Magic Park 1 - Das Geheimnis des Greifen (German Edition)

Hausarrest hatte, ist Zoe immer so ins Haus geschlichen«, teilte Blue Logan mit. Er griff nach dem niedrigsten Ast des Baums, der neben der Mauer wuchs, und zog sich hoch. Logan folgte ihm und gemeinsam kletterten sie durch die breite, verästelte Krone, um auf die Mauer der Sterlings zu kommen.
    In einer Ecke des Hinterhofs war ein Zen-Garten mit einem lächelnden Steinbuddha und einem kleinen Springbrunnen angelegt. Der restliche Garten wurde zum Großteil von einem glitzernden blauen Schwimmbecken eingenommen, das von innen heraus beleuchtet war. Daneben stand ein kleines weißes Poolhaus mit Lamellentüren. Neben mehreren Liegestühlen lag ein grünes Floß in der Form eines Krokodils, auf dem jemand ein schwarzes Handtuch vergessen hatte. Der Pool muss beheizt sein, wenn sie im Oktober noch schwimmen gehen, dachte Logan. Auf einem anderen Stuhl entdeckte er ein schwarz-goldenes Buch, und er hoffte, dass sich jemand daran erinnern würde, bevor es zu regnen anfing.
    Kein Mensch war zu sehen, nicht einmal Zoe.
    Blue ließ sich leise in den Garten fallen, weniger leise gefolgt von Logan. Erst als Logans Turnschuhe dumpf auf dem Gras aufkamen, wurde ihm klar, dass über die Mauer kein Weg zurückführte.
    »Wie kommen wir wieder raus?«, wisperte er Blue zu.
    »Das hat Zoe nie wirklich ausgetüftelt«, flüsterte Blue zurück. »Normalerweise sind sie und Jasmin erwischt worden und Mrs   Sterling hat sie mit einem Donnerwetter nach Hause befördert.«
    Logan fröstelte. Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich geht es diesmal anders aus.
    Auf Zehenspitzen schlichen sie durch den Garten, immer im Schatten der Wand, bis sie das Haus erreichten. Hohe Fenster, die fast alle mit langen silbrigen Vorhängen verhängt waren, schauten auf ein kühl eingerichtetes Esszimmer. Durch die Ritzen im Vorhang konnte Logan Jasmin, ihren Bruder Jonathan und ihre Eltern sehen, die an einem polierten Tisch aus Kirschholz saßen und zu Abend aßen. Über ihnen hing ein Kronleuchter, dessen Licht sich in Spiegeln, Glasvasen und silbernen Kerzenhaltern brach und den Raum regelrecht erstrahlen ließ. Jedenfalls gab es dort drinnen eine Menge glänzender Wertstücke, die ein Greifenkind leicht für einen Schatz halten konnte.
    »Hier drüben«, zischte Zoe ihnen zu, die hinter der nächsten Ecke stand. Sie kauerte neben einer Tür aus Metall und Glas, die in ein Zimmer voller Pflanzen führte, das nahezu vollständig aus Glaswänden und Dachfenstern zu bestehen schien. Vorsichtig drückte Zoe die Klinke herunter. Dann schlichen sich alle drei ins Innere und gingen hinter einer dicken Palme in Deckung. Logan wusste, dass einige der extravaganten roten Blumen Orchideen waren, aber sämtliche anderen Pflanzen waren ihm völlig fremd.
    »Wozu haben sie einen Garten im Haus?«, flüsterte er Zoe zu.
    »Das ist ein Wintergarten«, flüsterte sie zurück.
    »Vielleicht ist der kleine Greif ja hier drin«, überlegte Blue hoffnungsvoll.
    Sie teilten sich auf, um die Pflanzen zu inspizieren. Logan sah unter den Tischen nach und steckte den Kopf sogar noch in die dichtesten Blättertrauben. Aber als sie am anderen Ende des Wintergartens angekommen waren, hatte keiner von ihnen auch nur eine Spur von dem Greif gefunden.
    »Wir müssen ins Haupthaus«, beschloss Zoe und spähte durch die Glastür, die Küche und Wintergarten voneinander trennte. »Leise«, ermahnte sie die Jungs, bevor sie die Tür einen Spalt öffnete und hindurchglitt. Nachdem Blue ihr gefolgt war, quetschte auch Logan sich durch den schmalen Durchgang.
    Die Küche war gigantisch und blitzblank. Alles bestand aus Silber und Kirschholz, wie das Esszimmer; die Arbeitsflächen waren aus schwarzem Marmor. Logan konnte im Nebenzimmer das Geklapper von Besteck und gedämpfte Stimmen hören. Eben sagte Jonathan irgendetwas, das die anderen drei zum Lachen brachte. Für Logans Geschmack klangen sie viel zu nah, und zum ersten Mal an diesem Wochenende wünschte er sich tatsächlich, zu Hause zu sein und mit Tinka auf dem Schoß fernzusehen.
    Zoe schob eine der Türen zur Speisekammer auf und drückte gegen das Regal an der Seite, bis es in die Wand zurückglitt und eine enge Wendeltreppe offenbarte, die sich in die Dunkelheit schraubte. Blue ging als Erster, dann kam Logan. Zum Schluss folgte Zoe, die Tür und Regal hinter sich wieder an ihren Platz rückte, sodass alles Licht auf einmal zu erlöschen schien. Logan blieb stehen und versuchte nervös, sich im Zwielicht zu orientieren, als er