Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
Mutter. Noch sah man nicht, dass ein Baby darin wuchs. Es sollte im Februar nächsten Jahres zur Welt kommen. Das dauerte noch eine Ewigkeit, fand Elena. Sie selbst würde dann vierzehn sein, vierzehneinhalb sogar …
Jolanda strich Elena übers Haar. »Freust du dich schon auf das Baby?«
Elena nickte. »Na klar. Ich weiß noch, wie Rufus ganz klein war. Er war soooo süß! Ob es ein Mädchen wird oder ein Junge?«
»Mona sagt, es ist ein Mädchen«, erwiderte Jolanda.
»Na dann … wird es wohl so sein. Oma Mona hat bestimmt recht. Brauchst du mich jetzt noch, Mama?«, fragte Elena. »Ich will nämlich mit Miranda ins Schwimmbad.«
»Nein, geh nur!«, sagte Jolanda. »Viel Spaß!«
»Danke!«, sagte Elena und verließ das Bad.
Miranda saß schon unten in der Küche, die fertig gepackte Badetasche neben sich. Sie hörte Mona zu, die ihr erzählte, wie sie mit fünfzehn ein verbotenes Buch aus der Bibliothek der
Magischen Universität
gestohlen hatte.
»Ich habe einen Unsichtbarkeitszauber benutzt, um überhaupt in die Abteilung zu kommen«, berichtete sie. »Normale Benutzer durften ja dort gar nicht hinein. Außerdem gab es eine Sicherheitssperre, aber ich wusste, wie ich die umgehen konnte.«
Miranda lauschte gespannt.
»Ich schlüpfte also in diesen verbotenen Raum«, fuhr Mona fort und warf einen nachdenklichen Blick aus dem Küchenfenster. »Vielleicht kannst du nachvollziehen, wie aufgeregt ich war. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, aber ich wollte dieses Buch
unbedingt
haben. Es enthielt nämlich Zaubersprüche, mit denen man die Wahrheit herausfinden konnte – und ich wollte sie bei meiner Freundin Beatrice anwenden. Ich misstraute ihr seit einigen Wochen … Oh, hallo, Elena!«
»Hallo, Oma«, erwiderte Elena und zog einen Stuhl heran. Sie hatte beim Hereinkommen den letzten Satz mitbekommen und wollte den Ausgang der Geschichte nicht verpassen. Dieses Abenteuer von Mona kannte sie noch nicht.
»Ich hatte natürlich ein furchtbar schlechtes Gewissen, als ich das Buch aus dem Regal zog und unter meinem Rock versteckte«, erzählte Mona weiter. »Ich hatte dort extra eine Tasche eingenäht. Das Buch war groß und schwer und es behinderte mich beim Gehen. Zu allem Unglück ging noch ein Alarm los, als ich das Buch entwendet hatte. Eine Eule, die in einer dunklen Ecke gewartet hatte, begann laut zu rufen. Ich hatte keine andere Wahl, als das Tier zu betäuben. Es plumpste vom Regal. Ich fürchte, es hat sich das Genick gebrochen.« Mona verzog das Gesicht. »Glaubt mir, das hatte ich wirklich nicht gewollt … Ich flüchtete mit dem gestohlenen Buch durch die Universität. Niemand erwischte mich.Zu Hause versteckte ich das Buch erst einmal, und drei Tage lang traute ich mich nicht, es anzurühren.« Sie lächelte.
»Und was war mit deiner Freundin?«, fragte Miranda aufgeregt. »Hat das Buch tatsächlich die Wahrheit ans Licht gebracht?«
Mona nickte bedächtig. »Oh ja, das hat es. Ich erkannte, dass mich Beatrice schon seit Monaten belog. Sie machte mich hinter meinem Rücken bei anderen schlecht undführte schwarzen Zauber in meinem Namen aus. Als ich sie zur Rede stellte, stritt sie alles ab. Ich wurde unglaublich wütend – und es kam zu einem Zauberduell zwischen uns. Ich hatte ja dieses verbotene Buch gelesen … und im Zorn verwandelte ich meine Freundin in eine Tomatenpflanze. Sie stand eine Woche lang auf meinem Balkon – während alle Welt nach ihr suchte.«
Zauberduell
Unter Hexen und Zauberern gibt es manchmal Konflikte. Nicht selten werden solche Auseinandersetzungen mit einem Zauberduell gelöst. Dabei geht es nicht darum herauszufinden, wer der Stärkere ist, sondern man möchte dem anderen ernsthaft schaden. Genau wie bei einer Prügelei werden heftige Emotionen freigesetzt. Hexen und Zauberer verwenden bei einem Duell alle Kräfte, die ihnen zur Verfügung stehen. Es kann leicht passieren, dass der Schaden größer ausfällt, als es eigentlich beabsichtigt gewesen war. Manchmal gerät ein Zauber auch außer Kontrolle …
Zauberduelle dürfen nicht mit öffentlichen Zauber-Wettbewerben verwechselt werden, die eine Art Sport darstellen. Bei Wettbewerben gibt es feste Regeln, an die sich die Teilnehmer halten müssen. Bei privaten Zauberduellen – die offiziell streng verboten sind – hält sich keiner an die Regeln und es wird auch keine Rücksicht genommen. Oft werden auch unfaire Mittel eingesetzt, oder man nutzt den Augenblick, in dem der Gegner abgelenkt
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