Magic Girls – Eine verratene Liebe
lassen?« Er nahm den Blumenstrauß in Empfang und wollte wieder nach dem Wasserglas greifen. Jetzt erst merkte er, dass er die Vase in der Hand hielt. Sie war leer. »Oh mein Gott … « Er wurde blass. »Ich habe aus der Vasegetrunken … Wo die Blumen doch heute so mit Chemie behandelt werden … « Er ächzte und griff sich an die Kehle. »Ich hoffe, dass das Blumenwasser nicht allzu giftig war.« Dann erhob er sich und klappte seinen Laptop zu.
»Ich kann leider nicht mit ins Gasthaus kommen, obwohl ich große Lust hätte«, sagte die Buchhändlerin bedauernd. »Aber meine Kolleginnen und ich müssen den Raum hier noch aufräumen, weil wir am Montagmorgen den Laden pünktlich aufmachen wollen, und die ersten Kunden kommen immer schon um neun Uhr.«
»Kein Problem«, meinte Bleich und schüttelte ihr die Hand. »Es hat mir Spaß gemacht, hier zu sein. Vielen Dank. Ihnen auch noch einen schönen Abend.«
Er klemmte seinen Laptop unter den Arm und sah sich nach seiner Aktentasche um. Mona bot an, ihm den Blumenstrauß abzunehmen. »Um das alles zu tragen, bräuchten Sie ja drei Hände«, sagte sie scherzhaft.
»Das wäre manchmal ganz schön praktisch«, stimmte Bleich ihr zu.
Elena hätte schwören können, dass Mona keinen Finger gerührt hatte, aber der Parapsychologe hatte auf einmal zwei rechte Arme. Sie steckten in seinem grauen Jackett und einer sah aus wie der andere – nur, dass die eine Hand die Aktentasche trug und die andere den Laptop. Mona nahm ihm wortlos den Blumenstrauß aus der linken Hand, worauf die Linke nach der Aktentasche griff und der überzählige Arm verschwand. Das alles geschah in Sekundenschnelle …
»Das Vasenwasser … so ganz gut ist mir gerade nicht.« Bleich stöhnte und schien etwas verwirrt.
»Machen Sie sich mal nicht zu viele Sorgen. Ein Mann wie Sie verträgt schon was, so ein Schluck Blumenwasser bringt Sie nicht um«, beruhigte Mona ihn.
»Wenn Sie das sagen … « Bleich folgte Mona, die mit dem Blumenstrauß durch die Buchhandlung marschierte. Jolanda, Elena und Miranda schlossen sich ihnen an.
Draußen vor der Tür standen Jana und Nele zusammen mit Frau Kleist, Janas Mutter.
»Oh, wartet ihr auf uns?«, fragte Miranda. »Wir gehen noch in den
Goldenen Hirsch
, weil Elenas Mutter Herrn Bleich für die Zeitung interviewen will.«
»Ach so, schade«, sagte Nele bedauernd. Sie sah Frau Kleist bittend an. »Können wir nicht auch mitkommen?«
»Oh nein, das wird viel zu spät für euch«, sagte Janas Mutter und schüttelte den Kopf.
Elena hatte keine andere Reaktion erwartet. Frau Kleist war sehr streng, und Jana hatte sich schon oft darüber beschwert, dass ihr Tag völlig durchgeplant war.
»Dann telefonieren wir morgen Vormittag«, rief Jana und winkte Elena und Miranda zu. »Also – ich fand’s superinteressant, besonders die Sache mit der Regenbogenschlange.« Sie blinzelte Miranda zu, während Frau Kleist schon ungeduldig mit den Autoschlüsseln klimperte. »Euch noch viel Spaß!«
»Für mich keinen Wein, sondern nur einen Orangensaft«, sagte Jolanda, als sie im
Goldenen Hirsch
an einem Tisch Platz genommen hatten. »Ich bin nämlich schwanger«, fügte sie erklärend hinzu.
»Ach so«, meinte Bleich. »Wann ist es denn so weit?«
»Erst im Februar.« Jolanda zückte ihren Notizblock. »Jetzt aber zu Ihnen, Herr Bleich. Wenn ich Sie richtig verstandenhabe, dann wollten Sie mit Ihrem Vortrag beweisen, dass es keine Magie gibt.«
»Exakt.« Der Parapsychologe nickte und zog die Speisekarte zu sich heran. »Also, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich muss jetzt unbedingt noch einen Happen essen.«
Mona und Jolanda bestellten einen Salat, während sich Miranda und Elena für eine Pizza entschieden. Bleich wählte nach einiger Überlegung ein Rumpsteak, halb blutig, mit Pommes.
»Dann gibt es Ihrer Meinung nach natürlich auch keine Hexen und Zauberer, Herr Bleich?«, hakte Mona nach, als der Ober die Bestellung aufgenommen hatte und wieder verschwand.
»Mutter,
ich
führe das Interview«, sagte Jolanda zu Mona.
»Ich weiß, Liebes. Ich bin eben neugierig.« Mona lächelte.
»Es mag Leute geben, die die Bezeichnung Magier oder Hexe führen, aber das heißt noch lange nicht, dass sie über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen«, antwortete der Autor. »Sie haben vielleicht gute psychologische Kenntnisse und sind sehr fingerfertig. Sie beherrschen die Kunst des Täuschens, aber ohne dass die physikalischen Gesetze
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