Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
Elena«, erwiderte sie, und vor lauter Aufregung schluckte sie eine gehörige Portion Chlorwasser. Sie begann zu husten und zu japsen. Der Junge fackelte nicht lange, sondern packte Elenas Arm und zog sie zum Schwimmbeckenrand, wo sie sich festhalten und erholen konnte.
»Danke!«, keuchte sie, nachdem sie wieder einigermaßen atmen konnte.
»Soll ich dir auf den Rücken klopfen?«, bot Milan ihr an.
»Nein, danke, es geht schon wieder.« Elena betrachtete ihn. Er hatte die Arme auf den Beckenrand gelegt und aufseiner Haut saßen lauter Wassertropfen. Sein Haar war verwuschelt, eine Strähne hing ihm in die Stirn. Und seine Augen … Wie sie leuchteten!
»Bist du oft im Schwimmbad?«, fragte Milan. »Ich habe dich noch nie gesehen.«
»Nicht so oft«, sagte Elena. »Außerdem war ich kürzlich verreist … zusammen mit meiner Cousine …«
Zum Glück erinnerte sie sich noch rechtzeitig daran, dass Miranda Leuwen in der Menschenwelt als ihre Cousine galt. In Wirklichkeit war sie Elenas beste Freundin, die die Bredovs ins HEXIL begleitet hatte.
»Oh! Und wohin ging die Reise?«, wollte Milan wissen.
»Weit … weg!«, antwortete Elena und täuschte einen neuen Hustenanfall vor, während sie überlegte, was sie ihm sagen sollte. Sie konnte ihm ja schlecht erzählen, dass sie erst in der Hexenwelt und dann in der finsteren Welt der Dämonen gewesen war. »Auf den Malediven«, fügte sie dann hinzu. Das war nicht einmal gelogen, sie war ja einige Zeit vorher mit Miranda, Nele und Jana dort gewesen, als Leon Bredov und Eusebius ihnen Sonderferien verschafft hatten.
»Es war wunderschön«, fuhr sie fort. »Palmen, weißer Strand und türkisblaues Meer.«
»Du bist zu beneiden«, erwiderte Milan. »Auf die Malediven würde ich auch gern mal reisen.«
Er lächelte sie an, und sein Lächeln sorgte dafür, dass Elenas Kopf plötzlich wie leer gefegt war. Ihr fehlten einfach die Worte, so als hätte jemand sie geklaut. Sie konnte Milannur anstarren und entdeckte ein paar Sommersprossen auf seiner Nase. An seinen Wimpern saß außerdem ein Wassertropfen. Überhaupt hatte er für einen Jungen sehr lange, schön geschwungene Wimpern …
»Ich bin erst seit zwei Monaten in Blankenfurt«, sagte Milan. »Zusammen mit meinem Vater. Er ist Arzt und hat hier im Krankenhaus die stellvertretende Leitung bekommen. Meine Eltern sind übrigens getrennt, ich lebe bei meinem Vater.«
»Das tut mir leid«, sagte Elena.
»Das braucht dir nicht leidzutun«, sagte Milan. »Mir geht’s gut. Wir kommen klar. Mein Vater muss zwar viel arbeiten, aber dafür kann ich meistens tun und lassen, was ich will. Eine Haushälterin kommt dreimal die Woche und kümmert sich um die Wäsche, kauft ein und kocht vor. Den Rest kriegen wir selbst auf die Reihe.«
»Wie alt bist du?«, fragte Elena. Sie wollte unbedingt mehr über ihn wissen.
»Fünfzehn. Und du?«
»Vierzehn. Äh … also fast.«
»Kommst du von hier?«
»Nein … äh … wir sind auch erst letzten Sommer hergezogen, also meine Familie und ich und meine Cousine Miranda.«
»Hast du Geschwister?«
»Ja. Zwei … und jetzt erwartet meine Mutter noch einmal ein Baby.«
»Wow, das klingt ja nach einer richtigen Großfamilie.«
Elena nickte. »Das sind wir auch. Meine Oma lebt auch bei uns … ja, und mein Opa jetzt auch.« Dass Opa Jeremias fast vierzig Jahre ein Fels gewesen war und man ihn erst vor einigenMonaten zurückverwandelt hatte, konnte sie Milan wohl kaum erzählen.
»Interessante Familie«, meinte Milan. »Ich glaube, ich würde sie gern mal kennenlernen.«
Statt einer Antwort grinste Elena nur. Ihr lag schon auf der Zunge, ihn einfach zu sich nach Hause einzuladen, aber sie konnte sich noch rechtzeitig stoppen. Sie kannte den Jungen ja kaum! Für solche Einladungen war es noch zu früh. Außerdem waren die Bredovs keine normale Familie, sondern lauter Hexen, und da war es mit Besuchern, die nicht eingeweiht waren, manchmal etwas schwierig. Elena durfte auf keinen Fall riskieren, dass er hinter ihr Geheimnis kam. Milan schien sehr neugierig zu sein.
»Wie wär’s, wollen wir mal zusammen ein Eis essen?«, fuhr Milan fort. »Oder ins Kino gehen?«
Elena fühlte sich von seinem Tempo fast überrumpelt. Andererseits schmeichelte es ihr sehr, dass sich dieser gut aussehende Junge so für sie interessierte.
»Können wir machen«, antwortete sie.
»Okay, dann beides«, sagte Milan. »Erst Eis essen und hinterher ins Kino. Vielleicht am Samstag? Da läuft doch
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