Magic Girls – Eine verratene Liebe
außer Kraft gesetzt werden, wenn ich es mal so ausdrücken darf.«
Jolanda machte sich eifrig Notizen.
»Und auf Ihren Reisen ist Ihnen nie etwas Ungewöhnliches begegnet?«, wollte sie wissen.
»Doch, natürlich hatte ich aufregende Erlebnisse, die mich sowohl schockiert als auch beeindruckt haben. Und manches sah auf den ersten Blick auch nach echter Magie aus – was sich hinterher jedoch relativiert hat. Die Magie, sagen wir es so, liegt im Unterschied der Kulturen.«
»Das ist ein kluger Satz«, meinte Jolanda bewundernd.
»Darf ich ihn in meinem Artikel wörtlich zitieren?«
Herr Bleich nickte.
»Und welche Erklärung haben Sie für die tropfende Leinwand?«, erkundigte sich Miranda und nippte an ihrem Glas Cola.
»Das war ein Trick der Buchhandlung, um die Besucher zu verblüffen«, sagte Johannes Bleich ohne Zögern. »Wahrscheinlich befindet sich in der Wand hinter der Leinwand eine Sprenkelanlage, die die Buchhändlerin unauffällig angestellt hat. Vermutlich lässt sie sich mit einer Fernbedienung steuern. Ich muss zugeben, die Buchhändlerin und ihre Angestellten haben ihre Rollen sehr überzeugend gespielt. Ihre Überraschung wirkte täuschend echt, ich wäre fast darauf reingefallen.« Er lachte.
»Sie glauben also nicht, dass das Wasser etwas mit Ihrem Bild von der Regenbogenschlange zu tun hat?« Jolanda blätterte die Seite ihres Notizblocks um.
»Nein, auch wenn es für die Zuschauer so ausgesehen hat.« Herr Bleich schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, es gibt so viele Betrüger und Scharlatane, die versuchen, mit angeblich echter Magie Aufmerksamkeit zu erregen und Geld zu verdienen. Da muss man als ernsthafter Wissenschaftler mehr als skeptisch sein. Ein Amerikaner hat schon vor Jahren versprochen, demjenigen eine Million Dollar zu zahlen, der vor seinen Augen den Beweis erbringen kann, dass er übersinnliche Fähigkeiten besitzt. Das hat bis heute keiner geschafft. Eine Million Dollar sollten doch ein Ansporn sein, oder?«
»Vielleicht legt man nicht mehr so viel Wert auf Geld, wenn man tatsächlich magische Fähigkeiten hat«, warf Mona ein und legte den Kopf leicht schief.
»Haha, Sie meinen, man kann sich das Geld dann einfachherbeihexen … « Johannes Bleich klopfte sich vor Vergnügen mit der flachen Hand auf den Schenkel. »Das ist ein guter Witz! Jetzt weiß ich, warum noch keinem der Beweis gelungen ist! Man braucht die Million gar nicht!« Daraufhin lehnte er sich zurück und blickte mit zufriedener Miene in die Runde.
Das Essen kam. Elena und Miranda tauschten eine halbe Pizza aus, denn jede mochte auch die Sorte, die die andere gewählt hatte. Mona stocherte nachdenklich in ihrem Salat und Jolanda schrieb und schrieb. Johannes Bleich machte sich freudig über sein Steak her.
»Was würden Sie tun, wenn Ihnen tatsächlich ein enger Vertrauter den Beweis für Magie erbringen würde?« Mona legte die Gabel beiseite.
»Worauf wollen Sie hinaus?«, meinte Herr Bleich und sah Mona auffordernd an.
»Nun … «, begann Mona, aber Jolanda blickte auf und sagte scharf: »Mutter! Stell Herrn Bleich doch bitte keine so absurden Fragen!«
Mona lächelte süßsauer und wechselte das Thema. »Sind Sie verheiratet, Herr Bleich?«, fragte sie unverfroren.
Johannes Bleich stutzte und gab dann – mit einem Schmunzeln auf den Lippen – gelassen zurück: »Ich bin Single. Wieder Single, zum Glück. Ich war einmal zwei Jahre lang verheiratet, dann haben wir uns scheiden lassen. Es war besser so. Jemand, der die ganze Zeit auf Reisen ist, ist ein schlechter Ehepartner.«
»Sagen Sie so etwas nicht«, widersprach Mona. »Es gibt auch sehr abenteuerliche Frauen. Wahrscheinlich haben Sie sich einfach die falsche Partnerin ausgesucht.«
»Meinen Sie?«
»Davon bin ich überzeugt. Es gibt viele Frauen, die gern die Welt kennenlernen und jeden Tag etwas Neues erleben würden«, behauptete Mona. »Sie geben sich nicht damit zufrieden, wenn ihr Partner am Samstag den Wagen wäscht und den Rasen mäht. Sie wollen viel lieber mit ihm zusammen im Outback campen oder den Himalaja besteigen oder in einer kleinen Cessna die Alpen überfliegen … «
»Oh«, sagte Johannes Bleich, »so eine Frau habe ich leider noch nicht kennengelernt.«
Die beiden tauschten einen intensiven Blick aus. Dann verschluckte sich Herr Bleich plötzlich und musste schrecklich husten. Mona stand auf und klopfte ihm auf den Rücken.
»Ich muss aufs Klo, kommst du mit?«, wisperte Miranda Elena zu.
Elena nickte
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