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Magic Girls – Eine verratene Liebe

Magic Girls – Eine verratene Liebe

Titel: Magic Girls – Eine verratene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Um zu verhindern, dass er ausgeschimpft wurde, wenn er mit einem Loch in der Hose nach Hause kam, passte er auf dem Heimweg auf, nicht auf die Fugen zwischen den Gehsteigplatten zu treten. Oder wenn es darum ging, eine Entscheidung zu treffen, achtete er darauf, welches Kennzeichen das nächste vorbeifahrende Auto hatte. Endete das Kennzeichen mit einer geraden Zahl,dann hieß die Entscheidung »Ja«, endete es mit einer ungeraden Zahl, bedeutete das »Nein«…
    »Magische Rituale erleichterten also in den ersten Jahren mein Leben«, schloss Bleich und klappte das Buch zu, nachdem er mehrere Seiten daraus vorgelesen hatte. »Ich hatte damals keinerlei Zweifel an ihrer Wirkung.«
    Die Buchhändlerin trat ans Mikrofon und bat um eine Viertelstunde Pause. »Sie können sich in der Zeit unseren Büchertisch ansehen. Nach der Pause wird Herr Bleich einige Bilder von seinen Reisen zeigen.«
    Während die Zuhörer von ihren Stühlen aufstanden, begann Bleich mit seinen Vorbereitungen für eine Diaschau und baute auf dem Tisch Computer und Beamer auf. Zwei Angestellte ließen hinter ihm eine Leinwand herunter.
    Einige Besucher kamen mit Büchern nach vorne und wollten, dass der Autor ihnen eine persönliche Widmung hineinschrieb.
    »Jetzt nicht«, murmelte Bleich. »Sie sehen doch, auf dem Tisch ist gar kein Platz mehr. Wo soll ich denn da schreiben? Kommen Sie hinterher, dann gebe ich Autogramme. – Kann mal jemand die komischen Blumen wegnehmen?« Er schob die Glasvase nervös zur Seite.
    »Ja, natürlich, selbstverständlich.« Die Buchhändlerin überschlug sich fast vor Freundlichkeit. »Kannst du dich bitte darum kümmern?«, fragte sie ihre Auszubildende.
    Das Mädchen nickte, nahm den Strauß aus der Vase, wickelte ein Papiertaschentuch um die tropfenden Stiele und trug die Blumen ins Büro.
    Die hohe schmale Vase blieb auf dem Tisch stehen. Bleich rückte sie ein Stück zur Seite, testete, ob der Beamer funktionierte, und steckte einen US B-Stick an seinen Laptop.
    »Er scheint Magie für eine Erfindung zu halten, zumindest jetzt als Erwachsener«, flüsterte Miranda in Elenas Ohr. »Wahrscheinlich benutzt er nur die Schlagworte Magie und Zauberei bei seinen Vorträgen, damit sich seine Reisebücher besser verkaufen.«
    »Ich finde, er ist ziemlich von sich überzeugt«, wisperte Elena zurück. »Ich wünschte mir, er hätte ein paar Erlebnisse, für die er keine Erklärung findet.«
    Miranda grinste. »Dafür kann ich sorgen.«
    »Was hast du vor?«, erkundigte sich Elena.
    »Wart’s ab«, antwortete Miranda geheimnisvoll.
    Als die Pause zu Ende war, setzten sich die Zuhörer wieder auf ihre Stühle. Etliche Leute hatten Bücher von Johannes Bleich gekauft, und die Buchhändlerin machte ein zufriedenes Gesicht.
    Die Beleuchtung im Raum wurde leicht abgedunkelt, und Herr Bleich präsentierte seine ersten Bilder auf der Leinwand. Er erzählte von den australischen Ureinwohnern und ihren Traumpfaden, auf denen sich nach deren Glauben magische Wesen bewegten, die Leben und Tod miteinander verbanden. Er berichtete von der Regenbogenschlange, die Berge und Täler geschaffen hatte und die es regnen lassen konnte. Als ein Bild der Schlange auf der Leinwand erschien, bewegte Miranda sacht den Finger   … und an der Leinwand liefen kleine Rinnsale herab, die hinter der Bühne auf den Boden tropften.
    Herr Bleich hielt irritiert inne. Er blickte nach oben. »Regnet es irgendwo herein?«
    »Unser Dach ist dicht«, sagte die Buchhändlerin, die ganz blass geworden war. »Außerdem regnet es draußen nicht. Es ist trocken, schon den ganzen Tag   … «
    »Woher kommt dann die Feuchtigkeit?«, rätselte Bleich. »Wohnt noch jemand über ihnen?«
    »Über uns ist nur der Dachboden – und da steht eigentlich nichts, was auslaufen könnte«, antwortete die Buchhändlerin. »Aber ich schaue lieber nach.«
    Zusammen mit zwei Angestellten sauste sie los.
    Die Beleuchtung ging wieder an, der Vortrag war unterbrochen. Die Auszubildende der Buchhandlung erschien mit Eimer und Lappen, um den nassen Boden aufzuwischen. Von der Leinwand tröpfelte es immer noch. Bleich versuchte herauszufinden, wo die Feuchtigkeit austrat. Jemand rief ihm zu: »Zeigen Sie doch einfach ein anderes Bild.«
    »Ich glaube nicht, dass es daran liegt«, meinte Bleich, aber er drückte auf eine Taste. Die Regenbogenschlange verschwand, es erschien eine Abbildung des Ayers Rock, des berühmten roten Felsens in Australien. Und die Leinwand war plötzlich

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