Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
Sie hörte im Kopf das Martinshorn eines Krankenwagens. Und dann sah sie Nele, die leblos auf dem Gehsteig lag.
Elena setzte sich auf, ihr war auf einmal ganz schlecht. Sie rüttelte Miranda.
»Du, ich glaube, Nele ist etwas passiert!«
I ch hasse Krankenhäuser!«, erklärte Mona und schritt durch die gläserne Eingangstür, die sich automatisch geöffnet hatte. »Schon von diesem Geruch kann einem übel werden.«
Elena und Miranda folgten ihr im Schlepptau. Elena war sehr froh, dass ihre Großmutter mitgekommen war, um Nele zu besuchen. Zuerst hatte sich Mona geweigert, doch dann war es Elena gelungen, sie zu überreden. Nele hatte einen gebrochenen Arm und eine Gehirnerschütterung – und wenn jemand dafür sorgen konnte, dass die Verletzungen schneller heilten, dann war es Mona mit ihren magischen Fähigkeiten.
An der Pforte fragte Mona, in welchem Zimmer Nele lag.
»Dritter Stock, Zimmer 18«, antwortete die Dame hinter dem Glasfenster freundlich.
»Vielen Dank!«, sagte Mona und stöckelte durch die Eingangshalle. Ihre Absätze klapperten auf den Marmorfliesen. Obwohl sie heute zum Glück auf einen ihrer originellen Hüte verzichtet hatte, war sie eine auffallende Erscheinung. Ein älterer Mann mit Gipsbein blieb stehen und starrte sie mit offenem Mund an. Eine unmerkliche Bewegung von Monas kleinem Finger sorgte dafür, dass sich eine großeFliege in seinen Rachen verirrte. Darauf hatte der Mann genug mit sich selbst zu tun und vergaß das Starren.
»Aufzug oder Treppe?« Mona wandte sich fragend zu den Mädchen um.
»Aufzug«, antworteten Miranda und Elena wie aus einem Mund.
Mona zog die Augenbrauen hoch. »Ich mag auch keine Aufzüge. Eigentlich. Aber heute ist es egal.« Sie betrat den Fahrstuhl, der sich gerade vor ihr geöffnet hatte.
Elena und Miranda folgten ihr, dann schloss sich die Tür. Mona bediente die Schalttafel mit ihrem Zeigefinger, ohne die Knöpfe zu berühren. Kurz darauf waren sie schon im dritten Stock.
»Nele tut mir so leid«, platzte Elena heraus. »Es muss schlimm sein, wenn man bei dem schönen Wetter den ganzen Tag im Bett liegen muss.«
»Warum hat der Blödmann von Autofahrer nicht besser aufgepasst!«, schimpfte Miranda. »Ich bin so wütend auf den Kerl, dass ich ihn am liebsten in einen hässlichen Frosch verzaubern würde!«
»Du weißt, dass du dir damit nur Schwierigkeiten einhandeln würdest«, sagte Mona und überprüfte in der schimmernden Metallwand ihr Aussehen.
»Ich mach’s ja nicht«, murmelte Miranda.
Sie verließen den Aufzug, orientierten sich kurz und wandten sich dann nach rechts.
»Jeremias hat ein Geheimnis vor mir«, sagte Mona unvermittelt. »Er konnte es gar nicht erwarten, bis ich aus demHaus gehe. Weiß der Teufel, was er vorhat! Aber ich werde dahinterkommen, das schwöre ich euch!« Jeremias’ Geheimnistuerei schien Mona sehr zu beschäftigen.
Auch Elena war das seltsame Verhalten ihres Opas schon aufgefallen. Sie war sich jedoch nicht sicher, ob er tatsächlich etwas zu verbergen hatte oder ob es sich nur um eine Schrulle handelte. Neulich war sie in sein Zimmer gekommen. Er lag auf dem Boden, den Kopf tief in das grüne Nachtkästchen gesteckt, das unbedingt in seinem Zimmer stehen musste, obwohl es überhaupt nicht zur übrigen Einrichtung passte. Auf Elenas Frage, ob er etwas suche, hatte er gesagt: »Nur die Katze!«, und hatte den Kater Pinselchen aus dem Nachtschränkchen gezogen. Sehr eigenartig! Wobei Pinselchen durchaus die Angewohnheit hatte, sich in leere Kartons oder volle Waschkörbe zu setzen. Er kroch auch schon mal in ein Regal oder in einen offenen Schrank. Daher war es tatsächlich möglich, dass er sich in Jeremias’ Nachtkästchen versteckt hatte.
»Ich werde die Wahrheit schon noch aus Jeremias herauskitzeln!«, sagte Mona entschlossen. Mit diesem Satz öffnete sie die Tür von Zimmer 18 und trat ein.
Neles Bett stand am Fenster. Die beiden Betten neben ihr waren im Moment leer, ihre Nachbarinnen waren ausgeflogen und hielten sich wahrscheinlich im Aufenthaltsraum oder in der Cafeteria auf. Nele lag blass und matt in den Kissen. Auf ihrem Nachtschränkchen türmten sich Bücher und Süßigkeiten. Als Mona und die Mädchen hereinkamen, wandte sie den Kopf.
»Hallo, Nele! Mensch, du machst Sachen!« Miranda stürmte auf ihr Bett zu. »Du Arme! Wie geht’s dir denn? Hast du große Schmerzen?«
»Hallo, Miranda«, sagte Nele mit schwacher Stimme. »Hei, Elena! Guten Tag, Frau Bredov! Schön, dass ihr mich
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