Magic Park 1 - Das Geheimnis des Greifen (German Edition)
nicht.«
»Vielleicht einen Schatz«, witzelte Logan.
Blue blickte nachdenklich drein. »Ehrlich gesagt … kann schon sein.«
»Können euch ihre Eltern nicht sagen, was sie so plappern?«, wollte Logan wissen.
»Nira ist immer zu beschäftigt«, erklärte Blue. »Und Riff ist zu verpeilt.«
»Sechs Jungtiere sind ganz schön viel Arbeit«, meinte Zoe. »Und das ist noch dazu ihr erster Wurf.« Ihre Stimme schwoll an vor Stolz. »Die Kahn-Menagerie hält den weltweiten Rekord im Züchten von Greifen. Mom und Dad haben damals Riffs Wurf aufgezogen und dann einen seiner Brüder mit einer anderen Menagerie gegen Nira getauscht. Uns war von Anfang an klar, dass sie ein perfektes Paar abgeben würden.«
Logan dachte an den verschlafenen, mürrischen weißen Greif und fragte sich, ob Zoe recht hatte. Aber den weltweiten Rekordhalter im Greifenzüchten wollte er nicht in Zweifel ziehen.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte er stattdessen und nickte in Richtung Bibliothek.
»Wir lassen unsere Räder an der Pizzeria stehen«, schlug Zoe vor. »Dann sehen die Bibliothekare sie nicht, wenn sie nachher heimgehen. Und wir verstecken uns drinnen, bis sie schließen.« Sie schaute auf ihre Uhr. »Wir haben zehn Minuten. Na los!«
Die Pizzeria lag gleich um die Ecke. Als sie ihre Räder in der kleinen Gasse an die Wand lehnten, bemerkte Logan, dass das Restaurant geschlossen hatte, was ihm an einem Freitagabend komisch vorkam. Er versuchte, einen Blick durch das dunkle Fenster zu erhaschen, aber er konnte rein gar nichts erkennen. Nur … War das da auf dem Boden etwa eine Pfütze aus Tomatensoße?
»Komm schon!« Zoe zerrte an Blues Ärmel und rannte zur Bibliothek.
Logan und Blue folgten ihr. Logan fand es toll, dass Blue nie hetzte. Er verfiel mit dem größeren Jungen in Gleichschritt und gemeinsam schlenderten sie die Treppe zur Bücherei hinauf. Zoe war bereits im Innern verschwunden.
»Warte mal!« Blue blieb stehen, um einen Zettel am Schwarzen Brett zu inspizieren. Logan warf ebenfalls einen Blick darauf. Es ging um ein Treffen der Viehzüchter aus der Gegend, die sich wegen verschwindender Schafe besprechen wollten. Er schaute zu Blue. Was zum …
»Okay, jetzt!«, sagte Blue und Logan begriff, dass er nur auf eine passende Gelegenheit gewartet hatte, um hineinzuschlüpfen. Die einzige Bibliothekarin an der Theke bückte sich eben, um das Regal mit den zurückgegebenen Büchern zu leeren. Unbemerkt konnten sie sich an ihr vorbeischleichen. Logan grinste. Clever, Blue.
Blue nahm mit seinen langen Beinen immer zwei Stufen auf einmal und flitzte in den ersten Stock hinauf. Oben angekommen, machte er einen Schwenk und überflog die Bücherregale, die runden Arbeitstische und die Lehnsessel, die in dunklen Ecken standen. Logan machte dasselbe, doch außer Zoe, die nervös zwischen den Regalen umhertigerte und alles absuchte, entdeckte er nichts. Es gab eine Menge Wände und hohe Schränke, sodass es unmöglich war, den kompletten Raum im Gesamten einsehen zu können. Die wenigen Leute, die noch an den Tischen saßen, packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg ins Erdgeschoss.
»Die Bibliothek schließt in fünf Minuten«, ertönte eine Stimme über die Lautsprecheranlage. »Bitte bringen Sie alle Ihre Materialien zur Ausleihtheke.«
»Na, so was.« Hinter einem wandelnden Bücherstapel tauchte der Kopf der Schulbibliothekarin auf. Ihr limettengrüner Rock wirkte hier, außerhalb der Schule, etwas weniger schrill. Sie lächelte sie an. »Wie schön, meine Schüler an einem Freitagabend in der Bücherei zu treffen.«
»Hi, Miss Sameera«, sagte Blue und schüttelte sich die Haare aus den Augen. »Brauchen Sie Hilfe?« Er griff nach ihren Büchern, doch sie trat rasch einen Schritt zurück.
»Nein, nein. Ist auch nichts Interessantes dabei. Nur ein privates Projekt.« Sie stieß ein merkwürdiges Lachen aus. Logan war sich nicht hundertprozentig sicher, aber er hatte den Eindruck, als hielte sie die Bücher absichtlich so, dass er und Blue die Titel nicht lesen konnten.
Komisch, dachte er. Muss ja was wirklich Peinliches sein.
»Bis Montag«, sagte sie zuckersüß und eilte dann so schnell die Treppe hinab, dass die kleinen Spiegel an ihrem Rock klimperten und funkelten.
Neugierig lehnte sich Logan über das Geländer und sah zu, wie sie an die Ausleihtheke trat. Aus dieser Entfernung konnte er die Titel der Bücher nicht erkennen, aber eines hatte eindeutig zwei Einhörner auf dem
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