Magic Love
Dessert rief. Sabrinas Tanten hatten sich auch hier an das griechisches Thema gehalten und sich für Baklava entschieden, die nun auf dem Tisch stand. Höflich hatte Zelda auch die Schachtel Pralinen geöffnet, die die Pids mitgebracht hatten. Hexen liebten Schokolade. Im Gegensatz zum Kommentar von Forrest Gump, „Man weiß nie, was man bekommt“, konnten sie durch die Hülle sehen. Sie wussten immer, was sie bekamen.
Salem hatte den Großteil des Abends auf dem Kaminsims verbracht, doch die Auswahl der Köstlichkeiten auf dem Tisch war eine zu große Verlockung. Er sprang neben Sabrina und beäugte hungrig die Baklava. Sabrina strich Salem über den Rücken und brach ihm ein Stück Kruste ab.
Martin schien von dieser Geste abgestoßen zu sein. „Ist das nicht süß“, höhnte er sarkastisch, „Sabritze und ihre Mietze.“
Sabrina kochte. War die ganze Familie von Kosenamen besessen? Ihre Sprachlosigkeit machte es Martin möglich, seine Abneigung noch weiter klarzustellen. „Wo wir herkommen, werden die niederen Lebensformen vom Esstisch verbannt.“
Niedere Lebensformen! Lange nicht mehr in den Spiegel geschaut, was? Salem konnte sich nicht entscheiden, welcher Teil der Bemerkung ihn mehr zum Kochen brachte. Er krümmte den Rücken, landete mit einem Satz vor Martin und zischte: „Mietze! Ich bin ein reinrassiges amerikanisches Kurzhaar, Freundchen. Im Gegensatz zu dir, du Hintertreppen-Hexenmeister.“
Erstaunlicherweise biss Martin nicht an. Er gähnte bloß und griff sich eine Handvoll Baklava. Zwei Dinge wurden ganz klar: Salem war ihm keinen Streit wert und sprechende Katzen überraschten ihn nicht. Wenn Martin ein Hexenmeister gewesen wäre, hätte er vermutlich sofort einen Gleichrangigen in Salem erkannt.
Die Pids gingen kurz nach dem Dessert, aber nicht ohne eine Gegeneinladung auszusprechen – sie luden Sabrina ein. „Du musst uns besuchen“, beharrte Veronica. „Quentin wird dich einmal mitbringen.“
„Also, dieser Abend gehört eindeutig zu den Top Ten der merkwürdigsten Abende überhaupt“, erklärte Sabrina und schloss die Tür hinter den Gästen. Sie kehrte in die Küche zurück, um den Abwasch zu erledigen.
Zelda schien besonders verwirrt. „Falls das Hexen wie wir sind, dann leisten sie Erstaunliches, um jeden Hinweis zu verschleiern.“
„Und wie gut ihnen das gelingt“, fügte Salem hinzu, während er auf den Tisch sprang, um die Reste des Desserts zu verschlingen.
Zelda schüttelte den Kopf. Sie hatte nachgedacht. „Ich muss dich leider enttäuschen, Sabrina, doch nach diesem Abend bin ich mir sicher: die Pids müssen Sterbliche sein. Sie sind seltsam, das stimmt. Martin ist vermutlich der flegelhafteste Mann, dem ich je begegnet bin, und ich blicke dabei auf einige Jahrhunderte zurück. Und Veronica hat einen hübschen Kopf, aber nicht viel darin. Quentin scheint noch der Normalste von allen zu sein, muss ich sagen.“
Salem unterbrach das Abschlecken des Gebäcks lange genug, um ihr zuzustimmen. „Ich sage bloß: abstoßend, abgedreht, eklig, hohlköpfig – und sterblich.“
Sabrina wandte sich dem Porträt von Tante Louisa an der Küchenwand zu. Sie hatte einen ganz speziellen Blick für die Geschehnisse im Hause der Spellmans. Und auch sie schien die Gäste für Sterbliche zu halten.
Allein Tante Hilda blieb seltsam still. Sabrinas normalerweise übersprudelnde Tante war ganz untypisch schweigsam gewesen, seit sie und Veronica zum Dessert heruntergekommen waren. Sie hatte die Pids noch nicht einmal bis zur Tür gebracht, sondern war am Küchentisch sitzen geblieben, wie verloren in den Weiten des Weltraums.
„Was meinst du, Tante Hilda?“, fragte Sabrina schließlich. Der Klang von Sabrinas Stimme schien sie aus ihren Träumen zu reißen. Sie blickte ihre Nichte an, und ihre Stimme war klar und fest, ganz und gar untypisch für Hilda. „Nein, sie sind es nicht.“
„Oh, könntest du das etwas genauer sagen? Nein, sie sind nicht... was?“
„Sterblich. Sie sind nicht sterblich.“
Zelda, Sabrina und Salem spitzten interessiert die Ohren.
„Spuck es aus“, befahl Salem. „Was weißt du und woher weißt du es?“
Hilda holte einmal tief Luft. Und noch einmal. Und noch ein drittes Mal. Schließlich sprudelte sie hervor: „Von dem Moment an, als Veronica durch diese Tür kam, hatte ich das Gefühl, sie zu kennen. Ich wusste nur nicht, woher. Als ich also mit ihr raufging, um ein paar Fotos anzugucken, habe ich sie gefragt, wie ihr Mädchenname ist.
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