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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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raus, gleich kommt die Security.«
    »Kein
Problem«, sagte ich, »ich bring ihn gleich raus, lass uns noch kurz warten,
sonst kotzt er euch den ganzen Weg voll!«
    »Gleich
kommt die Security, der muss schnell raus.«
    »Nun warte doch mal kurz!«
    Jetzt kamen
zwei Frauen in Kittelschürzen dazu, die hatten Eimer, Wischlappen,
Gummihandschuhe, das ganze Programm. »Können wir da mal ran bitte?!«, rief eine
von ihnen.
    »Moment
noch!«, rief ich. Basti schwankte hin und her. Die Blaskapelle machte gerade
eine Pause und es war ganz still im Hofbräuhaus und wir hatten alle nur Augen
für Basti und warteten gespannt, was er wohl als nächstes tat.
    Basti tat
erst einmal gar nichts. Er schloss den Mund, atmete tief und zischend durch die
Nase ein, hielt die Luft an und schaute sich um.
    Dann fing
er wieder an zu singen. Ein Lied, das nur er verstand, aber ganz eindeutig ein
Lied.
    »Gleich
kommt die Security!«, sagte der Kellner.
    Ich legte
Bastis linken Arm um meine Schulter und schleifte ihn raus, während er immer
weiter sang. Die Blaskapelle blieb stumm, er hatte das ganze Publikum für sich.
Zu Ferdi rief ich: »Ich bringe ihn ins Fluxi, dann komme ich wieder!« Ferdi
nickte und hob beide Daumen. Die Frauen fingen an, den Tisch sauberzumachen.
Die Blaskapelle spielte ein neues Lied. Basti sang sein altes weiter.

50. Die Zombie-Armee
    Die
frische Luft tat
Basti ganz gut, er ließ sich zwar weiter von mir mitschleifen statt selbst zu
laufen, aber sein Gesang wurde kräftiger und auch verständlicher, es ging in
seinem Lied um einen jungen Mann, der seine Braut und seinen Sohn sehen wollte
und die dann aber auf der Totenbahr fand, wobei er an der Zeile »Lieschen lag
mit ihrem Söhnchen auf der Totenbahr« irgendwie hängenblieb wie eine
Schallplatte, die einen dicken Kratzer hat, und das nervte dann doch ziemlich,
deshalb sagte ich ihm, dass ich ihn, wenn er nicht die Schnauze hielte, in den
Rinnstein werfen würde, und dass er sich schämen solle, so einen Scheiß zu
singen und wo er das überhaupt herhabe, was ich aber nicht etwa aus Interesse
fragte, sondern in der Hoffnung, dass er über den Versuch, mir darauf zu
antworten, das Singen vergessen würde, und so war es auch, er stotterte sich
irgendwas zusammen, das darlegen sollte, warum es gerade für die Hosti Bros als
elektronische Musiker, die auch ein DJ-Team waren, wichtig war, »sich mit
Liedern, sich mit Liedern, sich mit Liedern, also jedenfalls mit Liedern …«,
und dann schlief er ein, was das Mitschleifen erschwerte. Gottseidank war er
eher mager und klein, also das genaue Gegenteil von mir, und ich nahm ihn
mühelos und legte ihn mir über die Schulter, und zwar
so, wie es mir Frankie mal gezeigt hatte, das war jetzt aber ewig her, zehn,
fünfzehn Jahre, Frankie, die alte Socke, wir hätten ihn nicht dauernd Herr
Lehmann nennen sollen, dachte ich, als ich Basti im Gamstragegriff, so hatte
Frankie das genannt, er hatte das in der Armee gelernt, als ich also Basti im
Gamstragegriff quer über den Viktualienmarkt trug, was hier irgendwie nicht
weiter auffiel, schon der singende Basti war kein großer Eyecatcher gewesen,
als Garns auf der Schulter war er praktisch unsichtbar, das imponierte mir, die
waren wohl einiges gewohnt, die Münchner.
    Ich
legte ihn auf die
Rückbank und da schnarchte er dann vor sich hin, während ich uns zum Fluxi
fuhr, das zwar Fluxi Maxx Munich 2 hieß, deshalb aber noch lange nicht in
München lag, sondern in Unterschleißheim, das war oben im Norden, und der Weg
dahin war weit, ich brauchte über eine halbe Stunde. Als wir endlich angekommen
waren, legte ich mir einen Arm von ihm um die Schulter und zerrte ihn so
aufrecht es ging ins Hotel und lehnte ihn gegen den Tresen und haute auf die
Klingel und schon kam jemand herbei.
    »Ich bin Karl
Schmidt, da muss für mich ein Zimmer gebucht sein, auf BummBumm Records oder
Kratzbombe.«
    »Moment,
Moment …« Es war ein junger Typ, er sah ein bisschen wie ein Student aus, er
hatte auch ein Buch in der Hand und als er es aufgeklappt hinlegte, um in seinen
Computer hineinzutippen, konnte ich den Titel erkennen, es war Golo Manns
»Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts«, eindeutig ein Sonderling,
der Fluxi-Mann, wahrscheinlich Geschichtsstudent, »… so, hier, das stimmt,
Sie wurden von Herrn Müller, Ferdinand,
eingecheckt auf Zimmer Nr. 105, das ist ein Einzelzimmer«, bla, bla, der Mann
kramte und kramte in seinem Computer herum und währenddessen rutschte

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