Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
auf dem Beckenboden Handstand. Sie testeten, wer am längsten die Luft anhalten konnte. Elena gewann. Schließlich hatten sie genug vom Wasser, verließen das Becken und liefen zu ihrem Liegeplatz, um sich von der Sonne aufwärmen zu lassen.
Elena legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Sofort sah sie wieder die blauen Augen des Jungen vor sich. Ihr Herz klopfte schneller. Milan … Der Name gefiel ihr.
»Du hast dich mit ihm verabredet«, murmelte Miranda.
Elena fuhr hoch. »Hast du gerade in meinen Gedanken herumgeschnüffelt?«
»Quatsch. Das würde ich nie tun.« Miranda sah Elena an.
»Ich hab’s vorhin mitgekriegt. Warum erzählst du mir nichts?«
»Weil ich es selbst noch gar nicht glauben kann. Es ging alles so schnell. Wir wollen am Samstag Eis essen und dann ins Kino. Das ist das erste Mal, dass mich ein Junge einlädt. Äh … außer dem Date mit Kevin damals, du weißt schon.«
»Ich freue mich für dich, Elena. Wirklich.«
Elena nickte. »Als ich vorhin seine Augen gesehen habe, hat es mich einfach umgehauen.«
»Was hat er dir denn über sich erzählt?«
Elena gab wieder, was sie von ihm wusste. Miranda lauschte aufmerksam und nickte dann.
»Meinst du, es ist richtig, dass ich mich mit ihm verabredet habe?«, fragte Elena. »Ich kenne ihn ja kaum.«
»Deswegen triffst du dich ja mit ihm, damit du ihn besser kennenlernst«, sagte Miranda.
Elena schluckte. »Findest du mich eigentlich hübsch?«
Miranda lachte. »Klar siehst du gut aus! Hast du daran Zweifel?«
»Ich finde einfach, dass ich nichts Besonderes bin«, gestand Elena.
»Oh Elena! Natürlich bist du etwas Besonderes«, widersprach Miranda. »Allein schon deine roten Locken und die leuchtenden grünen Augen sind der Hammer! Und – du bist klug, liebenswert, hast das Herz auf dem richtigen Fleck, hilfst anderen … und bist noch dazu eine Hexe. Eine
weiße
Hexe wohlgemerkt! Du erliegst nie den Verführungen der schwarzen Magie …«
Elena wusste, dass Miranda manchmal von schwarzer Magie angezogen wurde. Das war die Kehrseite ihres Ehrgeizes. Manche Zaubereien, vor allem die, die Leben und Tod betrafen,ließen sich nur mit schwarzer Magie durchführen. Elena war das immer zu gruselig, aber für Miranda bedeutete die Gefahr eine Herausforderung.
»Manchmal habe ich Angst davor, dass ich eines Tages auf der falschen Seite enden werde«, sagte Miranda leise.
Elena zuckte zusammen. So etwas hatte Miranda noch nie gesagt!
»Du wirst bestimmt keine Schwarzmagierin, Miranda! Mona ist ja auch keine geworden, obwohl sie in ihrem Leben etliche verbotene Zaubersprüche ausprobiert hat. Aber letztlich hat sie ein gutes Herz! Genau wie du, Miranda! Ich bin sicher, dass du dich niemals ganz der dunklen Seite verschreiben wirst!«
Mirandas Gesicht war jetzt sehr ernst. Zwischen ihren Augenbrauen hatte sich eine steile Falte gebildet. »Es gibt Momente, in denen ich mich nicht kenne, Elena. Dann habe ich das Gefühl, dass mich eine fremde Kraft steuert. Ich weiß beispielsweise, wie gefährlich
Verbotene Bücher
sind, trotzdem reizt es mich, sie in die Hand zu nehmen und von vorne bis hinten zu studieren. Ich will alles wissen, Elena. Auch wie man … wie man Leute verflucht. Ob ich solches Wissen je anwenden würde, weiß ich nicht. Aber mein Wissensdurst ist einfach grenzenlos.«
»Dann solltest du vielleicht doch an der
Magischen Universität
studieren«, meinte Elena.
»Ach, ich weiß einfach nicht.«
Miranda drehte sich auf den Bauch. »Eigentlich will ich ja Diplomatin werden, um zwischen der Menschen- und Hexenwelt zu vermitteln. Aber dann reizt es mich wieder, eine mächtige Zauberin zu werden …« Sie rollte ihr Handtuch zusammen, bettete ihren Kopf darauf und wechselte schlagartigdas Thema. »Wo bleibt denn Nele? Die wollte doch auch kommen!«
Elena war insgeheim froh über den Themenwechsel. Sie unterhielt sich nicht gerne über schwarze Magie, denn sie hatte das Gefühl, dass dadurch das Böse angelockt wurde. Vielleicht hatte sie auch Angst davor, dass in ihr ebenfalls das Interesse an der dunklen Seite der Hexerei aufkommen könnte.
Viel zu schwerwiegende Gedanken für einen so schönen Sommertag! Elena dachte wieder an Milan. Wie er sie angelächelt hatte! Sie spürte ein Kribbeln im Bauch. Gerade eben sah sie noch Milan vor sich, während sie die Augen geschlossen hatte. Dann änderte sich auf einmal das Bild. Sie sah ein rotes Fahrrad, das auf der Straße lag. Ein blaues Auto mit einer Beule am Kotflügel.
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