert.«
Mona zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Gar kein dummer Gedanke! Ihr beiden Mädels seid ja richtig clever, Respekt!« Sie überlegte. »Entgegen der landläufigen Meinung habe ich es eigentlich immer für möglich gehalten, dass es Feen gibt. Zwar habe ich noch nie einen Beweis dafür gefunden, aber ich hasse es, wenn einfach behauptet wird, dass Feen eine reine Erfindung sind.« Sie trank wieder einen Schluck Kaffee. »Was bringt euch auf diese Idee?«
»Wir glauben, dass das Nachtkästchen irgendwie magisch sein muss, aber wir konnten keinen Zauber entdecken«, sagte Miranda.
»Eine uns unbekannte Form der Magie«, ergänzte Elena.
Mona dachte angestrengt nach. Für einige Zeit schien sie die Anwesenheit der Mädchen ganz vergessen zu haben.
»Das würde erklären, warum sie so mächtig sind«, murmelte sie dann unvermittelt.
»Wer ist mächtig?«, hakte Elena nach.
»Die Cascadans«, antwortete Mona. »Eine uralte Familie. Vielleicht gab es in früheren Zeiten Verbindungen zu Feen.Ich erinnere mich an einige Bilder. Jeremias’ Großmutter war eine wunderschöne Frau, die allen Männern den Kopf verdrehte. Sie war geradezu überirdisch schön. Hm …« Sie versank wieder in Gedanken.
Miranda räusperte sich. »Ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber Jeremias hat heute Nacht das Knopf-Orakel befragt, bevor er ins Bett gegangen ist.«
»Beim Orkus!«, fauchte Mona. »Es gibt wahrhaftig modernere Arten der Wahrsagerei! Wenn er dieses alte Orakel angewendet hat, dann muss es wirklich dringend gewesen sein. Dieser Geheimniskrämer! Wenn ich ihn frage, wie es ihm geht oder ob er einen Wunsch hat, dann sagt er höchstens, dass ich ihm Schokoladen-Croissants besorgen soll. Oder dass der Rasen wieder einmal gemäht werden muss. Oder dass ich an seinen Fenstern ein Fliegengitter anbringen soll, damit keine Mücken ins Zimmer kommen.« Sie stöhnte. »Was für ein Schauspieler! Kaum zu glauben, dass ich diesen Mann einmal geheiratet habe!«
»War er denn früher anders?«, fragte Elena
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