Magic Girls – Eine verratene Liebe
völlig trocken.
»Das gibt’s doch nicht«, stieß Bleich aus und betastete die Leinwand, so als könnte er seinen Augen nicht trauen. »Das kann nicht sein … «
»Ein Wunder«, rief ein Zuhörer.
»Die Magie der Regenbogenschlange«, tönte eine andere Stimme.
Bleich drückte abermals auf eine Taste. Das vorige Bild erschien – und prompt tröpfelte die Leinwand wieder.
»Das ist ein mieser Trick«, ächzte Bleich und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Mona sah mit strengem Gesichtsausdruck zu Elena und Miranda. Miranda zuckte mit den Achseln und bewegte kurz die Lippen. Das Wasser versiegte, und auch der Boden war nun so trocken, als hätte die Leinwand niemals getropft.
»Gute Show, Meister!«, rief ein älterer Herr von hinten und klatschte laut Beifall. Einige andere Zuhörer fielen ein.
Bleich lächelte unsicher, schaute zur Leinwand, dann zu seinem Computer und schüttelte den Kopf.
Die Buchhändlerin kam mit ihren beiden Angestellten zurück. »Auf dem Dachboden ist alles in Ordnung«, verkündete sie. »Es fehlen keine Dachziegel und es läuft auch nichts aus. Ich verstehe das nicht.«
»Ich auch nicht«, murmelte Bleich.
»Also gibt es doch Magie?«, rief jemand lachend aus dem Publikum.
»Nicht alles, was danach aussieht, ist Magie«, widersprach Bleich. »Denken Sie nur an die großen Zauberkünstler und Illusionisten! Da könnte man auch meinen, sie würden hexen, dabei gibt es für ihre Tricks immer eine Erklärung.« Er zwinkerte mit den Augen. »Die natürlich niemals verraten werden, das gehört zu den eisernen Regeln der Zauberer. – Kann ich jetzt mit meinem Vortrag weitermachen?«
Es wurde wieder still im Raum, die Lichter gingen aus, und Bleich fuhr fort, Bilder zu zeigen und Anekdoten von seinen Reisen zu erzählen. Zwischendrin griff er manchmal zum Wasserglas, ohne zu merken, dass er die Glasvase erwischt hatte und das Blumenwasser trank. Elena stieß Miranda an und prustete leise los.
»Diesmal habe ich aber nicht gehext«, beteuerte Miranda im Flüsterton. »Vielleicht war es ja Mona?«
W eil Jolanda den Parapsychologen unbedingt interviewen wollte, wartete sie mit Mona, bis Johannes Bleich am Ende der Veranstaltung alle Autogrammwünsche erfüllt hatte. Die Schlange der Interessierten war lang, und Bleich nahm sich für jeden Zeit und schrieb ihm eine persönliche Widmung ins Buch. Jolanda und Mona standen geduldig daneben, bis er endlich fertig war. Dann blickte er auf.
»Und was kann ich für Sie tun, meine Damen?«
»Ich heiße Jolanda Bredov und komme vom
Blankenfurter Kurier
«, stellte sich Jolanda vor. »Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen über Ihre Arbeit und Ihr Leben.«
»In Ordnung«, stimmte Bleich zu. »Aber muss das hier in der Buchhandlung sein? Wir könnten uns doch gemütlich bei einem Glas Wein zusammensetzen, das ist viel netter.«
Mona und Jolanda wechselten einen Blick und nickten.
»Um die Ecke ist ein sehr schönes Lokal«, sagte Jolanda nach kurzer Überlegung. »
Der Goldene Hirsch
. Dort kann man auch gut essen.«
»Das passt ja wunderbar.« Bleich schenkte ihr und Mona ein strahlendes Lächeln.
»Ich bin übrigens die Mutter. Mona Bredov«, sagte Mona mit zuckersüßer Stimme.
»Die Mutter?«, säuselte Bleich. »Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Vielleicht die ältere Schwester … «
»Aber was machen wir mit den Mädchen?«, wandte sich Jolanda schnell an Mona. »Sollen wir sie vorher heimbringen? Oder sollen wir sie in ein Taxi setzen?«
»Lass sie doch mitkommen«, meinte Mona. »Sie sind immerhin inzwischen vierzehn.«
»Na gut.« Jolanda war einverstanden.
»Ihre Töchter?«, fragte Bleich mit einem Seitenblick auf Elena und Miranda.
»Ja. Das heißt nein«, antwortete Jolanda. »Nur die eine, Elena. Die andere ist ihre Cousine Miranda, aber sie lebt bei uns in der Familie, weil ihre Eltern … leider gestorben sind.«
»Das tut mir leid«, sagte Johannes Bleich mit echter Anteilnahme. Dann lächelte er wieder. »Die beiden scheinen zwei aufgeweckte Mädchen zu sein.« Er nickte ihnen freundlich zu.
Die Buchhändlerin kam mit dem Blumenstrauß, den sie in Papier gewickelt hatte, aus dem Nebenraum. »Ich möchte mich bei Ihnen herzlich für Ihren Vortrag bedanken«, sagte sie. »Sie schicken mir Ihre Rechnung zu, ja? Ich hoffe, mit Ihrem Hotel ist alles in Ordnung?«
»Zweimal Ja«, sagte Johannes Bleich. »Sie kommen nicht mit in den
Goldenen Hirsch
, um den Abend gemütlich ausklingen zu
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